

Test: Mandarin F5J von Staufenbiel
Leichtigkeit des Seins
Der Mandarin von Staufenbiel ist ein Thermik-Zwecksegler: mit einem schlanken Flügel, vier Klappen, einem Pylonrumpf mit langem Rohr als Leitwerksträger und einem Leitwerk in Leichtbauweise. Ob er sich für Freizeitpiloten und Wettbewerbsflieger der Klasse F5J eignet, haben wir getestet.

Ausstattung
Fast komplett, alles passt, gutes Zubehör – so lautet das Fazit. Das Gewicht der Teile lässt auf ein günstiges Gesamtgewicht hoffen. Der Rumpfkopf ist sauber, leicht und sehr stabil dank dem Einsatz von Kohlefaser. Damit ist er allerdings nicht 2,4-GHz-friendly. Dafür sehen die Leitwerke nur nach Carbon aus, sind aber aus GFK mit einer Carbonoptik und Ruderflächen aus Balsa. Trotzdem, alles ist fest genug. Die Leitwerksrute sieht dagegen nicht nur nach Kevlar aus, sondern besteht auch daraus. Das macht sie sehr robust. Sie ist hinreichend biegesteif. Hinreichend deshalb, weil der Mandarin nicht für Hochgeschwindigkeitsflüge ausgelegt ist.

Der Flügel kommt fertig bespannt, die Folie ist gut und blasenfrei verarbeitet. Die Oberfläche ist allerdings sehr empfindlich gegen Druck und Kratzer. Das ist fast unvermeidbar bei einer leichten Balsaholzschale. Schaumstoffunterlagen beim Bau und Transporttaschen sind Pflicht. Eine Dekorfolie ist dabei, wenn man es bunt mag. Der Hauptverbinder ist ein 12-mm-Carbonstab, der festigkeitsmäßig zum Flügel passt.

Gut und günstig: der Antrieb
Um die Gesamtkosten niedrig zu halten, wurden konsequent günstige Komponenten aus dem Hause Staufenbiel eingebaut. Via Internet und Telefon konnten die Ausrüstungsfragen schnell geklärt werden. Im Rumpf ist zwar mehr als genug Platz für größere Akkus, doch mehr als 3s-LiPos würden nicht zum Konzept passen. Der Außenläufer V-Max 35M ist bei Staufenbiel neu im Programm und aufgrund seines recht langen und konisch zulaufenden Gehäuses gut für solche Rümpfe geeignet. Die Kabel finden genug Platz zwischen dem Rotor und der Rumpfwand. Dazu kommt ein bewusst überdimensionierter Regler mit BEC und ein edler Spinner mit abgekröpftem Mitnehmer von FVK.

Zusammenbau
Die Bauanleitung hält sich ziemlich zurück, die Bilder zeigen recht wenig und wichtige Hinweise mit Tipps und Tricks zur erfolgreichen Fertigstellung fehlen, ebenso Zeichnungen oder zumindest Prinzipskizzen der wesentlichen Konstruktionsschritte. Nicht, dass der Mandarin schwer zu bauen wäre oder kritische Bauschritte hätte. Ein etwas erfahrener Modellbauer wird keinerlei Probleme haben. Aber der unerfahrenere Modellpilot aus dem Lager der ARF-Käufer könnte einiges falsch machen. Deshalb einige Hinweise: Der Rumpfbau beginnt mit dem Ankleben der Höhenleitwerks-Auflage und des Seitenruders sowie des Sporns an den Leitwerksträger. Das Rohr hat keinerlei Markierung, daher wird jedes Teil für sich mit langsamem 2-Komponentenkleber verbunden und auf Winkligkeit geprüft. Die Bowdenzüge an mehreren Stellen mit 5-Minuten-Epoxi-„Batzen“ versehen und von vorn in den Leitwerksträger vor der „Hochzeit“ mit dem Rumpfkopf einschieben. Dabei in der Länge am Heck genug Platz für die Anlenkung und vorn für die Verzapfung mit dem Rumpfkopf lassen.

Die EWD ist zwingend vorgegeben. Die Leitwerksservos können im Leitwerk eingebaut werden, wobei dann kleine Servos der 9-mm-Klasse nötig sind. Ich habe mich für den Einbau vorn im Rumpf entschieden, da ich für diese lebenswichtige Aufgabe robuste Technik vorziehe. Außerdem musste bei Verwendung eines 172-g-Motors ein 2.400er Akku eingesetzt werden, um den Schwerpunkt einzuhalten. Also Gewicht am Heck sparen.

Der Rumpf bietet viel Platz für den RC-Einbau. Über die Haubenöffnung kann der Antrieb leicht eingefügt und der Akku problemlos gewechselt werden. Die Leitwerksservos müssen so tief wie möglich unter den Flügelpylon, damit die Bowdenzüge keinen zu engen Radius im Übergang zum Leitwerksträger machen müssen. Passende Holzteile sind dabei. Den Anschluss zum Servo habe ich mit Kugelköpfen gemacht, die spielfrei sind und kein Problem mit dem schrägen Übergang zum Bowdenzug haben.

Für den Einbau der Servos im Flügel sind sehr gute Rahmen dabei – die jedoch zu der von mir verwendeten Technik nicht passen. Wegen der leichten Flügelschale habe ich die Servoschächte mit CFK verstärkt und die Servorahmen zusätzlich auf dünnes Sperrholz geklebt. Ordentliche Kabelkanäle erleichtern das Einziehen des Kabelbaums. Wegen des zweiteiligen Flügels bekommt jede Seite ihren eigenen Stecker. Die 6-poligen Würfel haben sich bewährt. Vor den Servos findet der Empfänger Platz. Der Kabelbaum ist damit schön kurz und die Antriebstechnik kommt nicht mit ihm ins Gehege. Wegen der Verwendung von Kohlefaser im Rumpf müssen die Antennen nach außen geführt werden. Ca. 25 Stunden werden zum Zusammenbau insgesamt schon benötigt, „ARF“ heißt hier nicht „morgens kaufen, abends fliegen“.

Einstellung des Modells
Bei den Einstellwerten endet die Kritik an der Anleitung. Alles passt und wurde ohne Änderungen in der Flugerprobung übernommen. Der angegebene Schwerpunkt bezieht sich auf die hintere Lage, maximal 5 mm nach vorn dürfen es sein. Der Rumpf lässt sich unter dem Pylon sehr sicher greifen. Der Antrieb ist stark genug, um den Mandarin selbst bei Windstille aus dem Stand zu starten. Der Steigflug ist stabil. Eine Höhenrudertrimmung ist nicht nötig. Je nach Windstärke muss ab und zu etwas nachgedrückt werden. Der Übergang in den Segelflug erfolgt gleichmäßig und ohne Pumpen.
Der Antrieb sorgt für eine erflogene Steigleistung von 7-8 m/s, ein sehr guter Wert für die preisgünstige Kombination. Allerdings ist der 2.400-mAh-Akku nach 2:45 Minuten auf ca. 30%. Die im Vergleich zur 16-Zoll-Luftschraube eines Getriebeantriebs nicht so effektive 13 × 6,5 Zoll muss eben durch eine höhere Eingangsleistung kompensiert werden. Das ist jedoch alles noch im normalen Rahmen. Inzwischen empfiehlt Staufenbiel einen Dymond HQ 3651, der nach dem Datenblatt 14- bis 15-Zoll-Luftschrauben dreht. Ob dieser Motor auch so gut in den Rumpf passt wie der V-Max mit seinem konischen Gehäusevorderteil, kann ich nicht sagen. Die Dymond-Ausstattung hat insgesamt einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Die Servos sind spielfrei und sie stellen gut auf null. Der Steller regelt ohne Stottern oder Zucken und wird nicht besonders warm. Das BEC scheint ebenfalls seiner Aufgabe gut gewachsen.
2.040 g Gesamtgewicht sind angesichts der Größe des Modells ein sehr guter Wert. Aktuelle F5J-Wettbewerbsmodelle sind noch leichter. Dann kostet jedoch allein der Antrieb so viel wie hier fast das ganze Modell. Bei den Servos und der Verkabelung könnte man noch ein paar Gramm sparen. Staufenbiel empfiehlt auf allen Funktionen 12-g-Servos (68 g Ersparnis gegenüber den von mir eingebauten Servos). Das halte ich jedoch nur bei absoluten Floater-Bedingungen für geeignet, denn die Ruderflächen haben schon eine Größe, die Servos mit guter Stellkraft benötigt. Aus diesem Grund habe ich die Leitwerksservos auch nicht im Leitwerk eingebaut, was möglich wäre, sondern etwas größere Servos konventionell vorn.
Flugerprobung
Da der Antrieb gerade genug wiegt, um den Schwerpunkt ohne Trimmgewicht einzuhalten, sehe ich hier keinen Raum für eine Gewichtsverringerung. Das ist auch gar nicht nötig, denn ca. 26 g/dm² Flächenbelastung sind nicht viel für ein Modell mit 3,6 m Spannweite. Daher fühlt sich der Mandarin vor allem bei wenig Wind wohl. Bei ca. 3 bft. (bis 19 km/h) ist die Grenze eines sinnvollen Einsatzes erreicht. Auch biegt sich der Flügel bei dynamischen Manövern und Böen deutlich durch.
Die Wölbklappen sind unten angeschlagen und haben in Normalstellung auf der Flügeloberseite keinen Spalt. Daher kann der Flügel nicht entwölbt werden (Wölbklappen leicht nach oben). Bei der Suche nach Thermik bleiben die Wölbklappen im Strak. Im Thermikkreis werden sie und die per Mischer zugeschalteten Querruder leicht nach unten abgesenkt und verhelfen zu besserem Steigen. Dazu kann man auch einen Snap-Flap-Mischer, also Wölbklappe zu Höhe, ausprobieren.
Die Rollwendigkeit ist eher gemäßigt. Bei stärkerem (Seiten-) Wind will der Mandarin manchmal auch gar nicht richtig einkreisen. Die Ursache könnte in einer Kombination aus der Hochdeckerauslegung und den recht weichen Rudern liegen. Das Seitenleitwerk war eine positive Überraschung: Es scheint viel zu klein, stabilisiert den Mandarin jedoch gut um die Hochachse, dank viel Hebelarm. Eher schwach wirkt das Seitenruder bei Steuereingaben. Änderungsbedarf besteht jedoch nicht, denn der Kreisflug und der Kurvenwechsel gehen in Ordnung. Das Zusammenwirken aus genügend Flügeltiefe, gut gewählter V-Form und Hochdeckeranordung auf Pylon verleiht dem Flügel gute Kreisflugeigenschaften. Der Mandarin kreist fast wie von selbst. In Thermikbärten wurde bewusst nicht gesteuert, sondern der Mandarin sich selbst überlassen, was sehr gut funktioniert. Das gilt bei jedem Kreisradius, ob eng oder weit ist egal.

Kurzum: Der Mandarin sieht nicht nur aus wie ein großes Freiflugmodell, er fliegt auch so. Bei ruhigem Wetter, zum Beispiel der typischen Abendstimmung, kann man sehr schöne Feierabendflüge mit ihm machen. Sobald die Thermik unruhig und bockig wird, fehlt es jedoch an Steuerpräzision und Reaktionsvermögen. Bruchgefahr sehe ich allerdings bei bestimmungsgemäßem Einsatz nicht.
Die Landung ist auch kein Problem. Die Butterfly-Bremse wirkt sehr gut und sorgt für einen stabilen und gut kontrollierbaren Abstieg, zur Landung oder aus großer Höhe bei guter Thermik. Hier ist es von Vorteil, dass die Wölbklappen an der Unterkante des Flügels angeschlagen sind, da somit große Ausschläge einfach zu realisieren sind. Dank großer Bodenfreiheit ist es auch nicht schlimm, wenn man mal mit voll gesetzter Bremse landet.
Fazit
Der Mandarin ist sein Geld wert. Mit etwas Bau- und Ausrüstungserfahrung erhält man einen großen Thermiksegler, der vor allem zum Floaten, zum ruhigen Dahingleiten, einlädt. Er ist nichts für Heizer und Hektiker oder Kunstflugasse, sondern vermittelt die Leichtigkeit des Seins. Der Einstieg in die Wettbewerbsklasse F5J ist mit ihm ebenfalls möglich.
DATENBLATT SEGELFLUG
• MODELLNAME: MANDARIN F5J
• VERWENDUNGSZWECK: F5J-THERMIK-ELEKTROSEGLER
• HERSTELLER/VERTRIEB: REICHARD/STAUFENBIEL
• MODELLTYP: ARF-MODELL MIT GFK-RUMPF UND STYRO/BALSA-FLÄCHE
• LIEFERUMFANG: GFK-RUMPFKOPF, LEITWERKSTRÄGERROHR, TRAGFLÜGEL FERTIG BESPANNT, LEITWERKE AUS GFK, RUDER FERTIG BESPANNT, CFK-STAB ALS FLÜGELSTECKUNG, RC-EINBAUZUBEHÖR
• BAU- U. BETRIEBSANLEITUNG: DEUTSCH, BEBILDERT, EINSTELLWERTE VORHANDEN
• AUFBAU:
Rumpf: GFK, CFK-Schalenbauweise, Leitwerksträger aus GFK/Kevlar-Rohr
Tragfläche: Zweiteilig, Styro-Balsa, bebügelt, mehrfarbig
Leitwerk: Abnehmbar, GFK-Schalenbauweise, Ruderflächen in Balsa- Rippenbauweise bebügelt
Kabinenhaube: CFK, abnehmbar
• TECHNISCHE DATEN:
Spannweite: 3.600 mm
Länge: 1.560 mm
Tragflächeninhalt: 86,5 dm²
Flächenbelastung: Ca. 26 g/dm²
Tragflächenprofil Wurzel: AG 25
Tragflächenprofil Rand: AG 27
Profil des HLW: Vollsymmetrisch o.A.
Gewicht/Herstellerangabe: 1.750 g
Fluggewicht Testmodell: 2.040 g
• RC-FUNKTIONEN UND KOMPONENTEN:
Höhe: Dymond DS 3505 DigiMG (15 mm)
Seite: Dymond DS 3505 DigiMG (15 mm)
Querruder: 2 × Dymond D260MG
Wölbklappen: 2 × Dymond DS 3505 DigiMG (15 mm)
Verwendete Mischer: WK–QR 80%
Fernsteueranlage: robbe/Futaba FX 30
Empfänger: robbe/Futaba R 6308 SBT
Empf.Akku: BEC über Motorregler
• ANTRIEB VOM HERSTELLER EMPFOHLEN UND VERWENDET:
Motor: Dymond V-Max V 35M
Akku: Dymond 3s 2.400 mAh LiPo
Spinner: FVK, Durchmesser 38 mm
Luftschraube: aero-naut CAM-Carbon 13×6,5“
• BEZUG DIREKT BEI: GUSTAV STAUFENBIEL GMBH, TEL.: 040 30061950, INTERNET: WWW.MODELLHOBBY.DE
• PreIs: 399,- €
