

SEIT ÜBER 50 JAHREN
Derkum Modellbau in Köln
Seit einem halben Jahrhundert steht Derkum Modellbau in Köln für Fachberatung und Kundenservice rund um den Modellsport. Mit einem breiten Sortiment an Produkten bekannter Marken, bewährtem Baumaterial und speziellem Zubehör. Auf der modernen Verkaufsfläche in Köln und in dem großen Online-Shop findet man nahezu alles, was das Modellbauer-Herz begehrt.


Die Anfänge

Angefangen hat es im Jahr 1971, als der Kölner Architekt Hans Derkum zusammen mit seiner Frau Ingeborg in die Tat umsetzte, wovon viele Menschen nur träumen. Er machte sein Hobby zum Beruf und gründete ein Fachgeschäft für Modellbau. Als leidenschaftlicher Hobby-Pilot hatte er dabei eigentlich nur im Sinn, durch das zunächst nebenberuflich betriebene Engagement für seine Vereinskollegen und sich selbst das benötigte Modellbaumaterial zu beschaffen. Auch die Architektur-Kollegen wurden nicht vergessen – und so fand man im Geschäft auch ein entsprechendes Sortiment zur Deckung des Bedarfs für den Architekturmodellbau.
Modellbau im Fokus
Schnell stellte sich heraus, dass ein gut sortiertes Modellbau-Fachgeschäft in Köln schon lange gefehlt hatte. In den 1970er Jahren, als Modellbau noch wirklich bedeutete, Modelle selbst zu bauen, war der Bedarf an Balsaholz, Spannpapier und Klebstoffen riesig. Nach kurzer Zeit lieferte Graupner zum Beispiel fast wöchentlich große Mengen Spannlack in allen möglichen Farben nach Köln. Und so dauerte es nur knapp zwei Jahre, bis der Architekt zum hauptberuflichen Modellbauer wurde.
Damals wie heute – das Geschäft wird mittlerweile in der zweiten Generation von Sohn Horst Derkum geführt – stehen Fachberatung und Kundenservice im Vordergrund des Handelns. Aus einem kleinen Modellbau-Fachgeschäft wurde so ein Unternehmen mit heute zwölf Mitarbeitern.

Online-Versand und Eigenmarke
Durch den wachsenden Online-Versand und den Ausbau der Eigenmarke D-Power Modellbau, die eigens entwickelte Flugmodelle und Zubehör an den Fachhandel vertreibt, wurde der Bedarf an Lager-Kapazitäten größer. Deshalb bezog das Geschäft im Jahr 2019 einen neuen Standort in der Sürther Straße im Süden von Köln. Hier sind fortan das neue Derkum-Ladengeschäft, die Verwaltung, das Lager sowie die Entwicklungsabteilung von D-Power unter einem Dach vereint. Durch das neu gewonnene Lager ist eine hohe Lieferbereitschaft und damit eine sehr schnelle Artikel-Versendung möglich.
Interview mit Horst Derkum

FMT: Lokale Modellbau-Fachhändler sind rar geworden heute. Wie habt Ihr es geschafft, in den nicht immer einfachen Zeiten zu bestehen? Was ist Euer Erfolgsrezept?
Horst Derkum: Ich denke, das Erfolgsrezept ist: Einfach nah am Kunden zu sein und auf die sich verändernden Wünsche der jeweiligen Generationen einzugehen. Durch unsere zentrale Lage ist es uns auch immer wieder gelungen, neue Kunden zu erschließen. Gerade auch Einsteiger und junge Menschen, denen man unser Hobby näherbringen kann.
FMT: Kann der stationäre Fachhandel gegenüber dem dominierenden Online-Handel bestehen? Was ist sein Alleinstellungsmerkmal, was hat er dem Online-Handel vielleicht voraus?
Horst Derkum: Das Alleinstellungsmerkmal des stationären Handels ist definitiv die Beratungsintensität. Viele Modellbauer kommen direkt mit Problemen zu uns oder suchen nach einer Lösung, bei der wir behilflich sein können. Viele Menschen bevorzugen es weiterhin, ein Modell vor dem Kauf genauestens unter die Lupe zu nehmen: Wie fühlen sich die Flächen an, wie sind die Bauteile verarbeitet, wie viel Platz ist im Rumpf, usw. Wiederum andere nehmen zwei bis drei Stunden Fahrt auf sich, um eine einzelne, spezielle Schraube abzuholen oder auch einfach nur, um mit unseren Mitarbeitern und anderen Besuchern fachzusimpeln.

FMT: Werdet Ihr auch in Zukunft online und stationär verkaufen?
Horst Derkum: Ja, wir werden so weitermachen. Zumindest solange es wirtschaftlich vertretbar bleibt. Denn wenn wir ehrlich sind: Das Ladengeschäft allein wäre nicht lange haltbar. Es funktioniert nur in der Kombination mit dem Online-Versand. Das haben gerade die vergangenen Monate noch einmal besonders deutlich gemacht, dass ein Onlineshop mittlerweile auch für kleine Händler sehr wichtig geworden ist.
FMT: Worin seht Ihr die größte Herausforderung, wie stellt Ihr Euch für die Zukunft auf?
Horst Derkum: Ohne unsere Großhandelslinie wäre es aktuell schwer vorstellbar. Vor einigen Jahren musste ein Händler sich noch entscheiden, welche der vielen erhältlichen Marken und Produkte er in seinem Laden anbieten möchte. Ich meine, wir hätten damals etwa 120 feste Lieferanten gehabt. Dabei hat man sich in der Regel auf die stärksten Produkte der Marken konzentriert. Das hat sich in den vergangenen Jahren aber leider drastisch verändert. Viele große Marken sind teilwiese von der Bildfläche verschwunden oder haben ihr Sortiment stark begrenzt. Nun findet sich der Händler in einer Situation wieder, in der er dafür sorgen muss, wie er überhaupt eine breite Produktpalette oder Alternativen anbieten kann. Genau das war auch einer der Gründe, warum wir mit unserer Marke D-Power eine Großhandelslinie ins Leben gerufen haben. Das hat angefangen mit ein paar Steckerchen und Servos. Mittlerweile ist unsere Produktpalette aber Stück für Stück so stark gewachsen, dass wir unseren Handelspartnern ein breites Portfolio an Flugmodellen und Zubehör anbieten können. Und seit ein paar Monaten ja auch vermehrt Autos und Produkte der Marke Graupner.
FMT: Der klassische Modellbau mit Holz und Baukästen erlebt derzeit eine regelrechte Renaissance. Wie seht Ihr die gegenwärtige Situation, besteht darin eine Chance für den Fachhandel?
Horst Derkum: Ja, das hilft dem stationären Handel insofern, dass mehr ausgesuchtes Baumaterial benötigt wird und vor allem auch mehr Fachfragen bei unseren Mitarbeitern aufschlagen (lacht). Aber dennoch ist, aus meiner Sicht, der klassische Modellbau, wie er in den 1990ern war, weiterhin stark rückläufig. Unser Hauptgeschäft war damals der Verkauf von Holz und Baumaterial. Mittlerweile gibt es aber enorm viele, richtig gute Fertigmodelle – auch bei den Holzbaukästen wird ein immer höherer Vorfertigungsgrad gewünscht. Und auch diese Baukästen werden in erster Linie online verkauft.
FMT: Gibt es Ereignisse und Erlebnisse, die Euch in Eurem Kölner Traditionsgeschäft besonders in Erinnerung geblieben sind?
Horst Derkum: Eines der größten Ereignisse unserer Geschichte war unser großer Ladenumbau im Jahr 1991. Damals hatten wir das benachbarte Architektenbüro meines Vaters abgetragen und die Ladenfläche von 110 m² auf zwei Etagen mit insgesamt 350 m² erweitert. Bei der großen Neueröffnung waren unsere Kunden begeistert, dass sie jeweils eine eigene Abteilung für Autos, Schiffe und Boote durchforsten konnten. Zu Bestzeiten hatten wir acht bis neun Verkäufer pro Tag im Einsatz. Mit dem aufkommenden Online-Versand hat sich diese große Fläche nicht mehr rentiert. Dennoch wollten wir bei unserem Umzug im Jahr 2019 nicht auf ein Ladengeschäft verzichten. Das ist zwar jetzt deutlich kleiner, da der mit 600 m² größte Teil als Lager gebraucht wird, dennoch möchten wir weiterhin die Nähe zu unseren treuen Kunden nicht verlieren und Modellbauern eine Anlaufstelle bieten, bei der sie das persönliche Gespräch suchen und Produkte und Materialien vor dem Kauf anschauen und anfassen können. Außerdem ist und bleibt das stationäre Ladengeschäft unsere Wurzel. Davon möchten wir uns nicht entfernen. Allgemein erfüllt es mich mit großem Stolz, das Lebenswerk meines Vaters Hans Derkum und meiner Mutter Ingeborg weiterzuführen. Vor seinem Tod 1989 legte er die Grundsteine für unsere Geschichte. Und wer weiß, vielleicht will/darf/ möchte meine Tochter Clara und/oder mein Sohn Philipp diese Geschichte irgendwann weiterschreiben.