

Lambert Modellturbinen im Porträt
Wie ein Floh, aber oho!
Kolibri, die kleinste und leichteste kommerziell erhältliche Turbine der Welt – so wirbt der Hersteller Lambert Modellturbinen auf seiner Webseite. Hinter diesem Slogan verbirgt sich Martin Lambert, der Konstrukteur und Firmeninhaber von Lambert Modellturbinen. Insgesamt sieben Mini-Modellturbinen von 15 bis 50 N Schub finden sich zurzeit in seinem Sortiment und werden im pfälzischen Waldmohr nahe der saarländischen Grenze gefertigt.
Wie alles begann
Anfang der 90er begannen einige Tüftler mit der Konstruktion und dem Bau der ersten Modellstrahltriebwerke, Kurt Schreckling und Thomas Kamps dürften wohl jedem ein Begriff sein. Als Martin von den ersten lauffähigen Modell-Turbinen hörte, war das Muss-ich-haben-Gefühl entfacht und die erste Turbine nach Plänen von Schreckling wurde gebaut. Es folgte unter anderem auch eine Kamps-Turbine mit damaligen, sagenhaften 50 N Schub, welche in einer MiG-15 für den erforderlichen Vortrieb sorgte. Es muss wohl das Jahr 1999 gewesen sein, in dem Martin seine erste eigene Turbine konstruierte, die noch heute bekannte Lambert T51. Mit ihren etwa 70 N Schub hatte die T51 jedoch noch nicht viel mit den heutigen Kolibri-Triebwerken gemeinsam. Die Lambert T51 war die erste Turbine, welche bei Martin erworben werden konnte. Die Produktion fand zu dieser Zeit noch im Nebenerwerb in den heimischen vier Wänden statt. Jedoch waren Martin die Modelle, welche für die T51 in Frage kamen, für den Alltag zu sperrig und aufwändig, um nach dem Feierabend noch eine Runde fliegen zu können. Kleinere Turbinenmodelle sind nicht nur im Handling wesentlich einfacher, auch der Kostenfaktor spielte eine Rolle und mit einem Schaummodell ist darüber hinaus, im Fall der Fälle, einiges an Knautschzone vorhanden.

Geht das überhaupt?
Ein Schaummodell mit Turbine? Das gab es damals noch nicht! Somit musste eine kleinere Turbine her. Kurz nach der Jahrtausendwende erblickte die Lambert Kolibri T32 mit etwa 12 N Schub das Licht der Welt. Die Turbine wurde auf der JetPower 2005 erstmals dem breiten, ungläubig staunenden Publikum, montiert auf einen TwinJet, vorgestellt. Die Resonanz, welche das kleine Triebwerk zu dieser Zeit erzeugte, war überraschend groß. Die Anzahl der in Frage kommenden Schaummodelle am Markt nahm rasant zu – dies war der Startschuss für die Erfolgsstory der Lambert-Kolibri-Turbinen. Durch stetige Verbesserungen am Triebwerk entwickelte Martin Lambert daraufhin die Kolibri T15. Ab dieser Turbine erhielten alle weiteren Triebwerke die Bezeichnung entsprechend ihrer Schubklasse, hier also 15 N.
Wie auch schon die T32, handelte es sich bei der T15 um die kleinste und mit 255 g leichteste Modellstrahlturbine der Welt. Doch 15 N waren nicht genug, die T20 und T25 folgten. Die Nachfrage nach den Triebwerken war nun mittlerweile so groß, dass Martin seinen Hauptberuf an den Nagel hängen musste und die volle Energie in die Entwicklung und Herstellung der Kolibri Triebwerke fließen konnte. In dieser Zeit wuchs auch der Maschinenpark und es wurden Maschinen zum Wuchten, Drehen und Fräsen oder auch zum Fertigen von Metallgussteilen angeschafft. Um der gestiegenen Nachfrage gerecht zu werden, wurde nun auch ein fester Mitarbeiter eingestellt.
Neben zwei neuen Triebwerken, der T30 und T35, welche 2013 auf den Markt kamen, stand auch der Wechsel in größere Räumlichkeiten nach Waldmohr an. Um dem Kunden auch die Möglichkeit zu bieten, etwas größere Modelle mit einer Kolibri-Turbine zu fliegen, stehen seit 2016 mit der T45 und T50 zwei neu entwickelte Turbinen zur Verfügung. Diese beiden „großen“ Triebwerke eignen sich unter anderem ideal für die neue Größenklasse an Schaumjets aus Übersee und sind zudem mit angegebenen 440 g vergleichsweise leicht.

Die Kolibri-Philosophie
Bei den Kolibris handelt es sich um klassisch aufgebaute Modellstrahltriebwerke in der üblichen Bauweise mit einem Radialverdichter, welcher die angesaugte Luft komprimiert, die anschließend in der Brennkammer gemischt mit Treibstoff stark expandiert und beim Ausströmen aus der Turbine ein axiales Turbinenrad antreibt. Die nun austretenden Abgase werden durch die sich verjüngende Schubdüse beschleunigt und erzeugen so den eigentlichen Schub. Der einzige Unterschied zu den Konkurrenzprodukten besteht in ihrer Größe. Geliefert werden die Kolibris mit allen zum Betrieb erforderlichen Komponenten, lediglich das beiliegende Gasventil ist heutzutage im Lieferumfang der größeren Turbinen fast schon eine Seltenheit. Die Kolibri-Turbinen werden nach wie vor mit Gas gestartet, auf einen Kero-Start verzichtet Martin gänzlich. Der Gas-Start ist nicht nur einfach – zudem spart man noch Gewicht, was bei einem Einbau der Turbine im Heck von Vorteil sein kann. Die kleineren Turbinen T15 bis T35 gibt es wahlweise als Autostart- oder Handstart-Version. Die beiden größeren Triebwerke T45 und T50 verfügen grundsätzlich über Autostart. Der Autostart läuft ähnlich dem Kero-Start ab, mit dem Unterschied, dass vor dem Einleiten der Startphase eine Gasflasche am Gasventil angeschlossen werden muss. Bei der Gasflasche handelt es um eine kleine Gaskartusche der Firma Rothenberger mit entsprechendem Ventil. Bei der Handstart-Version fehlt der Elektro-Anlasser, die Turbine muss mit Hilfe eines Gebläses auf Drehzahl gebracht werden. Das hört sich zuerst vielleicht etwas kompliziert an, hat man die Abläufe jedoch erst einmal verinnerlicht, läuft der Start wie am Schnürchen. Es besteht sogar die Möglichkeit ohne Gasventil zu starten, was bei ganz kleinen Modellen ein Vorteil sein kann. Dabei übernimmt man selbst die Tätigkeit des Ventils und öffnet beziehungsweise schließt die Gaszufuhr während des Anlassvorgangs.

Betrieben werden die Turbinen mit Kerosin oder Petroleum und einem Ölanteil von 5%. Um einen sicheren Betrieb zu gewährleisten, sollte unbedingt das von Martin Lambert empfohlene Öl verwendet werden. Gegenüber größeren Triebwerken muss beim Betrieb einer Kolibri-Turbine peinlichst auf Sauberkeit der Kraftstoff- und Gasversorgung geachtet werden. Es schadet keinesfalls den Sprit gefiltert in den Tank des Modells zu pumpen, obwohl im Modell selbst noch ein Filter in der Kraftstoffleitung vorhanden ist. Auch in der Gasleitung an der Gaskartusche sollte ein Filter verwendet werden. Ich gehe sogar soweit und verschließe die offenen Schlauchenden bei Nichtbenutzung, um das Eindringen von Schmutz zu verhindern. Die Sticks in der Turbine oder aber auch die Zahnräder der Pumpe sind im Vergleich zu größeren Turbinen winzig und reagieren allergisch auf Fremdteile. Beachtet man diesen Punkt, dann bedankt sich die kleine Turbine bei seinem Besitzer mit einem reibungslosen Betrieb.
Geeignete Flugmodelle
In der Ausgabe 4.2017 habe ich über meinen Umbau der Freewing-Venom berichtet. Doch dieses Modell ist nicht der einzige Impeller-Jet, welchen man mit einer Kolibri ausrüsten kann. Neben diversen Schaummodellen, gibt es auch einige Holz- und Voll-GFK-Modelle, welche mit einer Kolibri-Turbine betrieben werden können. Als vor Jahren der erste TwinJet mit einer solch kleinen Turbine betrieben wurde, entwickelte sich ein regelrechter Hype, Schaummodelle mit kleinen Turbinen zu fliegen. Es gibt mittlerweile wohl kaum ein geeignetes Schaummodell, welches noch nicht auf Turbine umgerüstet wurde. Dem Einfallsreichtum des Modellbauers ist hier keine Grenze gesetzt. Es muss jedoch nicht unbedingt Schaum sein, nahezu jedes Elektroimpeller-Modell lässt sich auf diese Antriebsvariante umrüsten. Um den Umbau möglichst unkompliziert zu gestalten, kommt es bei der Wahl des Modells lediglich drauf an, dass der Rumpf genügend Platz für einen Tank oder Tank-Beutel bietet. Im Idealfall lässt sich die Turbine direkt im Heck montieren, jedoch ist auch eine Montage mit Schubrohr möglich – ja, auch im Schaummodell! Die zuvor erwähnte Venom bietet zwar ausreichend Platz für einen Tank, ist aber, was die Hebelverhältnisse in Bezug auf eine Montage der Turbine im Heck angeht, grenzwertig. Wie beschrieben ist ein Umbau jedoch nicht unmöglich. Scheut man den Aufwand nicht, verbaut einen kleineren Tank und setzt die Turbine in den Rumpf, lässt sich mit Hilfe eines Schubrohres auch einiges an Blei sparen. Die Turbinen T45 und T50 bieten weitere Möglichkeiten, denn damit lassen sich auch größere Modelle wie zum Beispiel die Black Horse L-39 oder Phoenix Sea Hawk betreiben. Alle möglichen Modelle an dieser Stelle aufzuzählen, würde den Umfang des Beitrags sprengen. Der Kreativität des Modellbauers sind bei der Wahl des passenden Modells kaum Grenzen gesetzt, womit sich die Szene sicher weiter über einfallsreiche Umbauten freuen darf.

Was bringt die Zukunft?
Nicht nur die Kolibri-Turbinen haben sich stetig weiterentwickelt, auch die Übertragungstechnik erfuhr durch die Umstellung auf 2,4 GHz eine regelrechte Revolution. Entsprechende Schnittstellen zwischen Empfänger und ECU wurden entwickelt. Somit ist es heute möglich, die Werte der Kolibri-Turbine in Echtzeit am Sender auszulesen und diese mitzuschreiben. Im Umbaubericht zur Venom sprach ich von einem sogenannten Konverter, die Schnittstelle zwischen ECU und Sender. Bei dem von mir verwendeten Konverter handelt es sich um einen Vorgänger des nun bei Molotec (www.molotec.de) erhältlichen FACEC-Kolibri-ECU-Konverters. Dieser stellt den kompletten Funktionsumfang der GSU am Sender zur Verfügung und ermöglicht die Realisierung einer Tank-Füllstandanzeige. Neben dem Anzeigen der Daten auf dem Sender, können diese auch mitgeschrieben und später am PC ausgewertet werden. Der Konverter von Molotec unterstützt neben Jeti- auch Hott-Sender. Eine im wahrsten Sinne des Wortes kleine Sensation wird voraussichtlich im Spätsommer 2017 auf dem Markt erhältlich sein. Ein kleines Schweizer Unternehmen namens CNC Model parts (www.cmp.ch) fertigt in landestypischer Qualität einen Turboprop-Antrieb auf Basis der JetCat P20. Der als Umrüstsatz erhältliche TurboProp-Teil kann mit Hilfe eines Adapters auch an einer Kolibri T30/35 montiert werden. Damit lassen sich Modelle wie zum Beispiel eine PC-6 von VQ-Model mit 2,72 m Spannweite oder die kleinere PC-21 von Phoenix Model entsprechend dem Antrieb des Originals motorisieren. Wir werden darüber berichten. Aber auch bei Lambert Modellturbinen steht, wie ich gehört habe, die Weiterentwicklung nicht still und so dürfen wir uns schon in naher Zukunft über die eine oder andere Neuheit von Martin Lambert freuen – lassen wir uns überraschen.

Eine kleine Auswahl geeigneter Modelle
• L-39 Albatros von BlackHorse • T-33 Sky Jet von BlackHorse • ViperJet von BlackHorse • BD-5 von BlackHorse • Mini Avanti S von SebArt • ViperJet von Taft Hobby • Sea Hawk von Phoenix Model • Preceptor von Phoenix Model • OPUS von PAF Flugmodelle
Weitere Infos und Bezug
Lambert Microturbines, Haidweg 4, 66914 Waldmohr, Tel.: 06373 4099975, E-Mail: martin.lambert@t-online.de, Internet: www.lambert-modellturbinen.de
