

Edge 2000 X von Composite RC Gliders
FREE-STYLE
Die Edge 2000 X von Composite RC Gliders ist ein Segler der Zwei-Meter-Klasse mit Vierklappenfläche in CFK/GFK-Bauweise. Was ist ihr Metier, der Hang oder die Thermik, das ruhige Kurbeln oder dynamisches Heizen? Im folgenden Test finden wir es heraus.

Lieferumfang und Bauausführung
Ausgeliefert wird die Edge 2000 X mit der fertig gebauten zweiteiligen Fläche, Rumpf mit Pendelhöhenruder, Motorspant, Kleinteilen zum Bau der Ruderanlenkungen – und einem fertig konfektionierten Kabelbaum für die Flächenservos. Bei der Bauweise setzt Composite RC Gliders auf eine sehr solide Voll-GFK/CFK-Konstruktion. Im Detail bedeutet dies, dass die kompletten Flächen und der hintere Rumpfbereich aus einem CFK-Laminat hergestellt sind. Im Rumpfnasen- und Kabinenhaubenbereich kommt überwiegend GFK zum Einsatz, um 2,4-GHz-Empfänger nicht zu beeinträchtigen.
Das Finish besteht aus einer weißen Lackierung, mit Ausnahme der Flächen- und Höhenleitwerksunterseiten. Diese sind mit einem hellen und gut sichtbaren Grünton versehen. Verzieren kann man das Modell noch mit optional erhältlichen Dekorbögen, es stehen vier unterschiedliche Muster zur Verfügung. Zum Schutz der Bauteile erfolgt die Lieferung in Schutztaschen, die auch später als Transport- und Hitzeschutz verwendet werden können. Eine Bauanleitung für das Modell wird übrigens nicht mitgeliefert. Angaben zum Schwerpunkt und zu den Ruderausschlägen findet man, ebenso wie einen als „Manuel“ bezeichneten Link, unter www.composite-rc-gliders.com/p/edge-2000-x. Allerdings verbirgt sich hinter dem Link keine Bauanleitung, sondern nur eine Handvoll Fotos, die nicht alle meine Fragen zum Modellaufbau beantworten konnten. Weitergeholfen hat mir aber der direkte Kontakt zu Composite RC Gliders sowie deren Youtube-Kanal.
Auswahl der Komponenten
Das empfohlene Servoset – bestehend aus zwei KST-X12-Leitwerks- und vier KST-X08-plus-Flächenservos – bekommt man direkt beim Hersteller. Bei der Ausrüstung bin ich jedoch eigene Wege gegangen, bei mir zum Einsatz kamen die 8-mm-Flächenservos CLS0512W und 12-mm-Miniservos KM 1203MD fürs Leitwerk von unilight.at. Auch beim Antrieb wollte ich eigene Vorstellungen umsetzen und schaute mich nach Alternativen zum vorgeschlagenen Hacker-A20-12XL-Außenläufer um. Mein Ziel war, über die Setup-Empfehlung des Herstellers hinauszugehen. Entschieden habe ich mich für den Kontronik-Innenläufer Kira 480-31 mit einer 5,2:1-Untersetzung.
Montage der Leitwerksservos
Da es vom Hersteller keine Vorgaben zur Bau-Reihenfolge gibt, startete ich in gewohnter Weise mit den Servos. Die Montage der Leitwerksservos war auch schnell erledigt, da es von Composite RC Gliders sehr clever vorbereitet ist: Der Arbeitsplatz für das Seiten- und Höhenruderservo befindet sich nämlich unter einem Rumpfdeckel hinter den Flächenaufnahmen seitlich im Rumpf. Das erspart dem Erbauer nervenaufreibendes Gefummel im engen Rumpf und hält zudem den Bauraum im Cockpitbereich frei. Eine echt gute Lösung.
Für den Einbau der Servos musste ich die vorhandenen Aussparungen ein wenig mit dem Dremel vergrößern. Die Verbindungen zum Pendelhöhenleitwerk und der Seitenruderklappe sind mit Kohlerohrgestängen hergestellt, die an den Enden hochwertige Metallgabelköpfen haben. Auf Führungen im Rumpf wird verzichtet, wodurch die Anlenkungen sehr leichtgängig, aber dennoch präzise genug ausfallen. Beiliegende, 3D-gedruckte Servorähmchen vereinfachen den Einbau der Flächenservos, sofern man die vorgeschlagenen KST-Servos verwendet. Da ich mich aber für andere Servos entschieden hatte, musste ich mir passende Rähmchen aus Sperrholz selbst anfertigen. Das Einkleben der Rähmchen in die Flächen erfolgte im Verbund mit den verschraubten Servos. Weil nur die Servorahmen eine dauerhafte Verbindung mit den Flächen eingehen sollten, verpackte ich die Servos vor dem Verschrauben mit den Rahmen in dünner Frischhaltefolie, um sie anschließend in die Fläche einzuharzen.
Das Verkabeln der Servos war mit dem enthaltenen, fertig konfektionierten Kabelbaum auch schnell erledigt. Etwas fummelig war nur das Verkleben der Kabelbaum-MPX-Stecker in den Flächen, da zunächst zu wenig Klebefläche – nur die Wandstärke der Fläche – vorhanden war. Aus diesem Grunde setzte ich Holzplättchen innen in die Flächen ein und verklebte die Stecker mit angedicktem Epoxidharz. Für das Verkleben der MPX-Buchsen im Rumpf waren keine Zusatzmaßnahmen erforderlich.
Einstellung der Flächenklappen
Im nächsten Schritt verklebte ich die Ruderhörner der Querruder und Wölbklappen in den Ruderklappen. Dabei orientierte ich mich an den Hersteller-Fotos. Beim Überprüfen der Funktion stellte ich fest, dass die geforderten Querruderausschläge nach oben nicht realisierbar waren. Das Ausschlagsproblem verursachten offenbar Toleranzen der Dichtlippen an den Ruderklappen. Die Lösung bestand im Einkürzen der Dichtlippen: Dazu lenkte ich die Querruder zirka 90 Grad nach unten aus und schliff die nun zugänglichen Dichtlippenunterkanten soweit ab, bis der geforderte Ruderausschlag von 12 mm ohne erhöhten Kraftaufwand möglich war.
Die Wölbklappen der Edge 2000 X sind wie üblich unten angeschlagen, allerdings ist das auch bei den Querrudern der Fall. Eine Herausforderung stellen die sehr kurzen Hebelarme der Ruderhörner dar. Sie haben zur Folge, dass die erforderlichen Servokräfte hoch ausfallen und das Spiel in den Anlenkungen sich stärker auf das Spiel an den Rudern auswirkt. Eine weitere Folge der kurzen Ruderhörner ist die schnelle und große Veränderung der Hebelverhältnisse am Ruderhorn. Daher ist die korrekte Positionierung der Ruderhörner bei diesem Modell so wichtig und nicht so einfach. Eine guter Tipp an dieser Stelle findet sich unter folgendem Facebook-Post von Composite RC Gliders: https://www.facebook.com/compositercgliders/ posts/1401654226693528. Die Anlenkung gelingt nämlich sauber, einheitlich und axial, wenn man beim Verkleben der Ruderhörner jeweils einen Stahldraht zu Hilfe nimmt, diesen durch die Bohrung des Ruderhorns steckt (die Dicke des Stahls sollte möglichst genau der Bohrung entsprechen) und das Ruder dann bis zum Anschlag gerade ausrichtet.


Antriebs- und RC-Einbau
Jetzt folgte der Einbau des Antriebsstrangs, die Fixierung des Antriebsakkus und die Positionierung des Empfängers. Um Bauraum zu sparen, positionierte ich den Regler dicht hinter dem Motor. Dazu führte ich die Motorkabel nach vorne neben das Motorgehäuse, wo sie mit den Reglerkabeln verlötet und mit einem Kabelbinder am Motorgehäuse fixiert wurden. Nachdem die Klappluftschraube samt Spinner montiert war, ermittelte ich die richtige Akkuposition mit einer mittleren Schwerpunktlage (88 mm hinter der Nasenleiste am Rumpf gemessen). Den Akku musste ich zwischen die Flächen nach hinten in den Rumpf schieben. An dieser Stelle sind die Platzverhältnisse etwas beengt und die Fixierung des Akkus mittels Klettbänder ist nicht ganz einfach, aber es geht. In der Folge musste auch der Empfänger vorne seinen Platz finden.
Finale Arbeitsschritte
Abgeschlossen habe ich den Aufbau der Edge 2000 X mit dem Aufbringen des Dekors auf Flächen und Höhenleitwerk. Dazu wurden die Oberflächen mit Spüliwasser eingesprüht und das ausgeschnittene Dekor mittels Transferfolien auf den Oberflächen aufgebracht. Für diese Arbeit sollte man einen kompletten Bastelabend plus einen Tag Trocknungszeit einplanen. Die Flächenfixierung am Rumpf erfolgt übrigens nur mit Klebeband. Beim Höhenleitwerk ist keine zusätzliche Fixierung vorgesehen, es hält durch genug Reibung auf den beiden Kohlestäbchen.
Vor dem Erstflug verblieben die Rudereinstellungen. Für die Neutralstellung des Pendelhöhenleitwerks empfiehlt sich eine EWD-Waage. Vorgegeben sind + 8 Grad. Einfacher wäre es freilich mit einer Markierung am Rumpf gewesen, die es aber nicht gibt. Meine Einstellwerte lauten wie folgt: Höhenruder 10 mm hoch/runter, Seitenruder 25 mm links/rechts, Querruder 12 mm hoch, 8 mm runter; Butterfly-Stellung: Wölbklappe 60 Grad runter, Querruder 12 mm hoch, Höhenruder 6 mm runter, wobei wichtig ist, dass man die Querruderdifferenzierung im Butterflymischer aktiviert; Speed-Stellung: Wölbklappen und Querruder 1 mm hoch. Programmiert habe ich außerdem auf einem Schalter einen Mischer mit 15% Wölbklappen zu den Querrudern für eine höhere Rollgeschwindigkeit. Dazu kommen auf Quer 50% Expo, auf Höhe 25% und auf Seite 20%.




In der Flugerprobung
Der Handstart ist völlig unproblematisch: Mit etwas mehr als Halbgas und ein paar Schritten übergab ich das Modell mit einem leicht aufwärts gerichteten Schubs seinem Element. Nachdem die Wurfhand den Gasknüppel gefunden hatte, gab ich Vollgas, um zügig auf eine sichere Höhe zu steigen. Dort angekommen, stellte ich zu meiner Freude fest, dass ich kaum trimmen musste. Was ebenfalls sofort auffiel, war die sehr gute Ruderwirkung der Querruder, genug Expo ist hier empfehlenswert.
Mit korrekter Butterfly-Einstellung gelingen die Landungen entspannt und kontrolliert. Das Modell wird dabei deutlich abgebremst und nimmt zunächst leicht die Nase nach oben, mit dem Übergang in den verstärkten Sinkflug zeigt die Nase aber wieder leicht abwärts, so dass man die Edge kurz vor dem Aufsetzen mit etwas Höhenruder sanft abfangen kann. Butterfly sollte kurz vor dem Aufsetzen zurückgenommen werden, da die Wölbklappen sonst bei Vollausschlag Bodenkontakt bekommen. Um Butterfly dosieren zu können, habe ich eine Flugphase für die Landung angelegt, bei der die Dosierung des Mischers mit dem Gasknüppel vorgenommen wird. In dieser Flugphase liegt die Gasfunktion auf einem Schieberegler direkt neben dem Gasknüppel, wodurch ich problemlos durchstarten kann, wenn es erforderlich sein sollte. In den anderen Flugphasen kann der Butterflymischer nicht aktiviert werden und die Gasfunktion liegt wie gewohnt auf dem Gasknüppel. Apropos Gas: Die Motorlaufzeiten betragen mit meiner Antriebskonfiguration und einem 3s-2.200-mAh-LiPo etwa drei Minuten. Damit sind mehrere Steigflüge bis an die Sichtgrenze möglich.
Ja, die Edge 2000 X spricht durchaus auf Thermik an, aber etwas stärker sollte der Aufwind schon sein, um ohne Antrieb hochzukommen. Von der Grundgeschwindigkeit her ist die Maschine flott unterwegs und fühlt sich daher am Hang besonders wohl. Da darf es dann auch kräftig blasen. Und mit der gut wirkenden Butterflystellung sind Landungen auch auf engem Raum stressfrei möglich. Bezüglich der Festigkeit muss man sich auch keine Sorgen machen, in der Luft macht das robust konstruierte Modell so einiges mit.


Edge 2000 X
Verwendungszweck: (Elektro-)Segelflug
Modelltyp: (verschiedene Vorfertigungsgra-ARF- bis RTF-Modell de auf Wunsch)
Hersteller/ Vertrieb: Composite RC Gliders
Bezug und Info: direkt bei www.composite-rcgliders.com, Tel.: 02405 4067752
UVP: 539,- € (ARF)
Lieferumfang: Leitwerksflächen, Anlenkungen, fertig gebaute Flächen, Rumpf, Motorspant, Kabelbaum
Erforderl. Zubehör: RC- und optional
Antriebskomponenten
Bau- u. Betriebsanleitung: nicht vorhanden, Angaben zu Ruderausschlägen und Schwerpunkt unter www.composite-rcgliders.com
Aufbau
Rumpf: aus CFK/GFK, einfarbig weiß lackiert
Tragfläche: aus CFK, zweifarbig weiß/grün lackiert
Leitwerk: aus GFK, zweifarbig weiß grün lackiert
Kabinenhaube: aus GFK, einfarbig grün lackiert
Einbau Flugakku: Klettverschluss im Rumpf
Technische Daten
Spannweite: 1.998 mm
Länge: 1.230 mm
Spannweite HLW: 510 mm
Flächentiefe an der Wurzel: 210 mm
Flächentiefe am Randbogen: 75 mm
Tragflächeninhalt: 32 dm²
Flächenbelastung: 45,9 g/dm²
Tragflächenprofil: JH 6/8-8,1%
Profil des HLW: keine Angabe
Gewicht/Herstellerangabe: ab 1.700 g
Fluggewicht Testmodell o. Flugakku: 1.540 g
mit 3s-2.200-mAh-LiPo: 1.746 g
Antrieb im Testmodell eingebaut
Motor: verwendet, Hacker A20 12 XL Kontronik Kira 480 31 5,2:1 empfohlen
Regler: Kontronik Koby 55 LV
Propeller: aero-naut 15×8“ CamCarbon
Akku: 3s-2.200-mAh-LiPo
RC-Funktionen und Komponenten
Höhenruder: KM 1203 MD HV Alu MG von www.unilight.at
Seitenruder: KM 1203 MD HV Alu MG von www.unilight.at
Querruder: 2 × CLS 0512W HV Alu MG von www.unilight.at
Landeklappen: 2 × CLS 0512W HV Alu MG von www.unilight.at
Verwendete Mi- scher: Butterfly, Quer auf Landeklap pen, Flugphase für Landung
Empfänger: Jeti 7-Kanal
Empf.-Akku: BEC