

KULTOBJEKT
Pitts S-2B 50-60cc von Hangar 9 / Horizon Hobby
Doppeldecker üben auf mich eine besondere Faszination aus. Dabei ist die Pitts einer der interessantesten Doppeldecker, mit dem man auch kraftvollen Kunstflug bis an die Grenzen des Möglichen – sowohl mit dem Original wie auch dem Modell – machen kann. Deshalb hatte ich schon länger nach einem Modell der Pitts Ausschau gehalten. Mit rund 185 cm Spannweite ist die Pitts von Hangar 9 schon ein stattliches Modell, das jedoch durch die geteilten Tragflächen und den kurzen Rumpf noch gut transportiert werden kann. Ausschlaggebend war letztendlich, dass ich einen bereits vorhandenen Saito-60 cm³-4-Takt-Boxer verwenden kann, denn genau mit dieser Motorisierung wurde die Pitts beim Airmeet 2020 vorgeflogen.

Das Modell wurde per Spedition geliefert. Der Rumpf, die Tragflächen und Leitwerksteile waren perfekt mit Luftpolster-Folie geschützt verpackt. Die Motorhaube, wie auch alle Zu-behör- und Beschlagteile, sind separat in Kartons verpackt. Mit Freude konnte ich beim Auspacken feststellen, dass alle Holzteile mit Oracover-Bügelfolie perfekt bespannt sind. Auch die große GFK-Motorhaube ist sauber lackiert. Die gesamte Haube wurde nach dem Aufbringen der schwarzen Zierstreifen mit transparentem Lack versiegelt, was für eine lange Haltbarkeit ausschlaggebend ist.

Auch die Radschuhe sind bereits verklebt lackiert und mit Zierelementen versehen. Die Räder mit den passenden Beschlagteilen sind ebenfalls mit dabei. Die große Kabinenhaube ist bereits an den Rändern rot lackiert und muss nur noch beschnitten werden. Der Kabinenhaubenrahmen ist aus Holz aufgebaut und an den Rumpf angepasst. Zwei im Rumpf eingebaute Kabinenhaubenverschlüsse sorgen für einen sicheren Halt.
Das Hauptfahrwerk ist zweigeteilt und bereits mit Bohrungen versehen. Das Fahrwerk ist allerdings sehr steif, so muss die Flugerprobung zeigen, wie gut die Dämpfung ist.
Für die Ruder-Lagerung liegen dem Bausatz solide Stiftscharniere bei. Diese müssen lediglich mit Epoxidharz eingeklebt werden.
Positiv hervorheben möchte ich, dass die große Rumpfzelle mit ca. 1.700 g erstaunlich leicht ist. Der Rumpf ist trotzdem sehr verwindungssteif. Dazu tragen auch vier CFK-Längsgurte sowie der stabile Rumpfrücken, ausgeführt als Holz/Styropor-Sandwich bei. Im Motordom sind bereits Seitenzug und Motorsturz berücksichtigt sowie die versetzte Motormitte markiert. Damit ist sichergestellt, dass die Motorwelle mittig in der Motorhaubenöffnung endet.

Wer das Modell mit einem E-Antrieb aufbauen möchte, findet dazu die passenden Abstandsbolzen und Aufnahmeplatten im Lieferumfang. Ebenfalls beinhaltet der Bausatz den Benzintank und dessen Beschläge.
Im Rumpf sind bereits die Führungsrohre für die beiliegenden 3-mm-Schubstangen für die Anlenkung von Höhen- und Seitenruder eingebaut. Da ich bereits bei der Corsair gute Erfahrungen mit den Extron-ED-502-Digital-Servos gemacht habe, wählte ich diese auch für die Pitts. Ausgestattet mit Metallgetrieben und Kugellagern, erreichen sie bereits mit 4,8 V eine Stellkraft 17 kg.
Für die vier Querruder wird jeweils ein Servo benötigt, die Höhenruder werden separat mit je einem Servo angesteuert, für Seitenruder und Motordrossel benötigt man noch je ein weiteres Servo. Alle Servoaufnahmen sind für die Standard-Servogröße vorbereitet.

Montagearbeiten
Der erste Montageschritt war für mich das Anscharnieren der Ruder. Dazu benetze ich zuerst die Gelenke der Stiftscharniere mit dem robbe-Kunststoff-Öl, damit diese nicht verkleben können. Die Stifte habe ich Ruder für Ruder getrennt eingeklebt. Mit Klebeband fixiere ich dabei die einzelnen Ruder an Tragfläche bzw. Leitwerk, bis der Kleber ausgehärtet ist. Da alle Bohrungen für die Stiftscharniere bereits eingebracht sind, ist diese Arbeit schnell gemacht. Zum Verschrauben der stabilen Ruderhörner sind in den Rudern bereits Verstärkungshölzer eingeklebt und die Bohrungen eingebracht.
Für die Verlängerung der Servokabel in den Flächen habe ich die Premium-Kabelsets one4one von PowerBox verwendet. Diese verdrillten Verlängerungskabel sind einseitig mit vergossenen 3-poligen Steckern und GFK-Montagerahmen konfektioniert, um die Steckverbindungen fixieren zu können. Damit habe ich die 3-poligen Buchsen in den Rumpf fest eingeklebt und in den Flächen die Stecker lose verlegt. Diese schwimmende Steckverbindung hat sich bereits bestens bewährt. In der ausführlichen Baustufen-Beschreibung hat der Hersteller präzise Angaben zur Servohe-bel-Länge gemacht, damit die angegebenen Ruderausschläge erreicht werden. Die Verbindungen zwischen den Servos und den Rudern wurden mit den beiliegenden 3-mm-Schubstangen und Kugelköpfen spielfrei hergestellt.
Die 3-mm-Schubstangen für die separat angelenkten Höhenruder sowie das Seitenruder werden exakt in den bereits im Rumpf eingebauten Kunststoff-Röhrchen geführt.
Perfekter Sitz
Das Lochbild und die Vergaser-Aussparung des Saito FG-61TS habe ich mit einer Zeichnung auf den Motordom der Pitts übertragen. Der versetzte Mittelpunkt ist auf dem Kopfspant durch eine Bohrung bereits vorgegeben. Die Eckpunkte des Vergaserdurchbruchs und die Befestigungslöcher wurden zunächst mit 2 mm gebohrt und dann stufenwiese auf den erforderlichen Durchmesser der Einschlagmuttern aufgebohrt. Nach dem Entfernen der Zeichnungsschablone wurde die Vergaseraussparung ausgearbeitet und der Saito auf den Abstandshaltern montiert. Die Zündelektronik nimmt seitlich am Motordom Platz. In der linken Seitenwand habe ich eine Bohrung auf Höhe der Vergasereinstell-Schraube eingebracht und zur besseren Führung des Schraubendrehers ein 4-mm-Messingrohr eingeklebt.

Um die Motorhaube exakt zum Propeller-Mitnehmer zentrieren zu können, habe ich mit Heißsiegelkleber vier Kieferhölzchen als Abstandshalter seitlich am Propeller-Mitnehmer fixiert. Die Motorhaube wurde danach so weit aufgeschoben, dass die Propeller-Mitnehmerscheibe 3 mm über die Motorhaube herausragt. Die Position der Befestigungslöcher auf die Motorhaube zu übertragen und diese zu bohren, ist ARF-Standard und schnell erledigt. Nach dem Entfernen der Positionshölzchen am Propeller-Mitnehmer ergibt sich ein perfekter Sitz. Der testweise aufgesetzte Propeller hat genügend Abstand, alles passt.

An Stelle des mitgelieferten Kunststoff-Spinners habe ich einen Aluminium-Spinner von Engel Modellbau & Technik montiert. Der Alu-Spinner bietet den Vorteil, dass keine Abriebspuren entstehen, sollte der Motor mit Elektro-Starter angeworfen werden. Da der 60er Saito mit ca. 38 ml/min recht wenig Sprit verbraucht, verwende ich einen kleinen 500-ml-Tank von Pichler Modellbau. Dadurch habe ich genügend Platz, um seitlich am Tank das Servo-Gestänge zum Vergaser zu verlegen. Auch der Lilon-Akku 2s 3.000 mAh für die Zündelektronik konnte noch daneben, direkt hinter dem Motordom, platziert werden.

Ausgewogen
Die beiden Lilon-Akku 2s 3.000 mAh der RC-Versorgung wurden im Rumpf erst nach dem Ermitteln der Schwerpunktlage platziert. Dem Bausatz liegt ein Sperrholz-Bauteil bei, das zwischen Rumpfdom und den oberen Tragflächenhälften eingesetzt, einen Aufhängepunkt im vorgegebenen Schwerpunkt vorgibt. Damit kann das Modell exakt ausgewogen werden. Ich platzierte die zwei Akkus für die Doppelstromversorgung seitlich an den Rumpfwänden unmittelbar hinter dem Kraftstofftank. Dadurch konnte der Schwerpunkt ohne zusätzliche Trimmgewichte eingehalten werden. Das Abfluggewicht beträgt 10.250 g, was mich angenehm überrascht hat, denn für ein so stattliches Modell im Maßstab 1:3,3 ist das sehr leicht. Als Akkuweiche setze ich die PowerBox Source ein – mit der habe ich schon bei meiner Corsair gute Erfahrungen gemacht. Als Empfänger wählte ich den Futaba R7014SB, da er genügend Steckplätze für die Servos und zwei getrennte Eingänge für die Doppelstromversorgung zur Verfügung stellt. Als Zündschalter kommt ein Kill-Switch von Pichler zum Einsatz.



Die richtige Einstellung
Nachdem der Ausbau abgeschlossen war, ging es an die Programmierung. Angenehm ist, dass die Futaba FX-32 in der Grundeinstellung des Modellspeichers gleich eine fertige Einstellung für vier Querruder- und zwei Höhenruderservos anbietet. Das macht die Modellprogrammierung recht einfach. Als ich die Servo-Drehrichtung aller Ruder sowie die Neutralstellung angepasst hatte, stellte ich die in der Anleitung empfohlenen Ausschläge ein. Auf die Querruder legte ich 20% Expo.

Für den sicheren Transport der vier Flächenhälften habe ich mir aus Pappelsperrholz eine Holzkiste gebaut. Damit die Flächenhälften mit den abstehenden Haltewinkeln für die Flächenstreben sich nicht berühren können, habe ich in der Transportbox Abstandsleisten mit Schaumstoffstreifen eingeleimt.

Pitts-like
Der Saito-Boxer sprang auf Anhieb an, obwohl ich ihn schon länger nicht mehr geflogen hatte. Auch die Vergasereinstellung stimmte, nur das Standgas musste ich anpassen. Nach nochmaliger Funktionskontrolle rollte ich die Pitts im erhöhten Standgas zur Startstelle und schob behutsam den Gasknüppel auf Vollgas. Die Pitts nahm rasch Fahrt auf und schon nach 25 Meter Startstrecke hob das Modell ab.
Auf Sicherheitshöhe angekommen, brachte ich das Modell auf Horizontalflug, um die Trimmung zu prüfen. Es waren kaum Korrekturen nötig. Beim ersten Looping stellte ich fest, dass er leicht versetzt endet – also zwei Zähne Seitenruder nach rechts trimmen und schon hat es gepasst.
Generell ist das Modell wie erwartet sehr agil. In den weiteren Flügen habe ich die Ruderausschläge aber noch etwas erhöht, um die Rollrate zu erhöhen und engere Loopings fliegen zu können.

Der Saito hat so viel Power, dass ich im Horizontalflug 30% Gas zurücknehmen konnte. Bevor ich zur ersten Landung ansetzte, ging ich nochmal auf Höhe, nahm das Gas raus und machte die Pitts langsam, in dem ich den Höhenruderausschlag erhöhe. Es gab keine Anzeichen für einen ungewollten Strömungsabriss – das passt. Nach rund zehn Minuten schwebte ich zur Landung herein. Die Pitts lässt sich schön ausschweben und landen. Dann habe ich aber wohl doch etwas zu schnell versucht zu wenden, das Fahrwerk hakte ein und schon lag sie auf dem Rücken. Es ist aber nichts passiert, nur eine Fahrwerkshälfte war locker und verbogen. Das Alu-Hauptfahrwerk ist sehr hart, keine Spur von Federung. Bei einer Hartpiste hat man damit kaum Probleme, aber wenn – wie bei uns im Verein – nur eine Graspiste vorhanden ist, die zudem kein Golfplatz-Niveau hat, ist das Alu-Fahrwerk zu hart. Bei Engel Modellbau &Technik fand ich ein passendes CFK-Fahrwerk. Ich übertrug die Maße für die Bohrungen vom alten Alu- auf das neue CFK-Fahrwerk – der Wechsel dauerte kaum zwei Stunden und schon stand die Pitts auf einem sehr soliden Hauptfahrwerk.

Weiter geht‘s
Am darauffolgenden Samstag machte ich noch mehrere Testflüge mit der Pitts. Das CFK-Fahrwerk hat sich bestens bewährt, es ist stabil und trotzdem noch so elastisch, dass es bei der Landung Stöße gut abfedert. Mit jedem Flug stieg meine Gewöhnung an das Modell und so wagte ich mich an verschiedene anspruchsvolle Kunstflugfiguren. Der kraftvolle Saito hat dabei so viel Leistungsüberschuss, dass die Pitts auch in senkrechten Passagen gut durchzieht. Ich freue mich auf viele weitere Flüge mit der Pitts S-2B, die mit dem Saito eine ideale Kombination darstellt. Sowohl das Flugbild wie auch der tolle Sound des Motors begeistern nicht nur mich, sondern auch meine Modellflug-Kameraden.
Pitts S-2B
Verwendungszweck: Semi-Sale-Kunstflug Doppeldecker
Modelltyp: ARF-Modell in Holzbauweise
Hersteller / Vertrieb: Hangar 9 / Horizon Hobby
UVP: 889,99 €
Lieferumfang: Rumpf, Tragflächen mit Querruder, Höhen- und Seitenruder, GFK-Motorhaube und -Spinner, Kabinenhaube, starres Fahrwerk, Räder, Ruderanlenkungen, Tank, Kunststoff-Spinner, Dekorbogen und Anleitung
Erforderliches Zubehör: RC und Antrieb
Bau- und Betriebsanleitung: ausführliche Baustufenbeschreibung mit Angabe der Einstellwerte für Ruderausschläge und Schwerpunkt
Aufbau
Rumpf: Holz, Rumpfrücken in Sandwich-Bauweise, mehrfarbiges Folienfinish
Tragflächen: geteilt, teilbeplankt, mehrfarbiges Folienfinish
Motorhaube: GFK, rot lackiert mit Zierstreifen versehen und transparent überlackiert
Kabinenhaube: transparent, tiefgezogen mit rot lackierten Ziersteifen und Kabi-nenhauben-Rahmen
Technische Daten
Spannweite: 1.884 mm
Länge inkl. Spinner: 1.790 mm
Spannweite Höhenleitwerk: 680 mm
Flächentiefe an der Wurzel oben / unten: je 300 mm
Flächentiefe am Randbogen oben / unten: je 280 mm
Tragflächeninhalt: 95,12 dm²
Gewicht / Herstellerangabe: 8.200 – 10.000 g
Fluggewicht Testmodell mit Saito FGF-61 TS: 10.250 g
Flächenbelastung: 108 g/dm²
Tragflächenprofil: vollsymmetrisch
Profil Höhenleitwerk: ebene Platte
Antriebsempfehlung: Verbrenner 50 – 60 cm³ oder Elektroantrieb
Verwendeter Antrieb: Saito FG-61TS, 60,9 cm³, 4-Takt-Boxer
Propeller: XOAR 22×10 CFK
Tank: PET-Kunstflugtank 500 ml
RC-Funktionen und Komponenten
Höhenruder: 2× Pichler ED 502
Querruder: 4× Pichler ED 502
Seitenruder: Pichler ED 502
Motordrossel: Pichler ED 502
Sender: Futaba FX-32
Empfänger: Futaba R7014 SB FASSTest
Empfänger-Stromversorgung: 2× Hacker LiIon 2s 3.000 mAh über PowerBox Source
Zündstromversorgung: Hacker Lilon 2s 3.000 mAh über Pichler-Kill-Switch
Ruderausschläge
Querruder: +/- 40 mm, 20% Expo
Höhenruder: +60/-50 mm, 20% Expo
Seitenruder: +/- 65 mm