

Reparatur einer lädierten P-40 von Kranz
Lohnt der AUFWAND?
Als mein Kollege die P-40 brachte, stellte sich als erstes die Frage: Lohnt sich ein Wiederaufbau von diesem Wrack? Wir begutachteten die Teile und stellten einige zum Teil gravierende Mängel fest. Da waren etliche Risse und Löcher sowie sehr schlecht reparierte Schäden am Rumpf und den Flügeln. Es sah so aus, als hätten hier schon einige Reparateure ihr Handwerk versucht, die aber nicht wirklich Ahnung davon hatten. Ohne schlechtes Gewissen konnte man das als Pfusch am Bau bezeichnen. Alles in allem erschien die Aufarbeitung eher eine wenig erfolgversprechende Arbeitstherapie zu sein – und doch reizte es mich, diese Arbeit auf mich zu nehmen, um zu beweisen, dass fast alles machbar ist. Im Hinterkopf habe ich es aber als Versuch eingeordnet, um jederzeit abbrechen zu können.

Als Erstes wollte ich dieses Wrack soweit wiederherstellen, dass es wie ein Bausatz auf meinem Arbeitstisch stehen würde. Zuerst wurden alle demontierbaren Teile wie Fahrwerk, Abdeckungen usw. entfernt. Danach kamen Hammer und Stechbeitel zum Einsatz. Defekte Spanten, Leimraupen, Bowdenzüge und schlecht ausgeführte GFK- und CFK-Reparaturstellen wurden gnadenlos aus dem Rumpf herausgeschält. Bei diesen grobmotorischen Arbeiten ist es von Vorteil, wenn niemand zusieht, denn das sieht teilweise recht schlimm aus. Um eine saubere Reparatur ausführen zu können, muss aber erstmal aufgeräumt werden.
Das Laminat war an diversen Stellen von noch intakten Spanten abgelöst und musste neu verklebt werden. Zudem wurden Risse repariert und verspachtelt, Löcher zugeharzt und Unebenheiten weggeschliffen, wieder verspachtelt und wieder verschliffen. Auch fehlten an verschiedenen Stellen Verkastungen, die neu eingesetzt werden mussten. Der Rumpf war im hinteren Teil gebrochen und in einer früheren Reparatur mit Versatz wieder zusammengesetzt. Dieser Bruch musste nochmals aufgetrennt werden, um ihn neu zu richten, zu kleben und von innen zu verstärken. Die Verdrehsicherung der beiden Flügel hatte 2 mm Spiel und ein Bolzen war abgebrochen. Auch die Flügelrippen an der Trennstelle mussten gespachtelt und verschliffen werden. Die Nähte der Endleisten waren zum Teil aufgeplatzt und mussten auch neu verklebt werden.
Wertvolle Ersatzteile
Mein Kollege brachte mir noch Teile einer abgestürzten Maschine, davon konnte ich einige noch intakte Teile wie Höhen- und Seitenruder sowie die inneren Landeklappen für die Überholung verwenden. Auch der hintere Rumpfspant samt des einziehbaren Heckfahrwerks konnte nach dem Heraustrennen aus dem abgestürzten Rumpf in den „neuen“ eingepasst werden. Nachdem auch das Höhenleitwerk soweit in Ordnung gebracht war, konnte ich die beiden Höhenruder anpassen, mit neuen Scharnieren versehen und einkleben. Da das Höhenleitwerk fest mit dem Rumpf verklebt ist, wurden die beiden Höhenruder-Servos über dem Heckfahrwerk in den Rumpf eingebaut und die M3-Ruderanlenkungen aus dem Rumpf zu den Rudern geführt.
Die Servo-Schächte der Querruder wurden vergrößert, um die Servos liegend einbauen zu können. Auch die Anlenkung der Querruder inklusive der Servo-Deckel wurde komplett neu gemacht – somit waren die Flügel wieder rohbaufertig.
Die alten Landeklappenscharniere am Rumpfteil wurden herausgetrennt und neue eingesetzt. Diese mussten dem Drehpunkt am Flügel angepasst werden, da die Landeklappen flügelseitig noch intakt waren. Die inneren Landeklappen werden durch je ein Servo pro Seite angetrieben und mit einer GFK-Lasche mit den äußeren Klappen verbunden. Angelenkt werden die Klappen in der Rumpfmitte.
Da die Platzverhältnisse zum Arbeiten im Rumpf nicht üppig sind, musste alles gut vorbereitet werden, um dann das ganze Servobrett mit eingeschraubten Servos für Klappen und Heckfahrwerk im Rumpf einzupassen und zu verkleben.




Auf die Beine gestellt
Die Fahrwerkshalterung machte auch einen bedenklichen Eindruck. Diese wurde soweit wie möglich von altem Holz und Harzresten gesäubert und das beibehaltene Material wurde nachgeklebt. Danach habe ich eine komplett neue CFK/Holz-Platte an das Fahrwerk angepasst und in einem Stück mit dem provisorisch verschraubten Fahrwerk eingeklebt. Die Verklebung der neuen Platte wurde noch durch die Fahrwerksschrauben, die danach auch durch die alte Halterung liefen, verstärkt. Vom Rumpfinneren habe ich noch nachlaminiert. Jetzt konnten die Ausschnitte für die Räder angepasst werden. Diese wurden mit Balsaholz Stück für Stück verkastet und dann mit 49-g-Glasgewebe belegt. Das Fahrwerk wurde nach der Montage der unteren Abdeckung ein paar Mal ein und ausgefahren, um einen sicheren Betrieb zu garantieren. Der Winkel der Fahrwerksbeine stimmte nicht genau und musste noch korrigiert werden. Damit war auch der Fahrwerkseinbau abgeschlossen.
Neue Formteile
Die Kabinenhaube musste neu hergestellt werden, da die bestehende zerbrochen war. Kurt hatte aber noch eine alte tiefgezogene Kunststoffhaube, die ich als Urmodell zum Abformen benutzen konnte. Diese war aber auch schon sehr spröde und musste sorgsam behandelt werden. Durch das Ausformen wurde die alte Kunststoffhaube zerstört aber das abgeformte GFK-Teil konnte verwendet und dem Rumpf angepasst werden. In diesen abgeformten GFK-Haubenrahmen konnten später die Scheiben eingeklebt werden. Das ganze Cockpit inklusive der Haube wurde so gestaltet, dass es an einem Stück abgenommen werden kann, um den Zugang zum Rumpfinneren zu ermöglichen.

Starke Motorisierung
Im nächsten Schritt habe ich mich dem Motoreinbau gewidmet. Der Rumpf musste vorne gekürzt werden, um den Motorspant für den Valach 120i2 passend platzieren zu können. Den Motor habe ich mit der Spinnerplatte in der Motorhaube so fixiert, dass er die richtige Einbaustellung hatte. Jetzt wurde der Rumpf auf das Heck gestellt und auch fixiert. In dieser Stellung konnte der Motorspant mit Schaumgummi-Resten weich, aber mit ein bisschen Vorspannung eingelegt werden, um dann die Motorhaube samt Motor aufzusetzen und auszurichten. Bei dieser Arbeitsweise drückt der Schaumgummi den Spant sauber an die Motoren-Rückplatte und kann so provisorisch fixiert werden, sofern man an die Klebestellen kommt. Nach dem vorsichtigen Lösen der Motorhaube habe ich die Löcher für die Motorverschraubung angezeichnet, den Motor beiseitegelegt und den Spant mit 24-h-Epoxidharz verklebt. Spant und Klebestelle wurden anschließend mit Glasgewebe verstärkt und nach dem Aushärten schön verputzt. Jetzt mussten lediglich noch die Löcher gebohrt und der Motor mit Einschlagmuttern verschraubt werden.
Der Eigenbau-Auspuff wurde mit zwei stirnseitig zusammengelöteten Inox-Tassen quer hinter dem Motor realisiert. Für den Viertakter genügt ein möglichst einfacher Ein-Kammer-Dämpfer. Das Anpassen an die bestehenden Krümmer war eine knifflige Sache, da sehr wenig Platz zur Verfügung stand und durch das Nachlöten immer Verzug entsteht. Nach der Fertigstellung des Dämpfers wurde dieser mit Balsaholz eingehaust und dann die Trennwand beidseitig mit GFK beschichtet. Danach konnten die Vergaser- und Choke-Anlenkungen montiert und die mit dem Motor gelieferte Kühlluft-Führung aus Balsaholz an die Motorhaube angepasst werden. Die Zündung konnte auch im Motorraum befestigt werden. Für den Tank habe ich standardmäßig einen GFK-Halter laminiert und diesen mit Sperrholzstützen im Rumpf verklebt.








Jetzt noch die Details
Danach gab es noch Detailarbeiten wie die Auspuff-Attrappen, die beiden vorhandenen Spinner zu revidieren und zuletzt noch die Oberfläche des Modells so gut wie möglich nachzuarbeiten. Hier könnte man ziemlich lange verweilen, aber bei mir gilt hier auch wieder das 20/80 Prinzip.
Jetzt war das Modell im weitesten Sinne rohbaufertig und konnte für den Farbauftrag bereit gemacht werden. Die komplette Oberfläche wurde nochmals mit Schleifvlies angeraut, damit sich die neue Farbe gut mit der alten verbindet. Die Unterseite wurde in einem Blaugrau gehalten und für die Oberseite haben wir zwei verschiedene Grün-Töne gewählt. Es stellte sich aber schnell heraus, dass das helle Grün nicht unserem Geschmack entsprach. Die hellgrünen Flächen wurden wieder frei Hand mit einem Braunton überspritzt. Jetzt konnte die P-40 endlich wieder zu ihrem Besitzer reisen, um die Kokarden und ein bisschen „Schmutz“ aufzubringen.
Abschließend wurde das komplette Modell mit einem seidenmatten 2K-Klarlack gespritzt. Für mich war die Arbeit damit erledigt. Der Eigner konnte jetzt die Montagearbeit übernehmen, um sein Modell kennenzulernen und zugleich die Rudereinstellungen zu machen. Aus den Fliegerferien meines Kollegen kam wenig später die gute Nachricht, dass er den zweiten Erstflug samt guter Landung mit seiner P-40 gemeistert hat.
Fazit
Wenn man die Arbeit und den Zeitaufwand nicht scheut, ist auch aus einem „Haufen Elend“ noch sehr viel heraus zu holen. Man sollte sich aber vorher gut überlegen, ob man diese Therapie auf sich nehmen möchte. Ich habe bei der Grundüberholung des Modells sehr viel gelernt und die Fotos vom zweiten Erstflug entschädigen mich für den ganzen Aufwand. Es lohnt sich, genauer hinzuschauen, bevor ein Modell verschrottet wird.



