
HEXACOPTER

Einfach selbst bauen
Seit 2013 baue ich meine Quadro- und Hexacopter mit einfachen Mitteln selbst. Inspiriert hat mich Günter, ein Fliegerkollege, als er eines Tages mit einem klapprigen, dünnen Holzgestell mit vier Motoren auf den Platz kam. Alle fragten sich, was das wohl für ein seltsames Fluggerät ist und ob es wohl auch fliegen könne. Es erhob sich tatsächlich in die Luft, wenn auch noch etwas wackelig. Es war einer der ersten Quadrocopter. Die Flugbewegungen sahen noch etwas unbeholfen aus, aber wie heißt es so schön, es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.
40 Eigenbauten
Mit meinem Helikopter habe ich ganz andere Erfahrungen gemacht. Zwar konnte ich ihn auf der Stelle schweben lassen, aber wehe, ich ließ ihm die Zügel los. Schon kam Panik bei mir auf, denn er wollte gezähmt werden. Das bedeutete aber immer einen Crash. Nachdem ich ihn mehrmals mit teuren Ersatzteilen wieder zum Leben erweckte, aber gleich danach auch wieder gecrasht hatte, musste ich einsehen – das ist nicht mein Ding. Etwas für Spezialisten, für junge Leute mit guter Motorik. Nicht umsonst heißt es, dass die Helikopter-Fliegerei die Königsklasse des Fliegens ist. Also setzte ich mich mit Günter zusammen, um mehr über Quadrocopter zu erfahren. Es gab zu diesem Zeitpunkt nur wenige Hersteller, die solch ein neuartiges Fluggerät bauten – und die waren alle sehr teuer. Also habe ich mich durch Zeichnungen und Pläne gewühlt, um mehr über diese eigenartigen Gestelle zu erfahren. Inzwischen habe ich bestimmt 40 dieser Objekte – Quadrocopter, Hexacopter, Duocopter, Tricopter – gebaut. Einige mit Filmkamera, andere mit Fotoausrüstung.
Der Hexacopter entsteht
Den einfachsten und meiner Meinung nach schönsten Hexacopter aus meinem Fundus, der auch fantastisch fliegt, stelle ich im Folgenden vor. Benötigt wird ein Brett der Größe 48 × 48 cm aus Pappelsperrholz, 5 bis 6 mm stark. Das kostet in meinem Baumarkt 3,28 €.

Auf dieses Brett werden mit einem Lineal, einem Winkelmesser und einem Bleistift die Maße übertragen. Die Arme haben eine Breite von 25 mm. Die Rundungen zwischen den sechs Armen habe ich einfach mit einer Untertasse von 12 cm Durchmesser eingezeichnet. Das Aufzeichnen dauert etwa eine Stunde. Die Bohrungen von 2,8 mm Durchmesser am Ende der Arme haben einen Abstand von 19 mm. Daran werden später direkt die Motoren befestigt. Das mittlere Loch misst 4,5 mm und wird für den Freiraum der Motorwelle benötigt. Das erste Bohrloch ist vom äußeren Rand 5 mm entfernt. Wichtig ist es, genau die Mitte der Holzkonstruktion zu definieren, da hier später noch ein Loch mit 40 mm Durchmesser gebohrt werden muss. Ein einfacher Kreisschneider ist dafür bestens geeignet. Desweiteren müssen um das Loch von 40 mm noch vier Bohrungen, ebenfalls mit 2,8 mm Durchmesser im Abstand von 45 mm, gesetzt werden. Diese werden später über Distanzhülsen den Stromverteiler und den Controller aufnehmen. Der Flight Controller muss mit dem Richtungspfeil auf dem Copter, genau in Flugrichtung, justiert werden.


Laubsäge-Arbeiten
Nachdem alle Zeichnungen auf das Pappelsperrholzbrett übertragen wurden, kann das Aussägen mit der Laubsäge beginnen. Das dauert etwa eine halbe Stunde. Aus den Resten des Pappelsperrholzes wird dann der Fahrwerksträger mit 10 × 6 cm ausgesägt. Mit einer Feile und Schmirgelpapier wird anschließend alles sorgfältig glattgeschliffen. Das dauert wieder etwa eine Stunde.

Auf der Rückseite werden an jedem Arm noch zwei Leisten aus Fichte oder Kiefer zur Verstärkung angebracht und sauber an den Enden abgerundet. Zwei 1-m-Leisten der Stärke 8 × 2 mm reichen dafür aus. Die Kosten dafür im Baumarkt: zusammen 1,50 €. Mit Ponal Express geklebt hält das bombenfest und erhöht die Steifigkeit der sechs Arme.

Finish der Holzflächen
Danach gibt es mehrere Möglichkeiten, die Holzflächen zu bearbeiten: Es könnte ein Kohlefaser-Laminat mit Harz aufgebracht werden (in meinem Fall vor dem Aussägen mit der Laubsäge). Oder die Holzflächen werden mit Porenfüller mehrmals behandelt und mit feinem Schleifpapier glatt geschliffen. Als Sprühlack kann ich den Edding Permanet Spray Acryl empfehlen. Er lässt sich gut aufsprühen und trocknet sehr schnell. Hinweis: Natürlich sollten zu diesem Zeitpunkt alle Bohrlöcher vorhanden sein. In die Bohrlöcher geratener Sprühlack kann jederzeit nachgebohrt werden. träger, der später zur Aufnahme des Fahrgestells und des Akkus dient, wird ebenfalls lackiert. Das eigentliche Landgestell ist von

Das eigentliche Landgestell ist von http://flyduino.net, nennt sich Landing Gear Big Black und kostet 8,90 €.

Jetzt zur Haube
In Bastelläden oder größeren Schreib- und Malergeschäften gibt es durchsichtige Halbkugeln aus Kunststoff mit einem Durchmesser von 120 mm (für 1,50 €). Ich verwende eine solche, indem ich sie von innen mit Farbe lackiere. Tipp: Kugel von außen abkleben. Danach von innen mit dem Edding Permanet Spray Acryl besprühen. Da der Edding-Lack allerdings nicht gut auf dem Kunststoff halten würde, gehe ich wie folgt vor: Edding-Lack in die Kugel sprühen, vier Minuten warten, danach transparente Kunststoff-Grundierung in die Halbkugel sprühen, damit Farbe und Grundierung sich verbinden können. Nach weiteren fünfzehn Minuten Trockenzeit kann nochmals mit dem Edding Permanet Spray Acryl nachgearbeitet werden. Innenfläche der Kugel werden etwa 15 mm lange Distanzbolzen M3 Polyamid Female-Female von http://flyduino.net (Kostenpunkt: ca. 0,70 €) mit Sekundenkleber eingeklebt. Mit M3-Schrauben wird die Haube dann später von unten festgeschraubt.

In die getrocknete Innenfläche der Kugel werden etwa 15 mmlange Distanzbolzen M3 Polyamid Female-Female von http://flyduino.net (Kostenpunkt:ca. 0,70 €) mit Sekundenkleber eingeklebt. Mit M3-Schrauben wird die Haube dann später von untenfestgeschraubt.

Einbau der elektronischen Komponenten
Jetzt braucht man noch sechs Motoren, sechs 18-A-Regler, einen Flight Controller, ein Power Distribution Board und einen Sender mit Empfänger (eine einfache Fernbedienung reicht aus). Das hört sich alles ganz kompliziert an, ist es aber nicht. Jeweils ein Motor wird an einen BEC-Regler angeschlossen, mit Strom versorgt und die Steuerleitung an den Flight Controller angeschlossen. Das Ganze wird nun eben sechs mal benötigt (Hexacopter). Die Motorkabel und die 18-A-Regler können bequem zwischen den Verstärkerstegen unterhalb des Copters mit Leinentape befestigt werden. Als Flight Controller setze ich den KK2.0 ein. Da es im Internet sehr gute deutsche Beschreibungen zu diesem Controller gibt, gehe ich an dieser Stelle nicht näher darauf ein. Hier ein Link: http://bit.ly/2hLyEwe

Bei allen Einstellungen des Flight Controllers, auch bei der Bestimmung der Drehrichtung der Motoren, sollte darauf geachtet werden, dass vorher die Propeller abmontiert sind. Verletzungsgefahr! Erst wenn alle Einstellungsarbeiten beendet sind, dürfen die Propeller montiert werden. Danach ist der Aufbau fertig – und unser selbst gebauter Hexacopter ist flugbereit.

Fliegen mit dem Eigenbau
In der Self-Level-Mode-Einstellung fliegt der Hexacopter sehr gutmütig, lässt sich leicht bewegen und ist damit auch für Anfänger geeignet. Dabei hat er eine Eigenstabilisierung, wenn man alle Steuerknüppel loslässt – und wird nur leicht vom Wind selbst abgetrieben. Im Extended Mode dagegen ist er sehr temperamentvoll und nicht für Anfänger zu empfehlen. Sollte der Hexacopter beim Start gleich umkippen oder sich überschlagen, sind die Einstellungen mit abmontierten Propellern zu wiederholen. Möglicherweise hat ein Propeller dann die verkehrte Drehrichtung. Diese kann leicht durch Vertauschen eines Motorkabels in Ordnung gebracht werden. Der Hexacopter kann auch mit einem GPS-Modul und Gimbal aufgerüstet werden. Das erleichtert das Fotografieren und Filmen vom Copter aus ungemein. Bitte beim Fliegen generell beachten, dass man über eine entsprechende Versicherung verfügt und alle gesetzlichen Bestimmungen einhält (zum Beispiel mindestens mit 1,5 km Abstand zu Flugplätzen und nicht über Menschenansammlungen fliegen). Viel Vergnügen mit dem selbst gebauten Hexacopter.
