TEST

Crack Camel von RC-Factory/Pichler


FUN-FIGHTER

Mit der Crack-Serie hat Pichler Modelle im Programm, die zwar an bekannte Vorbilder angelehnt, jedoch kompromisslos auf 3D-Funfliegen ausgelegt sind. Nachdem ich bereits mit der Crack Fokker jede Menge Spaß hatte, ließ ich es mir nicht nehmen, auch den neuesten Spross – die Crack Camel –näher unter die Lupe zu nehmen.

Nicht nur Silhouette…

Auch bei der Camel finden sich gleich auf den ersten Blick die markanten Merkmale der Crack-Modelle, nämlich die optimierten Proportionen sowie die gigantischen Ruderflächen. Ungewöhnlich ist hingegen die Frontansicht des Doppeldeckers, dessen Vorbild aus der Zeit des ersten Weltkrieges stammt, denn hier wurde sowohl die Motorhaube als auch der darunterliegende Umlaufmotor auf einfache Weise nachgebildet.

Zum Einsatz kamen im Testmodell die von Pichler empfohlenen Servos sowie das passende Antriebsset. Abgesehen hiervon wird eigentlich nur noch geeigneter Kleber benötigt, bei mir kamen mittel- bzw. dünnflüssiger Sekundenkleber, UHU Por und ein wenig Heißkleber zum Einsatz.

Neben den fertig ausgeschnittenen und extrem detailliert bedruckten EPP-Teilen liegt auch der Camel wieder ein umfangreicher Kleinteilebeutel für die Ruderanlenkungen bei. Wie schon bei der Fokker, so entstehen auch bei der Camel selbst die Räder mehrteilig aus Sperrholz und EPP bzw. Moosgummi. Diese Räder machen sich nicht nur optisch gut, sondern kommen dank ihrer Größe auch sehr gut mit fast jedem Untergrund zurecht. Die ebenfalls aus Sperrholz gefertigte Motorattrappe dient gleichzeitig als Motorspant und leitet die Kräfte großflächig in den Rumpf ein, so dass auch bei einem Crash keine Gefahr besteht, dass sich der Motor losreißen könnte – wie es bei vergleichbaren Modellen oft der Fall ist. Aus optischen Gründen habe ich die Motorattrappe vor dem Einbau noch mit silbernem bzw. schwarzem Sprühlack lackiert.

5-mm-EPP und CFK

Um ein niedriges Gewicht und gute Flugeigenschaften zu erreichen, ist die Camel komplett aus 5-mm-EPP aufgebaut, für eine steife Konstruktion wäre dieses Material alleine aber viel zu weich. Aus diesem Grund sind am gesamten Flugzeug Verstärkungen aus CFK-Stäben sowie Flachprofilen vorgesehen. Die entsprechenden Aussparungen sind an allen Bauteilen bereits angebracht, so dass ein mühseliges Ausmessen entfällt. Auch was alle anderen Arbeitsschritte betrifft, so sind die Verzapfung der Teile sowie die ausführliche Anleitung ein Garant für einen einfachen Zusammenbau. Beim Einkleben der Flachholme in Flächen und Rumpf ging ich auch bei der Camel nach der bewährten Methode vor: Ich lege diese stets trocken ein, überprüfe noch einmal die korrekte Position und gebe dann von außen dünnflüssigen Sekundenkleber auf den Flachholm – dieser zieht sich durch die Kapillarwirkung dann von selbst in den Spalt und sorgt für eine flächige Verklebung. Gerade beim 5 mm dünnen EPP gibt es dabei aber eine Gefahr; denn es ist möglich, dass an einigen Stellen kleine Mengen Kleber durch die Poren zur anderen Flächenseite sickern und diese mit der Unterlage verkleben. Ich unterlege deshalb die Bauteile bei diesem Arbeitsschritt mit Depron oder Styropor, das im Fall der Fälle vom Klebstoff angelöst wird, so dass keine feste Verklebung stattfindet.

Während des weiteren Zusammenbaus überprüfte ich immer wieder die Steifigkeit der Bauteile und fand dabei tatsächlich noch eine kleine Schwachstelle: Beide Flächen konnten sich noch leicht gegeneinander verwinden. Diese kleine Schwäche ließ sich aber sehr leicht durch das Anbringen von zwei weiteren Verstrebungen beseitigen, so dass sich die Camel nun insgesamt sehr verwindungssteif zeigt.

Die Räder sind eine Besonderheit des Modells – sie werden aus mehreren Teilen zusammengesetzt, sehen gut aus und funktionieren auch auf rauen Untergründen.

An Knotenpunkten (wie hier den Fahrwerksstreben) sitzen Verbinder, die aus Sperrholz gelasert sind.

Der Rumpf aus 5-mm-EPP bekommt durch CFK-Stäbe und Flachprofile seine Stabilität. So wird eine optimale Kombination aus Steifigkeit und Flexibilität erreicht.

Diesen zusätzlichen CFK-Stab (siehe Pfeil) habe ich angebracht, um ein Verwinden der Flächen gegeneinander auszugleichen.

An sinnvollen Knotenstellen – wie hier am Montagepunkt der Tragfläche – sitzen sinnvolle Verstärkungen aus Sperrholz, wodurch das Modell noch robuster wird.

Die RC-Ausrüstung

Der Einbau der RC-Komponenten, insbesondere der Servos, geschieht auch bei der Camel auf die modelltypische Weise: Die Servos werden in passende Aussparungen im Schaum geschoben und dort mit einigen Tropfen Kleber fixiert. Ich empfehle für diesen Arbeitsschritt stets Heißkleber, da er sich im Falle eines Defekts auch wieder lösen lässt. Für die beiden Querruderservos ist durch ihre Position eine Verlängerung des Kabels notwendig, ich habe hierfür ein längeres Kabel direkt am Servo angelötet. Verlegt habe ich das Kabel im Flügel, hierfür wird mit einem Messer der Flügel vorsichtig 2 bis 3 mm tief eingeschnitten und das Kabel im Anschluss in diesen Schnitt gedrückt. Ein dünner Überzug aus Heißkleber oder UHU Por hält es anschließend fest an seinem Platz. Keinesfalls sollte man hier Sekundenkleber verwenden, da er die Isolierung brüchig macht und so einen Kurzschluss zur Folge haben kann.

Für die Ruderanlenkungen liegt dem Modell wirklich sinnvolles Zubehör in Form kleiner Gabelköpfe und 3D-gedruckter Ruderhörner bei, womit sich leichte, perfekt einstellbare und leichtgängige Anlenkungen realisieren lassen.

Zur Erstellung der Ruderanlenkungen liegt dem Modell sinnvolles Zubehör bei; die dünnen Schubstangen sind in regelmäßigen Abständen am Rumpf gelagert, was eine präzise Ruderreaktion ergibt.

Der empfohlene Motor wird einfach an der Motorattrappe verschraubt. Sturz und Seitenzug lassen sich einstellen, indem man beispielsweise Gummitüllen von Servos unterlegt.

Die Querruderservos sitzen direkt in den Flächen. Untere und obere Querruder werden über ein Servo angesteuert und sind über eine Schubstange miteinander verbunden.

Akku und Empfänger verstecken sich bei der Camel hinter der Motorhaube; die Komponenten sind aber von der Rückseite her dennoch gut zugänglich.

Beplankte Cowling

Als letzten Arbeitsschritt habe ich das Anbringen der Beplankung der Motorhaube vorgesehen; so konnte ich zuvor noch den Schwerpunkt ermitteln und die Position von Akku und Empfänger wesentlich einfacher festlegen. Beide sind natürlich auch später noch zugänglich, ohne die Beplankung war die Positionierung aber etwas einfacher. Wie es durch die kurze Nase nicht anders zu erwarten war, mussten sowohl Akku als auch Empfänger recht weit nach vorne, der Schwerpunkt ließ sich aber problemlos einhalten. Die Beplankung der Motorhaube ist ringsum in passenden Abständen eingeschnitten, so lässt sie sich perfekt um die achteckige Form der Motorattrappe herum legen.

Erste Flüge

Beim Einstellen der Ruderausschläge können sich weniger erfahrene Piloten nach der Anleitung richten. Wer fit am Knüppel ist, für den gibt es hier aber nur ein Motto: alles auf Maximum. Die ersten Flüge fanden in Ermangelung einer Halle draußen statt, dank des gut gemachten Fahrwerks ist der Bodenstart auf allen befestigten Untergründen oder auch auf kurzem Gras möglich – ansonsten lässt sich der Foamie natürlich auch problemlos aus der Hand starten. Die Camel zeigte bereits bei den ersten Runden, dass sie deutlich neutraler und richtungsstabiler fliegt als die Crack Fokker, so dass mit ihr sauberer Kunstflug problemlos machbar ist. Mit kleineren Ruderausschlägen lässt sich die Camel auch wunderbar als gemütliches Feierabendmodell nutzen, wobei sie hier durch ihre geringe Geschwindigkeit überzeugt.

Ruhig – oder wild

So richtig wohl fühlt sich der Doppeldecker aber eindeutig beim 3D-Funfliegen. Für den Outdoorbetrieb habe ich den 2s-350-mAh-LiPo gegen einen 3s-Akku getauscht, der Gasknüppel sollte damit zwar (mit dem bisher empfohlenen Antrieb) nicht zu lange auf Vollgas stehen, das ist in dieser Abstimmung aber auch wirklich nicht nötig. Wie sich später noch zeigen sollte, reicht für den Indoorbetrieb in den meisten Fällen der 2s-LiPo völlig. Pichler möchte in absehbarerer Zeit noch ein alternatives Antriebsset heraus bringen, welches dann besser auf den Betrieb mit einem 3s-Akku abgestimmt ist.

Die große Stirnfläche der Motorhaube macht sich übrigens im Flug durchaus bemerkbar, denn das Modell wird beispielsweise in Abwärtspassagen dadurch abgebremst, was beim Fliegen auf engem Raum von Vorteil ist. Negative Einflüsse auf das Flugverhalten konnte ich nicht feststellen. Die Camel lässt sich in der Luft ähnlich eng bewegen wie die Fokker, auch wenn diese hier noch etwas die Nase vorne hat. Dafür hat die Camel eine ganz andere Stärke: Ihr Flugverhalten ist ziemlich neutral und sie rollt auch sehr sauber, womit sie schon fast einem klassischen 3D-Shockflyer gleichkommt. Etwas mit Höhe und Quer aussteuern muss man den Messerflug, wer dies nicht möchte, der kann sich hier auch ganz einfach mit einem Mischer behelfen.

Indoor reicht übrigens schon eine kleinere Sporthalle. Bleibt man dabei doch mal irgendwo hängen, so erweist sich die Konstruktion wohl auch dank der Materialwahl als sehr robust. Mit dem Testmodell hatte ich drinnen und draußen die eine oder andere Berührung, nennenswerte Schäden gab es dabei aber nie zu beklagen. Die erreichbaren Flugzeiten liegen je nach Akku (ich habe hier 2s mit 350 mAh oder 3s mit 260 bis 350 mAh verwendet) zwischen fünf und acht Minuten, natürlich abhängig vom Flugstil.

Mein Fazit

Die Crack Camel von Pichler vereint eine ungewöhnliche, originelle Optik mit sehr guten Flugeigenschaften und einer hohen Robustheit, alles zusammen ein Garant für einen hohen Funfaktor. Wer also auf der Suche nach einem hallentauglichen Funmodell ist, das beim 3D-Kunstflug wie auch beim ruhigen Fliegen eine gute Figur macht und sich zudem von konventionellen Konstruktionen abhebt, dem kann ich die Camel klar empfehlen.

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