
FMS Firefly Nightflyer von Staufenbiel

Es lebe die Nacht
Nachtflug ist nur was für Profis, die ihr Modell aufwendig modifiziert haben? Der Firefly Nightflyer ist da anderer Meinung und schon ab Werk mit einer Nachtflugbeleuchtung ausgestattet: mit 15 vierfarbigen LED-Ketten in seinem Innern. Insgesamt sind es rund 300 LEDs! In vier verschiedenen Farbwechselmodi illuminieren sie das Modell, die Umschaltung kann man per Schalter vom Sender aus vornehmen.
Die Technik
Die Stromversorgung der LEDs und der Lichtsteuerelektronik erfolgt über den XH-Balanceranschluss des Flugakkus, einem 3s-LiPo mit einer Kapazität von 2.200 mAh. Es wird für die Beleuchtung also kein separater Akku benötigt. Dieser versorgt neben den LEDs also den bürstenlosen 1.250-kV-Außenläufer, der eine 11×5“-Luftschraube antreibt. Angesteuert wird der Motor von einem 40A-Regler mit BEC. Schon mal vorweg: Der Antrieb ist richtig kräftig und macht den Firefly zu einem echten Turngerät am Himmel. Neben der Beleuchtung hat das Modell eine weitere Besonderheit, die die Steuerung um die Längsachse betrifft: Das Rollen wird nämlich nicht wie üblich über Querruder gesteuert, sondern durch bewegliche Wingtips. Konkret heißt dies, dass ein Stück der Flächen im Randbogenbereich beidseitig „abgeschnitten“ und drehbar gelagert wurde. Die Verdrehung der Wingtips zur Fläche übernehmen 9-g-Servos mit Metallgetriebe. Die Wingtips sind durch eine Art Grenzschichtzaun zur übrigen Fläche hin abgegrenzt. Die Wingtips haben übrigens auch eine integrierte Nachtflugbeleuchtung. Die Wirkweise dieser speziellen Ruder ist analog zu Querrudern. Durch gegensinniges Verdrehen wird eine Rollbewegung des Modells erreicht.
Robust und gutmütig
Bei der Konstruktion des Modells wurde auf Robustheit und ein gutmütiges Flugverhalten Wert gelegt. Die große Flächentiefe sorgt für eine niedrige Flächenbelastung und für ein unkritisches Flugverhalten. Und da bei nächtlichem Fliegen auch mal Höhen und Entfernungen falsch eingeschätzt und deshalb Landungen rauer ausfallen können, hat man dem Modell ein sehr stabiles Alufahrwerk mit großen Reifen spendiert. Sollte dennoch etwas schief gehen, lassen sich die meisten Schäden an diesem Hartschaummodell mit ein wenig Sekundenkleber noch vor Ort reparieren.

Schnelle Montage
Der Vorfertigungsgrad des Firefly ist sehr hoch und die Montage schnell erledigt ist. Die Servos und der Antriebsstrang sind bereits betriebsbereit im Modell montiert. Zu den Arbeiten, die noch erledigt werden müssen, gehört das Anschrauben des Fahrwerks, die Montage der beweglichen Wingtips, die Installation des Höhenleitwerkes, die Propellermontage sowie das Justieren der Anlenkungen.

Außerdem sind noch zahlreiche Steckkontakte für die Beleuchtung herzustellen. Dabei sollte man auf einwandfreie Kontaktierung achten. Beim Testmodell fiel beim ersten Nachtflug die Beleuchtung des linken Höhenleitwerks aus. Ursache dafür war ein fehlerhafter Beleuchtungs-Kontakt zwischen Höhenleitwerk und Rumpf, in einem Stecker war ein Kontaktstift leicht aus einem Stecker gerutscht. Nach der Korrektur des Steckkontaktes funktionierte die Beleuchtung einwandfrei.
Trendthema Nachtflug
Nachtflug liegt absolut im Trend. Immer mehr Hersteller bieten Flugzeuge für den Nachtflug an, Flächenmodelle wie Helis. Im Zubehörbereich ist ein ähnlicher Trend zu beobachten. Man beschränkt sich schon lange nicht mehr nur auf Beleuchtungen für den Scale-Bereich, sondern hat das Angebot inzwischen für Showeffekte erweitert. Bei den Zubehörlösungen besteht allerdings das Problem, dass das Aufrüsten eines vorhandenen Modells unter Umständen einen nicht unerheblichen Aufwand darstellt, vor dem viele für einen gelegentlichen Nachtflugspaß zurückschrecken. Bei einem Holzmodell sollte man die Beleuchtung von Baubeginn an einplanen, um den gewünschten Effekt zu erzielen und den Zusatzaufwand in Grenzen zu halten. Schaumfliegerbausätze sind ebenfalls sehr gut für die Ausrüstung mit einer Nachtflugbeleuchtung geeignet. Am einfachsten geht’s freilich mit dem Firefly, der als PNP-Schaummodell schon komplett mit einer integrierten, effektvollen Nachtflugausrüstung aufwartet.


Ohne Kleber
Beim Aufbau des Modells müssen keinerlei Klebearbeiten ausgeführt werden, für die Montage ist im Prinzip nur ein Kreuzschlitzschraubendreher erforderlich. Damit dreht man lediglich sieben Schrauben, am Leitwerk, am Anlenkgestänge der Wingtips und am Fahrwerk ein. Die Befestigung der einteiligen Fläche an der Rumpfunterseite erfolgt mit sechs Kunststoffverriegelungsbolzen, die durch Löcher in der Fläche in Formlöcher im Rumpf gesteckt werden. Die Verriegelung der Bolzen geschieht dann durch Verdrehen um 90 Grad. Das Verriegelungskonzept ist im Prinzip ein einfacher Bajonettverschluss. Die Drahtanlenkungsgestänge der Ruder haben einseitig einen Kugelkopf. Dieser sorgt für eine nahezu spielfreie und längenjustierbare Anlenkung. Die Längenjustierung des Gestänges erfolgt durch Rein- oder Rausdrehen des Kugelkopfs auf dem Drahtgestänge. Am anderen Ende des Gestänge ist der jeweilige Draht einfach um 90 Grad abgewinkelt. Diese Abstellung des Drahts wird direkt in ein Loch am Servohebel gesteckt und mit einem Kunststoffclip plus Kunststoffring gesichert.

Programmieren des Modells
Aus Sicherheitsgründen wird die Montage von Spinner und Propeller als letzter Arbeitsschritt vorgenommen, vorher erfolgt die Programmierung des Senders. Hierbei muss nichts Besonderes beachtet werden. Die Dual-Rate-Werte für große und kleine Ruderausschläge kann man für den Erstflug direkt aus der Anleitung übernehmen. Expowerte sind nicht vorgegeben. Hier habe ich eigene Erfahrungswerte verwendet (siehe Tabelle). Die Steuerung der Lichtwechselmodi erfolgt beim Firefly über einen separaten Kanal, auf den man einen Zweistufenschalter oder Taster legt. Bei einem Spektrum-Sender könnte dies beispielsweise der Bindeknopf sein. Die Überprüfung des Schwerpunkts bestätigte, dass die empfohlenen 3s-LiPos mit 2.200 mAh genau das richtige Gewicht haben. Trimmgewichte waren für die Schwerpunkteinstellung nicht erforderlich.

Erste Eprobungsflüge
Der Erstflug mit dem Firefly fand bei Tageslicht statt. Erwartungsgemäß war das Flugverhalten absolut gutmütig, was ich auf die geringe Flächenbelastung und die breiten Flügel mit relativ dickem Profil zurückführe. Der Firefly kann extrem langsam geflogen werden. Bedingt durch die Tiefdeckerkonstruktion hat er natürlich keine völlig neutralen Flugeigenschaften, die mit einem reinrassigen Kunstflugmodell konkurrieren könnten. Dennoch macht er bei den allermeisten Kunstflugfiguren eine gute Figur, auch beim Messerflug. Das Modell zeigt erstaunlich wenig Tendenzen, sich aus dieser Zwangslage zu befreien. Allerdings reicht die Wirkung des Seitenruders in der Messerlage nur für minimales Steigen, einen Messerloop habe ich nicht hinbekommen. Die Motorleistung ermöglicht aber senkrechte Aufstiege bis an die Sichtgrenze. Die Wingtipsteuerung fühlt sich prinzipiell wie eine normale Querrudersteuerung an. Gegenüber den Angaben aus der Anleitung habe ich jedoch die Ausschläge für die Wingtips deutlich vergrößert, um eine für den Kunstflug passendere Rollrate zu erhalten. Grundsätzlich rollt der Firefly nämlich eher gemächlich. Die Rollrate steigt übrigens mit dem Erreichen der Rücken- oder dann auch wieder mit dem Erreichen der Normalfluglage leicht an, ist also nicht 100% gleichmäßig. Den Rückenflug beherrscht das Modell sehr gut. Eine Eigenheit des Fireflys konnte ich bei sehr eng geflogenen Loopings feststellen. Die Loopings werden bei großen Höhenruderausschlägen geradezu viereckig, was recht witzig aussieht. Dies dürfte wohl auch am ziemlich kurzen Leitwerkshebelarm liegen. Ähnlich ruckartige Bewegungen haben ich bei Trudelfiguren feststellen können. Wer diese Eigenheiten gut kennt, kann sie natürlich gezielt in seine Nacht-flug-Akrobatik einbauen, was den Überraschungsfaktor für Zuschauer steigert. Kritische Flugzustände entstehen trotz dieser Eigenheiten nie, das Flugverhalten bleibt stets absolut berechenbar. Ein echter Strömungsabriss lässt sich nur sehr schwer provozieren. Das Landen ist mit dem Firefly komplett stressfrei, auch, da die Landegeschwindigkeit sehr niedrig sein kann. Ideale Voraussetzungen also für einen entspannten Nachtflug. Trotzdem gab es für mich noch etwas zu verbessern: Das Fahrwerk hatte ab Werk ordentlich Nachspur. Das bedeutet, die Räder waren in Fahrtrichtung gesehen nach außen gerichtet. Dies führte zu einem schlechten Geradeauslauf. Durch vorsichtiges Nachbiegen des Alufahrwerkes habe ich dies in eine leichte Vorspur (also nach innen gerichtete Räder) geändert. Nach dieser Maßnahme zeigte der Firefly einen absolut stabilen Geradeauslauf.

Und jetzt: Nachtflug
Schaltet man die Nachtflugbeleuchtung auf dem nächtlichen Modellflugplatz ein, ist einem die Aufmerksamkeit sicher. Der Firefly fällt durch seine bunte, teilweise blinkende LED-Beleuchtung einfach auf. Der besondere Clou besteht auch darin, dass man die Beleuchtungseffekte per Schalter während des Fluges ändern kann, es gibt wie gesagt vier verschiedene Modi, zwischen denen man hin- und herschalten kann. Beim Umschalten ändern sich die Blinkrate und die Farben der LEDs. Zu Beginn sollte man mit Dauerbeleuchtung und einer langsamen Blinkrate starten. Schnelle Blinkraten und dunkle Farben erfordern erhöhte Konzentration, da die Fluglagen schwerer auszumachen sind. Dies gilt insbesondere für die Landung. Den größten Effekt erzielt man natürlich bei absoluter Dunkelheit. In der Dämmerung ist die Beleuchtung zwar schon gut erkennbar, aber der Effekt ist bei weitem nicht so eindrucksvoll wie in absoluter Dunkelheit. Trotzdem sollte man sich langsam an den Nachtflug herantasten und die ersten Flüge bei Dämmerung absolvieren. Dies gibt einem Sicherheit und man kann dann die Flüge in der Nacht entspannter angehen. Außerdem sollte man beachten, dass der Stromverbrauch mit eingeschalteter Beleuchtung merklich höher liegt und sich dadurch die maximale Flugzeit um ein bis anderthalb Minuten verkürzt. Andererseits ist der eigene Flugstil nachts auch eher etwas verhaltener, was den Stromverbrauch senkt. Da es beim Nachtflug schwierig ist, das Display mit der Flugzeituhr im Auge zu behalten, empfiehlt sich hier ein Telemetrie-Kapazitätssensor mit eingeschalteten Alarm.


Mein Fazit
Der Firefly ist ein echter Funflyer. Seine komplett fertiggestellte Beleuchtung sorgt für große Aufmerksamkeit, er ist ein absoluter Eyecatcher in der Nacht. Dazu kommen sehr gutmütige Flugeigenschaften, eine originelle Wingtipsteuerung und ein unschlagbares Preis-Leistungsverhältnis.
