

Hangar 9 Van’s RV-4 30cc von Horizon
STARKER AUFTRITT
Die Van’s RV-4 ist im Original ein wahrer Klassiker und erfreut sich sowohl als Reisemaschine als auch im einfachen Kunstflug großer Beliebtheit. Trotz ihrer zeitlosen, eleganten Optik und den idealen Proportionen ist sie als Modell bisher eher selten anzutreffen – genau das will Horizon Hobby ändern, denn hier präsentiert man die RV-4 nun in ARF-Ausführung und einer überaus interessanten Größe. Ob die RV-4 auch als Modell das Zeug zum Klassiker hat, soll dieser Test klären.
Die RV-4 von Hangar 9 kommt in klassischer ARF-Holzbauweise daher. Sieht man sich die Einzelteile nach dem Auspacken aber einmal genauer an, so fallen einige Besonderheiten auf, die das Modell deutlich über den sonst üblichen ARF-Standard heben. Das beginnt bereits bei den Rudern, denn diese sind nicht nur durchweg fertig angeschlagen, sondern laufen auch komplett in Hohlkehlen, was der vorbildgetreuen Optik des Modells sehr zuträglich ist und auch aerodynamisch sowie funktionell das Optimum darstellt. Noch mehr Aufwand wurde bei den Landeklappen betrieben. Diese sind auf GFK-Trägern gelagert, welche auf der Tragflächenunterseite fertig montiert sind. Das Fahrwerk, das sehr zum markanten Erscheinungsbild des Originals beiträgt, ist auch beim Modell entsprechend nachgebildet. Für den eigentlichen Fahrwerksbügel aus Aluminium liegen GFK-Verkleidungen sowie passende Übergänge zum Rumpf und den Radschuh bei.
Schnell fertig
Eine derart hohe Vorfertigung verspricht natürlich einen raschen Erstflug – was bleibt davor also noch zu tun? Neben der Montage von Antrieb und Fahrwerk sind dies vor allem der Einbau der Servos sowie das Erstellen der Anlenkungen. Für letztere liegenden dem Baukasten GFK-Ruderhörner bei, die noch in entsprechende Aussparungen in den Rudern eingeklebt werden müssen. Auch hier kann der Montagekasten mit kleinen aber wichtigen Details punkten, denn die Ruderhörner erstrahlen nicht im sonst üblichen GFK-Gelb (oder grün), sondern sind passend zum Modell in weiß bzw. blau lackiert, so dass sie sich schön in das Erscheinungsbild des Modells einfügen.
Die Ansteuerung der Querruder geschieht klassisch und direkt über Schubstangen auf der Flächenunterseite, die Landeklappen werden hingegen verdeckt aus dem Flügel heraus angesteuert, was nicht nur optisch perfekt gelöst ist, sondern auch eine optimale Kraftübertragung gewährleistet. Auch hier findet sich wieder ein schön umgesetztes Detail: Der Bereich, in dem die Schubstange aus der Fläche austritt, wird mit kleinen Hutzen aus ABS verkleidet.
Bevor es an die Installation der Anlenkungen im Rumpf gehen kann, muss zunächst noch das Seitenleitwerk verklebt werden. Dank guter Passung war das schnell erledigt. Ich habe für die Verklebung Weißleim verwendet, da sich herausquellender Klebstoff leicht mit einem feuchten Lappen abwischen lässt.
Anders als beim Höhenruder, das über Schubstangen bewegt wird, kommen beim Seitenruder Stahllitzen zum Einsatz. Hier gibt es eine kleine Besonderheit zu beachten, denn die Litzen laufen nicht frei durch den Rumpf, sondern werden in Kunststoffrohren geführt. Da diese Rohre servoseitig nahe zusammen liegen, läuft die Litze hier leicht um die Ecke, weshalb sie nicht zu straff gespannt werden darf, dies würde sonst zu einer schwergängigen Anlenkung führen. Mit etwas Gefühl lässt sich aber trotzdem eine spielfreie und leichtgängige Anlenkung erreichen.
Welcher Antrieb?
Die Bandbreite von passenden Antrieben, die unter die voluminöse Haube der RV-4 passen, ist groß. Beim Testmodell kam der empfohlene Power 160-Außenläufer an zehn LiPo-Zellen zum Einsatz. Wie man es von Hangar 9 gewohnt ist, liegt dem Modell für die verschiedenen Antriebe passendes Zubehör bei. So auch eine passende Motordom-Verlängerung für den Elektroantrieb. Diese wird nur verschraubt, so ist auch der spätere Umbau des Modells auf einen anderen Antrieb ohne Probleme machbar. Da der eigentliche Motorspant an der Domverlängerung noch nicht verklebt ist, lässt sich der Abstand sogar noch fein einstellen, knapp 2 mm Spaltmaß zwischen Spinner und Motorhaube stellen dabei das Optimum dar, wobei sich die Feinanpassung hier noch durch ein leichtes Verschieben der Motorhaube vor dem Verschrauben erreichen lässt. Die für die Verschraubung notwendigen Bohrungen sind in der Haube bereits herstellerseitig angebracht und auch im Rumpf sitzen an den entsprechenden Stellen Verstärkungen aus Sperrholz. Gerade beim Betrieb mit einem Verbrenner und den damit einhergehenden Vibrationen sind solche Details wichtig, denn die Motorhaube ist durch die typischen Hamsterbacken im Verhältnis zum Modell recht groß und verlangt auch nach einer entsprechend belastbaren Befestigung.
Platzprobleme gibt es unter einer solchen Haube natürlich keine, so kann auch der Regler am Motordom platziert werden. Dort wird er gut gekühlt und die Kabel können sauber in den Innenraum geführt werden. Der Akku ist auf einem Brett befestigt, das nach dem Einschieben in den Rumpf mit lediglich einer Kunststoffschraube gesichert wird und zum Akkus-Wechsel somit sehr schnell heraus genommen werden kann. Zugänglich ist der Akku, wie auch alle anderen Einbauten im Rumpf, über einen großen Deckel auf dem Rumpfrücken, der über zwei Schrauben gehalten wird. Der große Rumpfdeckel trägt gleichzeitig die markante Kabinenhaube, die fertig zugeschnitten beiliegt und von sehr guter Qualität ist. Das transparente Material ist völlig frei von Schlieren oder anderen Mängeln. Da sich ein „Geisterflieger“, insbesondere bei einer solch großen, exponiert sitzenden Haube, nicht so toll machen würde, liegt dem Bausatz sogar eine Pilotenbüste sowie weiteres Zubehör für den Ausbau der Kabine bei. Dazu gehören unter anderem die Rückenlehnen der Sitze sowie der Überrollbügel, der beim großen Vorbild den Piloten im Falle eines Überschlages bei Start oder Landung schützt.
Wird der Bügel wie vorgesehen verschraubt, so müssen die überstehenden Spitzen der Schrauben noch abgetrennt werden, da sie sonst am Rumpf anstehen und der Deckel nicht mehr sauber aufliegt. Ich habe für das Kappen den Dremel mit einer Trennscheibe verwendet und das ganze anschließend noch mit dem Schleifklotz überschliffen.






Weitere schöne Details
Ein weiteres Detail findet man außen an den Flächen: Hier sitzt unter einer Verglasung bereits eine einfache Beleuchtung in Form zweier weißer LEDs. Ich habe die Abdeckungen nicht verklebt, sondern ringsum mit kleinen Schräubchen befestigt. So könnte hier später auch noch eine aufwändigere Beleuchtung installiert werden.
Kommen wir nun zu dem Arbeitsschritt, den ich mir bei der RV-4 bis zum Schluss aufgehoben habe: Die Montage des Fahrwerks. Um auch hier die Optik des Originals möglichst gut wiederzugeben, liegen mehrere GFK-Teile bei, die den Alu-Fahrwerksbügel verkleiden und einen Übergang zum Radschuh und Rumpf bilden. Ich empfehle für die Verklebungen flexiblen Klebstoff wie Pattex Repair Extreme oder gar Silikon, so dass sich die Teile noch leicht mit dem Fahrwerksbügel bewegen können.
Die beiden Verkleidungen des Fahrwerksbügels, welche von vorne auf diesen aufgeschoben werden, habe ich zudem nur an der Unterseite mit dem Übergang zum Radschuh verklebt, so ist noch etwas mehr Flexibilität gegeben. Wer nur einen schlecht gepflegten Platz zur Verfügung hat, dem würde ich eher dazu raten, teilweise oder ganz auf die Teile zu verzichten, da sie bei stärkeren Bewegungen des Alubügels Schaden nehmen könnten. Auf einem normalen, modellflugtypischen Rasenplatz zeigte das Fahrwerk aber keine Schwächen, trotz herbst- und winterlicher Bedingungen beim Test. Das liegt mit Sicherheit aber auch daran, dass sich das Modell beim Landen butterweich auf die Bahn hauchen lässt – dazu später mehr.
Vor dem Fliegen steht zunächst noch das Auswiegen des Schwerpunktes an. Mit den 1.196 g schweren Akkus in der vordersten Position ergab sich dabei auf Anhieb eine Lage von ca. 7 mm vor der Herstellerangabe – ideal für den Erstflug. Überrascht war ich bei der Stromaufnahme – diese lag mit der 18×10-Zoll-APC-Luftschraube bei gerade einmal 50 A, und das obwohl der Antrieb bereits ordentlich am Modell zerrte.







Erstflug im Schnee
Nach dem Einstellen der Ruderausschläge ging es nun bei schönstem Schwarzwälder Winterwetter auf den Platz, auf welchem etwa 4 cm lockerer Neuschnee lagen. Sicherlich keine perfekten Bedingungen für einen Erstflug, aber das Modell sollte noch vor dem richtigen Wintereinbruch durchs Testprogramm. Der Zusammenbau war trotz niedriger Temperaturen schnell erledigt, denn das zweiteilige Höhenleitwerk, das mit je zwei Inbusschrauben je Seite montiert wird, musste ich zum Transport nicht abnehmen – in den meisten Kombis ist das problemlos machbar. Etwas fummelig, besonders wenn man wie ich große Hände hat, ist das Eindrehen der Flächenschrauben, denn hierfür muss man die Anlenkseile des Seitenruders leicht zur Seite drücken. Ein wirkliches Problem stellt dies jedoch nicht dar.
Der Start gelang trotz Schnee recht problemlos, es war lediglich etwas mehr Höhenruder erforderlich, um das Modell am Kopfstand zu hindern. Nach gut 15 m war die RV-4 aber schon in der Luft und zeigte sich gleich von Beginn an von ihrer besten Seite, denn alle Steuereingaben werden vom Modell sehr ausgewogen und ruhig umgesetzt, so dass man direkt das große Vorbild vor Augen hat.
Die tiefe Tragfläche sorgt nicht nur für das typische Flugbild des Tiefdeckers, sondern auch für seine gutmütigen und ruhigen Flugeigenschaften. Die Wirkung der Landeklappen ist eher etwas zurückhaltend, sie helfen aber sehr wohl, die Mindestgeschwindigkeit noch etwas herabzusetzen oder das Modell beim Landen zusätzlich etwas abzubremsen. Eine Zumischung von Tiefenruder ist nicht erforderlich, das Modell reagiert auf das Setzen der Klappen völlig momentfrei.
Die RV-4 macht aber nicht nur bei gemütlichen Platzrunden eine gute Figur. Wie mit ihrem Vorbild lässt sich auch mit ihr wunderbar klassischer Kunstflug betreiben, auch wenn hier alles etwas behäbiger vonstattengeht. Aber auch diese Art des Fliegens macht sehr wohl Spaß und hat ihren ganz eigenen Reiz.
Was die neutralen Flugeigenschaften und die Reaktion auf die Ruder angeht, kann die Van’s RV-4 zwar nicht mit modernen Konstruktionen wie einer Extra mithalten, aber gerade dies macht auch den Scharm dieser Flugzeugs aus, das im Original sogar als sogenanntes Homebuilt, also im Eigenbau erstellt werden kann.






Die Langsamflugeigenschaften des Modells sind sehr gutmütig und ein Abriss kommt erst sehr spät, nachdem die Maschine schon spürbar schwammig geworden ist. Mit ein wenig Quer- und Seitenruder lässt sich – wenn gewollt – das Trudeln aber sauber einleiten und durch Loslassen der Ruder auch jederzeit wieder problemlos beenden. Sogar gerissene Figuren macht die RV-4 klaglos mit, lediglich den Messerflug mag sie nicht so recht – das erwartet man von so einem Klassiker aber auch nicht. Dafür gelingt der Rückenflug mit nur wenig Nachdrücken und auch saubere Turns gehören zum Repertoire des Modells. Die Herstellerempfehlung der Schwerpunktlage hat sich als stimmig erwiesen. Das Verschieben der Akkus auf die hintere Position der Halteplatte bringt den Schwerpunkt exakt auf die Empfehlung – eine Veränderung der Flugeigenschaften war dadurch aber nicht spürbar.
In der beschriebenen Abstimmung passt die Leistung sehr gut zum Modell und ermöglicht auch vorbildgetreuen Kunstflug. Der Power 160 ist mit den fließenden 50 A aber noch lange nicht ausgereizt. Erlaubt sind 60 A Dauer- und bis 80 A Kurzzeitbelastung, so dass hier je nach Vorstellung des Piloten noch Luft nach oben ist. Die Flugzeiten lagen im Test zwischen sicheren sieben bis über zehn Minuten, je nach Gangart. Die Landung wird mit der RV-4 schon fast zum Vergnügen, denn sie zeigt sich auch hier sehr ausgewogen und reagiert dank des tiefen Flügels sehr weich beim Abfangen.
Überzeugend
Wie das große Vorbild so hat auch die RV-4 von Hangar 9 mit Sicherheit das Zeug zum Klassiker, denn das Modell ist dem Vorbild nicht nur optisch sehr schön nachempfunden, sondern kommt auch dessen Flugeigenschaften sehr nahe. Das Modell kann mit vielen Details aufwarten, die Konstruktion und Bauausführung ist durchdacht und vorbildlich, schon der Zusammenbau macht Spaß. Sowohl bei Start und Landung als auch in der Luft verhält sich das Modell vorbildlich und gibt dem Piloten stets ein sehr sicheres Gefühl am Knüppel. In Verbindung mit den zeitlosen, eleganten Flugbild.
