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RC-Nyos Hybrid von Hacker

Genussvolles Alpin-Fliegen: Mit dem RC-Nyos im Berwanger Tal.

Leistung für alle

Die Leistung eines Double-Skin-Hochleistungsschirms mit der Sicherheit eines Single-Skins? Das verspricht Hacker jedenfalls bei seinen neuen, RC-Nyos genannten Hybridschirmen. Ob das stimmt und was es tatsächlich bedeutet, wollten wir natürlich herausfinden. Also ran an den Rucksackmotor mit dem neuen Wunderschirm.

Otto-Normalpiloten-Check

Bei der letzten Sinsheimer Neuheitenflugshow führte Hacker seine bisherigen und die neuen Schirme gemeinsam vor. Ich als einer der beiden Flugtagsprecher konnte also hautnah miterleben, was hinter der Hybrid-Philosophie steckt. Denn bei dieser Vorführung waren die Bedingungen exakt so, wie man sie braucht, um zeigen zu können, wo der Unterschied der einzelnen Schirme liegt: Zunächst war es ruhig, dann kam Wind auf – und hier zeigte sich, dass die Hybridschirme eben immer noch zügig vorwärts flogen, während die Single-Skins selbst mit mehr Ballast einfach nicht mehr mitkamen. Das war Anschauungsunterricht vom Feinsten. Wer als Zuschauer dabei war, wird das auch so erlebt haben. Wozu also überhaupt noch den neuen RC-Nyos selbst ausprobieren? Ganz einfach: In Sinsheim flogen die Piloten des Hacker-Parateams, und das sind allesamt erfahrene Gleitschirmler, mit allen Wassern gewaschen. Was die können, kann unsereins als Freizeitflieger noch lange nicht. Meine Gleitschirmerfahrung beschränkt sich auf den RC-Cool aus gleichem Hause (siehe FMT 13/2015), ein Single-Skin-Schirm. Und in der Tat hatte ich mit diesem Schirm schon ab und zu Probleme, wenn es zu windig wurde. Was würde der Neue also mir als Hobbypilot bringen? Würde ich die zusätzlichen Möglichkeiten überhaupt nutzen können?

Schirmwechsel ganz easy

Das Hacker-Gleitschirm-Programm ist so aufgebaut, dass man eigentlich jeden ähnlich großen Schirm an dem jeweiligen Trike oder Rucksack (-motor) anbringen kann, ohne sonst etwas ändern zu müssen. Wer also Geld sparen will, der kauft sich für ein und denselben Rucksack / Trike einfach noch einen anderen Schirm mit anderen Eigenschaften dazu. Hat man einmal die Leinenlängen exakt angepasst und eingeflogen, kann man zwischen den Schirmen durchaus wechseln.

Beschleunigen?

Zum Glück hatte ich an meinem Rucksack bereits ein Beschleunigerservo installiert, und so konnte ich das ebenfalls direkt nutzen. Denn gerade Hybrid-Gleitschirme profitieren von der Möglichkeit, den vorderen Schirmrand zum Fahrtaufnehmen etwas nach unten ziehen zu können (Profilveränderung) ganz besonders. Bei meinem Single-Skin-Schirm RC-Cool war der Effekt nicht so stark wie jetzt beim Nyos und die Ohren des Schirmes klappten bei maximalem Beschleunigen gerne etwas nach hinten.

So sollte der Schirm vor dem Startvorgang ausgebreitet werden.

Das saubere Auslegen ist für einen sicheren Start des Gleitschirms wichtig.

Der Wind bläst

Tatsächlich wagte ich es, den Erstflug mit dem neuen, noch nicht exakt eingestellten Schirm an einem sonnigen, aber ziemlich windigen Tag zu machen. Eigentlich wider besseres Wissen, denn mit meinem Single-Skin-Schirm hätte ich mich nicht getraut, bei geschätzten 30 km/h Wind mit deutlich stärkeren Böen überhaupt zu starten – auch nicht mit viel Blei. Den RC-Nyos ballastierte ich mit 350 g Blei auf. Das ist für einen Gleitschirm praktisch gar nichts und diese Masse war auch in meinem RC-Cool immer drin (der Nyos verträgt locker über 1 kg Ballast). Der Wind war also bockig und wechselte immer wieder die Richtung – nicht gerade ideal für den Start eines Gleitschirms. Aber nach ein paar Versuchen stand der Schirm offen über mir und ich gab mir und dem Schirm einen Schubs und sofort Gas. Was gleich auffiel: Dass der Schirm trotz des Windes zügig nach vorne flog. Und dass ich viel mehr Gas geben konnte, als seinerzeit mit dem RC-Cool. Das bedeutete, dass ich gut stieg und einwandfrei Strecke machen konnte. Ich war begeistert, denn das hatte mir bei meinem ersten Schirm etwas gefehlt. Nämlich die Möglichkeit, auch bei etwas stärkerem Wind, der an guten Thermiktagen nun mal ganz schön aufleben kann, dennoch mit dem Gleitschirm fliegen zu können.

Unkritisch beim Kunstflug?

Gleich wurden auch ein paar Kunstflugeinlagen ausprobiert: Steilkurven mit anschließendem Looping (Überschlag), starkes und schwaches Beschleunigen, Anbremsen in der Luft bis zum Abriss. In keinem dieser Flugzustände klappte der Schirm auch nur andeutungsweise ein. Lediglich ins Trudeln kann er kommen, wenn man zu lange und zu heftig in die Kurve geht. Aber wenn man sofort wieder loslässt und ein bisschen gegensteuert, fängt er sich sofort wieder. Natürlich hängt das auch von den Ausschlaggrößen ab.

Und in den Alpen

Ab in die Alpen mit dem Schirm. Und da zeigte sich die ganze mögliche Bandbreite dieser neuen Paraglider-Generation. Zunächst ging es ins Grödnertal. Zwei Stunden Anmarsch zu einem der schönsten Startplätze, die ich je gesehen habe. Man startet an der Steviola direkt über einer Kante, die fast senkrecht nach Wolkenstein abfällt. Was folgte, war ein spätsommerlicher Thermikflug in einer unglaublichen Landschaft um Langkofel, Sella und Seceda. Ständig musste ich durch Steilkurven Höhe abbauen, um den Schirm nicht aus den Augen zu verlieren. Zeitweise flog ich mit voll gezogenem Beschleuniger Strecke und stieg immer noch. Gleitschirme haben verglichen mit einem Segelflugzeug zwar viel weniger Leistung, aber die riesige Schirmfläche macht das wieder wett. Das Vernichten von Höhe mit Steilkurven bewirkt ja stets auch ein Abdriften des Schirms mit dem Wind nach hinten. Und hier zeigt sich eben, dass der RC-Nyos dann richtig zügig gegen den Wind vorfliegen kann. Sogar ohne Ballast. Zudem flog ich meinen Schirm extrem leicht, weil mein Pilot nur 120 g wiegt. Mit Ballast geht das noch besser. Die Woche darauf flog ich dann noch öfter am Hang des Hotel Edelweiß in Berwang und konnte dort im kräftigen Hangaufwind ohne große Thermik an der Kante soaren. Auch das macht Spaß und erweitert das Einsatzspektrum auch auf das Fliegen zum Beispiel an einer Steilküste.

Der bringt‘s

Hochleistung mit Gleitschirmen, das war seither nur etwas für Wettbewerbspiloten und echte Spezialisten. Die sind dann zum Beispiel mit dem RC-Astral unterwegs. Der RC-Nyos ändert das. Jetzt können auch Sportpiloten einen Hochleistungsschirm nutzen. Und man muss sich nicht groß umstellen auf die neue Generation der Hybrid-Schirme. Beim Start fiel mir lediglich auf, dass man den RC-Nyos etwas sorgfältiger auslegen muss als bei meinen RC-Cool, damit die Zellen unter dem Schirm offen sind und nicht einknicken. Ansonsten – einfach wie gewohnt. Ich bin begeistert. Ob man nun die Schirme wirklich je nach Wetterlage wechseln will und muss? Eigentlich reicht mir der RC-Nyos als Allround-Talent völlig. Er ist tatsächlich ein Hochleistungsgerät, das auch noch gutmütig wie ein Single-Skin ist. Ohne Ballast geht er schon super bei thermischen Wetterlagen mit schwachem Wind, mit Ballast auch bei kräftigem Wind.

Beschleuniger justieren – so wird´s gemacht

Das Beschleunigerservo wird oben in den Käfig eingebaut und die dort befestigten Leinen hängt man dann an der A-Ebene ein. Wichtig ist die genaue Einstellung der Leinenlänge. Eigentlich ist das recht einfach: Man hält die beiden Leinenstränge einfach stramm in den Händen. Die Bänder der Leinenebenen müssen senkrecht nach oben zeigen (der Rucksack hängt also an den Leinen). Nun sollten die Leinen des Beschleunigerservos im Neutralzustand ohne Durchzuhängen am Servo (eine links am Doppelarm, eine rechts) fixiert werden. Das ist der unbeschleunigte Zustand, der Servoarm ist in dieser Stellung diagonal auf dem Servo befestigt. Bewegt man nun das Servo, zieht es die Leinen, die zum Vorderrand des Schirms führen, etwas nach unten. Der Schirm kann damit Fahrt aufnehmen.

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