
Motorentreff auf der ProWing 2017
Es war ein reines Vergnügen! Damit meine ich meinen Besuch der Prowing 2017 in Bad Sassendorf. So eine Messe ist immer eine tolle Gelegenheit, Leute zu treffen, Fragen zu stellen, Infos zu bekommen und auch einfach nur Spaß zu haben. Ich hatte im letzten Jahr die Organisation der Aktionsfläche in die Hände von Steffen Zaun und Thomas Schmidt abgegeben und war hoch erfreut, in diesem Jahr dort so viele Aktivitäten vorzufinden. Bei bestem Wetter fand am Samstag auf der Aktionsfläche der nun schon traditionelle Motorentreff statt. Dort werden von Profis und von Amateur-Modellbauern die jeweiligen Motoren praktisch vorgeführt.
Fangen wir mit den Profis an. Der bekannte Motorenbauer 3W zeigte einen interessanten, kleinen Einzylinder, der besonders wegen seinen Anbauten auffiel. Erst einmal hat 3W einen Schalldämpfer um den Motor herum gebaut, so richtig passend für eine Sternmotorhaube (Abb. 1).

Zudem war ein erstaunlich kleiner Brushlessmotor über einen schmalen Vielkeilriemen an der Propellernabe gekoppelt (Abb. 2). Er hat zwei Funktionen: Einmal dient er als Bordanlasser und da er aber auch ständig mitläuft, dient er zusätzlich als Generator für ein bordeigenes Ladesystem. Um das alles möglich zu machen, wird beim Anlassvorgang über ein völlig automatisch arbeitendes Dekompressionsventil der Zylinderinnendruck abgelassen.

Gerd Reinsch von der Firma Toni Clark führte den VM R5-250, einen 5-Zylinder-Sternmotor mit 250 cm³ Hubraum, vor (Abb. 3). Es handelte sich um einen Prototypen, der noch mit Stahllaufbuchsen ausgestattet ist. Der Serienmotor wird dann aber mit Aluzylindern und einer Nikasilschicht geliefert. Das reduziert das Gewicht des Motors von 6,9 auf 6,2 kg. Auf dem Prüfstand war ein 32×19-Zoll-Zweiblatt-Propeller montiert. Parallel zu der Vorführung auf der Aktionsfläche hat Gerd diesen Motor auch im Modell vorgeflogen. Da war ein Dreiblatt-Prop mit 32×16 Zoll montiert. Für eine sichere und lageunempfindliche Benzinversorgung mit einem Gemisch im Verhältnis 1:40 ist eine Albinger-Pumpe angebaut. Die verwendete Zündung ist besonders interessant. Sie kann mit 6-12 Volt betrieben werden und verfügt bereits über einen elektronischen Schalter, der per Sender die Zündung an- und abschalten kann. Lieferbar ist der neue Stern etwa ab Herbst.

Mein Freund Peter, der für diesen Bericht fotografiert hat, war wohl so verdutzt, zwischen all den benzinkonsumierenden Antrieben auch einen reinen E-Antrieb zu finden, dass er sogar das Fotografieren vergessen hat. Deshalb hier ein Foto vom Kontronik-Messestand (Abb. 4). Mit Hilfe von 14 Lipo-Zellen wurden mit dem Kontronik-Stirnrad-Getriebe (KSG) über 5 kW Dauerleistung und sogar bis zu 10 kW Spitzenleistung mobilisiert. Das ergibt mit Propellern, die auch auf einen 120er Verbrenner passen würden, über 30 kg Standschub. Der große Kontronik-Brushlessmotor ist mit einem schrägverzahnten 1:4-Getriebe gekoppelt. Interessanterweise war zu sehen oder besser zu hören, dass auch bei E-Antrieben in dieser Leistungsklasse das Propellergeräusch alles andere übertönt. Künftig wird die Kombi auch mit dem Pyro-1000-Motor erhältlich sein – mit einer 32×14-Zoll-Luftschraube werden dann 240 A Dauerstrom konsumiert und ein Standschub von 45 kg erreicht. Der dazu empfohlene Kosmik-200-A-Regler ist mit einer Wasserkühlung bis ca. 350 A belastbar. Besonders bei den Seglerschleppern war der King-Boxermotor mit Drehschiebersteu erung sehr beliebt. Nachdem die Firma Haas den Geschäftsbetrieb eingestellt hat, entstand offenbar so ein heftiges Vakuum, dass Stefan Thiel (Thiel-Modelltechnik) einen ähnlich ausgerüsteten Motor entwickelt hat (Abb. 5): Hubraum 106,4 cm³, mit Mahle-Zylinder und Kolben. Stefan nennt seinen King-Nachfolger logischerweise König 100. Die Zündung stammt von Aeroflug, der Vergaser ist ein Tillotson, die Dämpfer auf dem Prüfstand lieferte James Metternich von der Firma MJM Dämpfer. Der neue Boxer dreht einen 29×12-Engel-Silence mit 5.500 1/min. Das Motorgewicht beträgt 3.060 g. Anspringverhalten und Laufverhalten waren tadellos.


Wenn jemand, der seine Motoren verkauft, als Profi definiert wird und jemand, der seine Motoren nur für sich selbst baut und nicht verkaufen möchte, ein Amateur ist, dann müsste ich jetzt die nächste Vorstellung als Amateur-Vorführung ankündigen. Und das wäre total danebengegriffen! Wer die Präsentation des 18-Zylinder-Sternmotors von Andreas Heilemann miterlebt hat, sieht einen absoluten Profi am Werk, der aber sein Kunstwerk nur nicht verkaufen möchte. Allein schon bei den Vorbereitungen kommt prickelndes Formel-1-Gefühl auf. Der mit Methanol betriebene 18-Zylinder-Doppelsternmotor braucht bei kühlem Wetter etwas Vorwärmung. Die bekommt er unter einer genau passend geschneiderten Decke, die von einem kräftigen Heizgebläse mit Heißluft versorgt wird (Abb. 6). Wenn dann der Bordanlasser beginnt, die Kolben in den 18 Zylindern zu bewegen und die komplexe Glühanlage (Abb. 7 und 8) die 18 Kerzen anheizt, fängt der mächtige 5-Blatt-Propeller ganz unspektakulär an zu rotieren. Es dauert etwas, bis die richtige Betriebstemperatur erreicht ist und Gas gegeben werden kann. Dann bricht aber ein Orkan los. Vollgas mit 700 cm³ Hubraum, gekoppelt mit einem 1:2-Getriebe, lassen den Betrachter ganz schnell einen Schritt zurücktreten. Man kann und muss mit Bewunderung für den Erbauer den Hut ziehen!



Von den zahlreichen Motoren-Selbstbauern möchte ich in alphabetischer Reihenfolge berichten im Folgenden. Manfred Baas (Abb. 9) aus Haschach, einem Ort ca. 70 km nordöstlich von Saarbrücken, musste mit seinem 60-cm³-4-Takt-Boxer (Abb. 10) fast 400 km fahren, um am Motorentreff der Prowing teilzunehmen. Er hat seinen Motor von Grund auf selbst hergestellt, nur Kolben und Ventile hat er von einem Honda-Motor genommen. Die Zündung stammt von Aeroflug, der Vergaser von einem 15-cm³-Horizon-Motor. Er betreibt seinen 4-Takter mit einem 1:50-Gemisch. Als Propeller verwendet er einen Menz 24×8 Zoll.


Horst Böhm (Abb. 11) aus dem westfälischen Borken ist mit seinen rüstigen 85 Lebensjahren der älteste Teilnehmer des Motortreffs. Er hat die „Flugmaschine“ des westfälischen Flugpioniers Wilhelm Krumsiek mangels echter Unterlagen recht frei nachgebaut. Herr Krumsiek ist mit diesem Flugzeug 1909 todesmutig in Emmerich am Niederrhein über den dort schon mächtig breiten Rhein geflogen. Horst hat zwar nicht den Motor für seine „Flugmaschine“ selbst gebaut, aber das 1:2,23 untersetzte Riemengetriebe. Der Motor ist ein 4-Takter Gaui mit 50-cm³ (Abb. 12), der mit dem 32×12-Zoll-Propeller ganz locker umzugehen weiß. Die Spannweite des Modell beträgt 5 m, das Fluggewicht 16 kg. Nun machen wir einen Sprung von 50 auf satte 1.100 cm³ Hubraum. Der bekannte Großmodellpilot Helmut Müller (Abb. 13) aus Hembsen, etwa 100 km östlich von Soest gelegen, hat für sein nächstes Modellprojekt – eine 140 kg schwere Bücker Jungmeister im Maßstab 1:1,25 – einen Sternmotor gebaut (Abb. 14). Die Basis sind fünf Honda-Stationär-Motoren, von denen hat Helmut – mit der Flex! – die Zylinder abgetrennt. Die restlichen Teile sind Eigenbau, genauso wie der 60×21-Zoll-Holzpropeller. Die Zündung stammt von rain-bow-tronic Uwe Kemmler, der Vergaser ist ein Walbro HDA 48c. Der Motor ist gerade erst fertig geworden und hat praktisch noch keine Entwicklungsläufe hinter sich. Umso mehr müssen wir Helmut danken, dass er damit schon zum Motortreff gekommen ist. Wenn Helmut seinen grauen Kittel anzog, um den Motor zu starten, wurde es jedes Mal spannend. Beim Gaswegnehmen knallte der Stern lauthals aus den Auspuffrohren. Er bekam von allen Seiten Ratschläge, wie er seinem Motor Manieren beibringen könnte. Ich habe seine Geduld bewundert, aber am Sonntag, nach einer Korrektur der Ventileinstellungen, war es mit der Knallerei vorbei.




Manfred Rohlmann (Abb. 15) aus dem niederrheinischen Geldern nahm mit einem Dreizylinderreihenmotor (Abb. 16) am Treffen teil. Er hat drei Stihl-Zylindereinheiten mit je 35 cm³ Hubraum zu einem 105-cm³-Reihenmotor gekoppelt. Der Motor läuft seidenweich und hat mit einem 26×10-Zoll-Propeller eine maximale Drehzahl von 6.200 1/min. Die Zündungen sind chinesische Pe-gasus-Zündungen, der Dämpfer stammt von Krumscheid. Der Motor wird einmal eine Zlin 526 AFS mit 2,6 m Spannweite antreiben. Manfred hat seinen Motor mit dem Extern-Starter angeworfen, dessen Bau in der FMT Ausgabe 2/2017 beschrieben wurde.


Ralf Rosen (Abb. 17) war die 400 km von Billigheim angereist, einem Ort etwa 80 km östlich von Heidelberg. Er hatte eine rote P-51B Mustang dabei. Selbstverständlich ist auch das Modell mit 2,6 m Spannweite ein völliger Eigenbau. Der Motor ist ein Zweizy-linder-Reihenmotor mit 116 cm³ Hubraum, gekoppelt mit einem Zahnriemengetriebe 2,16:1. Die maximale Propellerdrehzahl beträgt ca. 4.500 1/min, wobei der Motor auf 10.000 1/min begrenzt wird. Zur Kühlung ist der Zweizylinder komplett gekapselt und wird über ein Radialgebläse mit Kühlluft versorgt (Abb. 19). Als Propeller verwendet Ralf einen selbst hergestellten 4-Blatt-Prop mit den Maßen 31×33 Zoll in Form des bekannten Hamilton-Propellers. Gezündet wird mit einer Müller-Zündung, Treibstoff ist ein Aspen-Gemisch. Zur Anschauung hatte Ralf noch ein Dreizylinder Reihenmotor, auch mit Getriebe, zusätzlich mitgebracht. Die Größe des ungeheuren Props kann man an Hand der Senderkoffergröße erahnen (Abb. 18).



Aus dem 400 km entfernten saarländischen Völklingen war Bernd Tabellion (auf Abb. 20 rechts) angereist. Er hatte eine noch nicht geflogene P-47 dabei. Bernd war der Pechvogel der ProWing Süd 2015. Er verlor aus unbekannten Gründen eine wunderschöne P-47 durch einen brutalen Absturz. Aber so sind die Modellflieger – er hat sich eine neue gebaut. Eingebaut hat er einen Dreizylinder-Reihenmotor auf der Basis von DA-Teilen mit 255 cm³ Hubraum. Der Mejclik-32×18-Zoll-Propeller wird mit 5.700 1/min gedreht und entwickelt einen brutalen Standschub. Beim Probelauf haben deshalb aus Sicherheit drei Personen das Modell fixiert. Der Motor wiegt 6,5 kg, die Vergaser sind von Walbro, die Zündungen von Pegasus. Als Öl kommt Motul 800 zu Einsatz. Für mich war aber besonders beeindruckend, wenn der Dreizylinder im Leerlauf mit sagenhaften 500 1/min ganz ruhig durchlief.

Georg van den Berg (Abb. 21) war ca. 300 km aus Heidenmau angereist. Heidenau liegt im Großraum Bremen. Sein Eigenbaumotor ist ein Vierzylinder-Reihe mit 104 cm³ (Abb. 22). Die Basis für den Vierzylinder sind Motoren aus der RC-Car-Szene. Die Drehzahl mit einer Graupner Holzluftschraube 26×10 Zoll liegt bei 6.400 1/min. Es kommen auch hier die chinesischen Pegasus-Zündungen zum Einsatz. Georg verwendet ein 1:40-Gemisch. Die Flammrohrkonstruktion ist ein löttechnisches Meisterwerk. Gedämpft wird mit einem Schelbietech-Dämpfer. Damit auf dem Prüfstand der Propellerluftstrom nicht dauernd Benzin aus den Vergasern saugt, hat Georg einen Wind-Schutz um die Vergaser gebaut. Die komplette Antriebseinheit, also Motor, Krümmer und Schalldämpfer wiegen zusammen 5.440 g. Irgendjemand hat Georg dann doch überreden können, den Schalldämpfer versuchsweise mal abzumachen. Da kam wieder Formel-1-Stimmung auf, wenn der 4-Zylinder in höchsten Drehzahlen kreischte.


Sehr viel ruhiger wurde es, wenn Dick van der Veldt (Abb. 23) aus dem niederländischen Hoogkarspel – nördlich von Amsterdam gelegen – seinen 4-Zylinder-4-Takt-Reihenmotor laufen ließ (Abb. 24). Dick hatte einen seiner luftgekühlten Motoren auf Wasserkühlung umgebaut. Der mit Methanol betriebene 4-Takter hat einen Hubraum von gut 120 cm³ und dreht eine 28×12-Zoll-Luftschraube mit 5.200 1/min. Der Vergaser stammt von einem englischen Irvine-Glühzünder, die Kerzen sind die bekannten OS-4-Takt-Kerzen. Dick betreibt den Motor mit einem Ölanteil von 8%. Obwohl nur ein simpler Auspuffsammler montiert war, läuft der 4-Zylinder erstaunlich leise. Ich vermute, dass die Wasserkühlmäntel den Löwenanteil an dieser erstaunlichen Laufruhe haben. Den nötigen Wasserkühler hat Dick von einem Motorrad entliehen.


So gar nicht in eine alphabetische Reihenfolge wollen zwei Blériot-Freunde passen. Wenn man von ihnen redet, werden sie meist gemeinsam genannt. Ich spreche hier von Ludwig Faber und Günter Viethmeier (Abb. 25). Wenn man Faber/Viethmeier sagt, meint man zwei überaus erfahrene Großmodellbauer. Die beiden zeigten ihre 4,8-m-Bleriot (Maßstab 1:2). Darin eingebaut ist ein 3-Zylinder-Eigenbau-Anzanimotor mit 382 cm³ Hubraum. Motorgewicht 14 kg. Außer industriell gefertigter Kolben ist alles andere reiner Eigenbau. Soweit für heute! Ich freue mich schon wieder auf die nächste ProWing und das nächste spannende Treffen der Motorenbauer.
