

THERMIK FOREVER
Fortuna F5J von Valenta/Schmierer
Fortuna heißt Glück. Wenn ein Modellflugzeug Fortuna genannt wird, gibt einem das schon zu denken: Glück gehabt, wenn es wieder heil runterkommt, Glück gehabt, Thermik gefunden zu haben… Die Liste könnte man beliebig verlängern. Aber mit Glück hat dieser Flieger nichts zu tun, außer, man bezeichnet es als Glück, einen sein Eigen nennen zu dürfen.
Das Flugvideo zum Test gibt‘s unter: www.fmt-rc.de

Denn zu dieser Kategorie gehöre ich. Für mich ist ein Modellflugzeug fast immer ein Glück, denn ich liebe diese Dinger. Daher habe ich auch mehrere davon (oder eher viele Mehrere). Aber nicht alle, die ich besitze, vergöttere ich. Eine Handvoll aus meinem Hangar aber schon. Da wollte ich natürlich wissen, ob die Fortuna künftig dazugehört. Denn Fortuna heißt nicht nur Glück an sich, sondern ist auch der Name der römischen Glücks- und Schicksalsgöttin, die ich schon immer besonders mochte. Die alten Griechen hatten auch so eine, aber die hieß Tyche – und das klingt nun nicht so cool, oder?
Wozu ein Wettbewerbsmodell?
Allerdings muss man wissen, dass die Fortuna aus dem Hause Valenta/Schmierer als Wettbewerbsmodell für die Klasse F5J konzipiert ist. Nun fliege ich aber überhaupt keine Wettbewerbe und werde das wohl auch in Zukunft nicht machen. Böse Zungen behaupten, ich würde die Schande nicht ertragen, immer zu verlieren. Ich behaupte, das können andere besser (verlieren und gewinnen) und außerdem bin ich viel zu alt für den Stress und die damit stets verbundene, teilweise weltweite Reiserei. Aber wer einmal gesehen hat, wie so ein Modell in geringer Höhe Thermik auskreisen kann, der wird dem Anblick schnell verfallen. Denn die Eleganz, wenn ein so großes, schlankes Modell im Zeitlupentempo Kreis um Kreis zieht, die ist schon sehenswert. Und die Leistung in schwacher Thermik ist bei solchen Modellen der Hammer. Sagen zumindest die F5J-Freaks. Sollen wir das glauben? Nein, wir probieren es lieber aus.
Dreimal Glück
Die Fortuna gibt es in drei Versionen, der Unterschied ist aber nur am Gewicht zu erkennen. Für den ganz schwachen Wind wird sie mit etwa 1.200 g Abfluggewicht gebaut, für die normalen Bedingungen gibt es eine mit etwa 1.500 g und für die ganz Harten (stärkerer Wind) eine mit 1.700 g. Nicht, dass Letzteres ein schwerer Sturmbomber wäre, denn noch vor wenigen Jahren flogen ähnliche Modelle in der Regel mit einem Lebendgewicht von über 2.000 g. Aber da heute dank feinster Kohle und perfekter Bauweise fast alles möglich ist, sind auch die Gewichte nach unten gegangen.
Ich habe mich für die mittlere Gewichtsklasse entschieden, denn die geht noch bei einem breiteren Windspektrum als die ganz leichte Version (laut Hersteller bis 7 m/s). Und die schwerste Version war mir eben zu schwer, obwohl die mit Sicherheit auch super fliegen sollte. Meine Version ist definitiv ein Kompromiss aus Alltagstauglichkeit und Einsatzspektrum.

Gewichtskontrolle
Anfang Dezember kam dann meine Fortuna bei Schmierer an. Wie bestellt in Schwarz und leuchtendem Pink. Ein kleines Päckchen mit den nötigen Kleinteilen war ebenfalls dabei. Eine Skizze mit Schwerpunkt und Ausschlägen wurde später als PDF nachgeliefert. Zudem gibt es zwei Komponentenempfehlungen, mal in Hochvolt und einmal „normal“. Eine Grafik zeigt anschaulich die verschiedenen Gewichtsversionen und deren Einsatz (alles zu finden auf www.valentamodel.cz).
Die Anlenkungen für Höhe und Seite sind bereits eingebaut. Das bedeutet, dass man Höhen- und Seitenleitwerk einfach auf den Rumpf aufsteckt und von unten verschraubt. Bei mir musste die Höhenruderanlenkung minimal nachgearbeitet werden, da die Kante der Hülse des Gabelkopfs etwas am hintersten Hartschaumspant im Rumpf hakte. Auch die Kohleröhrchen der Steckung müssen so nachbearbeitet werden, dass sie sauber laufen. Sie dürfen keinesfalls klemmen, denn dann bekommt man die zarten Leitwerke nicht mehr auseinander, ohne sie zu beschädigen. Das Höhenruder wird durch einen Stahldraht angelenkt, der vor dem Zusammenstecken in ein Röhrchen im Rumpf eingefädelt wird. Das Seitenruder durch einen weiteren Stahldraht, der einfach in das bereits eingeklebte Ruderhorn von unten eingehängt wird. Herausrutschen kann er nach dem Anziehen der Schraube nicht mehr. Beide, Seitenruder und Höhenruder, werden dann mit je einem dünnen Kohleröhrchen im Rumpf durch Hartschaum-Spanten sauber geführt und gestützt, vorne mit den Servos verbunden. Das ist alles sehr gut gemacht und superleicht. Wobei wir beim Thema wären.
Denn normalerweise finde ich die Einzelgewichte eines Modellflugzeugs gar nicht so spannend. Die meisten meiner Segler gehören eher in die Kategorie stabil, hart, schnell (die Modelle, ich nicht). Da kommt es bekanntlich nicht so auf das Einsparen von Gewicht an. Es sei denn, ich muss ein gewisses Gewichtslimit einhalten (man denke an die 5-kg-Grenze). Aber nachdem ich die Einzelteile der Fortuna in den Händen hielt, wollte ich zur Sicherheit wissen, was sie im Einzelnen wiegen. Denn gefühlt schlug der virtuelle Zeiger meiner biologischen Handwaage kaum aus (echte Modellbauer schätzen Bauteile mit der Hand aufs Gramm genau). So leicht erschienen mir diese schwarzen Leichtbauteile. Das Ergebnis zeigt die untenstehende Tabelle (mit einer richtigen Digitalküchenwaage erstellt).
Solche Gewichte sind natürlich nur durch den Einsatz besonders leichter Materialien möglich. Die Tragflächen sind mit 40-g/m²-Spread-Tow-Kohlegewebe auf Schaum als Stützstoff hergestellt. Statt GFK-Dichtlippen ist an den Querrudern und am Seitenleitwerk ein silbernes Klebeband angebracht – natürlich ist das viel leichter als die üblichen Dichtlippen. Die Leitwerke sind ebenfalls mit Spread-Tow-Kohlegewebe auf Schaum gefertigt. Hier allerdings wurde die 16-g/m²-Variante eingesetzt (weil 40 g/m² ja auch so erdenschwer sind). Da scheint der Schaum schon deutlich durch. Der schlanke Rumpf und der gewaltige Verbinder sind natürlich auch aus Kohle und ebenfalls sehr leicht gebaut.
Nach meinen Berechnungen ergibt das alles zusammen ein Leergewicht von lediglich 1.126 g. Nicht übel für einen Segler mit fast vier Meter Spannweite, oder? Ich überschlug mal schnell im Kopf: Sechs Servos mit je 15 g, also insgesamt 90 g. Motor und Regler? 200 g dürften machbar sein. Akku? Bei diesen Modellen werden Akkus mit etwa 800 bis 1.500 mAh bei 2 bis 3s eingesetzt, also etwa 100 bis 150 g. Die versprochenen 1.500 g Abfluggewicht könnten also durchaus erreicht werden.
Bauteil-Gewichte
Höhenleitwerk: 30 g
Seitenleitwerk: 26 g
Rumpf: 180 g
Verbinder: 79 g
Rechte Tragfläche: 406 g
Linke Tragfläche: 405 g
Gesamt-Leergewicht: 1.126 g
LDS oder klassisch?
Eigentlich bin ich kein Freund von LDS- (Linear Drive System) Anlenkungen, denn mechanisch ist das so eine Sache. Wer mal versucht hat, solche Anlenkungen mit der Hand zu bewegen, der ahnt, was ich meine. Außerdem sind solche Anlenkungen zwar komplett spielfrei, aber relativ weich, weil die Hebel so kurz sind. Aber im Fall der Fortuna hat LDS schon einen gewissen Charme. Hier werden keine hohen Ruderkräfte erwartet und an die Flattergrenze sollte dieses Modell auch nicht so leicht kommen, wenn man anständig und zweckentsprechend mit dem Modell umgeht. Schließlich bewegen wir uns hier primär im Low-Speed-Bereich. Und es gibt nichts Angenehmeres, als die edlen Flächen ohne jedes Hakeln in die (mitgelieferten) Flächentaschen zu schieben. Da klemmt nichts, weil nichts im Weg ist. Das alleine ist es wert, oder? Denn aerodynamisch soll mir keiner erzählen, dass minimal hervorstehende Anlenkungen bei den Geschwindigkeiten im F5J-Bereich den Luftwiderstand signifikant erhöhen. Bei schnellen Modellen wäre das interessant, aber da macht man erst recht lange und massive Ruderhörner rein, weil das mechanisch eben einfach nötig ist.
Die mitgelieferten LDS-Anlenkungsteile und die Rahmen mit Gegenlagern legen die Servoauswahl fest. Für die Querruder passen nur die MKS-6100er Serie oder die DS-450er Serie von Graupner. Für die Wölbklappen werden Futaba 3150 (LV) beziehungsweise 3173 (HV) empfohlen. Dafür passen die Anformungen am Servoritzel. Da ich ein Vorserienmodell erhalten hatte ohne Anleitung, wusste ich das nicht und kaufte KMST-Servos (emc-vega), die baugleich mit den KST X10 sind. Zum Glück gibt es bei Valenta auch dafür passendes Anlenkungszubehör und ich konnte das nachordern. Also unbedingt die Empfehlungen einhalten oder bei der Bestellung angeben, was man diesbezüglich vorhat. Für Seite und Höhe passen die MKS-Servos genau in das beiliegende Servobrettchen. Alle die von mir ausgewählten Servos sind HV (High-Voltage) und werden vom YGE-Telemetrie-Regler mit 7,4 V versorgt (einstellbar).




Rumpf und Antrieb
Als Antrieb wählte ich auf Rat von Andy Reisenauer einen Tenshock EDF TS-EZ1515-15T4pol mit 3.770 kV mit dem Micro-Edition-5:1NL-Getriebe, was auch von Valenta für diese Version der Fortuna empfohlen wird. Damit bin ich extrem flexibel, was die Luftschraube und den Akku betrifft. Denn von Anfang an war klar, dass der Akku entscheiden würde, ob ich den gewünschten Schwerpunkt ohne Blei erreichen kann. Und Blei bei so einem Modell – neeeiiinnn! Als Regler sollte der YGE 35 LVT genügen, denn der ist winzig, lässt auch mal kurzzeitig bis 50 A zu und ist trotz voller Telemetrie und vielfältigen Einstellmöglichkeiten nur 25 g schwer (mit Kabel). Die LVT-Reglerserie verfügt über eine Strombegrenzung. Beim 35er ist sie standardmäßig auf 50 A eingestellt, beim 65er zum Beispiel auf 85 A. Wie mir Heino Jung von YGE versicherte, kann man mit einem Update diese Grenze neuerdings sogar erhöhen (ab Firmware 1.03290). Beim 35er auf bis zu 60 A! Das Teil hält also kurzzeitig tatsächlich so viel aus. Das Update erhält man nach dem Zusenden der Seriennummer. Da mein Motor aber nur 49 A ziehen sollte, war das bei meinem Regler vermutlich gar nicht nötig.
Empfohlen wird der 65-A-Regler von YGE. Das zusätzliche Gewicht packe ich lieber in den Flugakku. Denn beim Flugakku sollte man auf belastungsfähige Exemplare achten. Mein SLS-Quantum-40-C-Akku packt über 50 A Dauerstrom, sollte also mit ein paar Sekunden Motorlaufzeit unter 50 A gut zurechtkommen.
Der Einbau des Motors ist einfach. Allerdings ist der Rumpf sehr dünn, verläuft recht gerade und der Kopfspant, den man normalerweise beim 32er Reisenauer-Spinner nimmt (29 mm), fällt glatt durch. Da der Rumpf sehr dünn (aber fest) laminiert ist, habe ich kurzerhand zwei Lagen Glasband vorne einlaminiert, anstatt einen etwas größeren Kopfspant zu ordern. Jetzt passt der Spant satt mit dem nötigen Versatz nach hinten. Wer sich das sparen will, sollte einen 30er oder sogar 31er Spant mitbestellen. Ein bisschen Verstärkung schadet dem Rumpf vorne aber nicht.
Das Servobrettchen habe ich erst nach dem Erhalt des vorgesehenen Flugakkus eingeklebt, damit ich den Schwerpunkt vorher noch checken konnte. Mit allen Komponenten an der vorgesehenen Stelle passte er auf Anhieb fast genau auf der vorderen Werksangabe. Jetzt konnte ich das Servobrettchen ausrichten und mit Montagekleber verkleben. Nach dem Aushärten wurden die Kohleröhrchen der Schubstangen für Seite und Höhe entsprechend eingekürzt. Ein 0,8er Stahldraht wurde gekröpft, angeraut, in die Servoarme eingehängt und mit UHU Plus Endfest in die Röhrchen geschoben. Wenn die Ruder vorher exakt neutral gestellt wurden und die Servos auf Null, ergibt das saubere Anlenkungen, allerdings ohne verstellbare Gabelköpfe. Alles andere kann man aber mit dem Sender einjustieren. Es sollte jedoch bis auf die Ausschläge bei sorgfältigem Arbeiten nicht nötig werden.


Die Tragflächen
Der Einbau der LDS-Systeme wurde schon öfter beschrieben. Er ist nicht mehr so problematisch wie früher. Bei den Teilen, die dem Bausatz beiliegen, sind beim Querruder die Gegenlager im Rahmen selbst integriert und man kommt überall gut ran. Bei den Klappenklappte der Einbau gut. Ein paar Tipps dazu: servos ist es nicht ganz so toll, aber auch hier Wichtig ist zunächst, dass man Anlenkhebel (Schubstange) und deren Verbindungen erstmal gängig macht. Die betreffenden Bohrungen werden also vorsichtig mit dem genau passenden Bohrer minimal erweitert. Solange bis der Stift sauber, aber satt eingeschoben werden kann und sich die Hebel leichtgängig bewegen. Später, wenn alles zusammengebaut ist, geht diese Art der Anlenkung schon servokraftintensiv (was für ein Wort) genug, da müssen nicht noch schwergängige Lagerungen mitmischen und das Ganze noch schlimmer machen.
Dann schließt man die Servos an den Empfänger oder einen Servotester an und steckt die Hebel so auf, dass der Stahlstift genau oben am Neutralpunkt steht. Bei mir ging das Aufstecken sehr schwer. Also Stück für Stück vorgehen und die Zähne immer wieder mal von Plastikresten befreien, die beim Aufstecken nach innen geschoben werden. Mit viel Gefühl, dezenter Gewalt und einem Bohrmaschinen-Schraubstock sitzen dann die Hebel satt auf den Servos, was auch so sein muss. Jetzt wird das Kugellager (Gegenlager) außen in die entsprechende Passung gedrückt. Zur Sicherheit habe ich hier Schraubensicherung verwendet. Das Lager wird am besten angesetzt und dann der Rahmen auf den Tisch gedrückt. Die Passung ist nämlich sehr knapp. Das ist gut so, denn das Lager muss satt sitzen. Dann wird das Servo im Rahmen befestigt und auf guten Sitz und richtige Laufrichtung geprüft.
Jetzt wird der Rahmen wieder entfernt und das Servo in den Ausschnitt in der Fläche eingebracht. Die LDS-Schubstange wird durch die bereits vorhandene Öffnung durchgeschoben. Nun das Ruder soweit nach unten bewegen, dass das ebenfalls bereits korrekt eingeklebte Ruderhorn (unter der silbernen Spaltabdeckung) sichtbar wird. Mit einer feinen Spitzzange den Stahlstift durch Ruderhorn und Schubstange schieben. Ich musste dazu den Stift mit einer Kleinbohrmaschine vorher in die Schubstange drehen, um die Bohrung dort etwas gängiger zu machen. Im Ruderhorn lief er bereits perfekt. Dennoch ist dies die kritischste Tätigkeit, denn man schafft es kaum, den Stift durch Ruderhorn und Schubstange sauber einzuschieben, ohne die Dichtlippe dabei etwas zu beschädigen. Mit Klebefilm kommt man hier nicht weiter, weil der ja von der Lippe zur Oberschale/Unterkante sozusagen geradeaus weitergeht und dadurch erst recht einhakt. Später hat es auch an einer anderen Stelle noch geklemmt. Ich habe dies eliminiert, indem ich an diesen Stellen die Dichtlippe mit einer Nagelschere und etwas Schleifpapier eingekürzt und stärker abgerundet habe. Seither klappt das und in geschlossenem Zustand sieht man das auch nicht. Valenta weiß Bescheid und will die Dichtlippe etwas modifizieren.
Als Nächstes wird das silberne Spalt-Abdeckband wieder eingefädelt. Ein Stück steifes Papier oder dünner Karton helfen da immens. Jetzt stellt man das Servo auf Null, versetzt dann die Servomitte beim Querruder auf etwa 50% zur Vordifferenzierung, versieht den Rahmen mit UHU Plus Endfest und schiebt ihn unter das Servo. Geht gerade so. Nun das Servo wieder wie vorgesehen im Rahmen befestigen, nochmals auf Ausrichtung prüfen (Ruder neutral) und mit einem Gewicht fixieren. Vorher haben wir natürlich alle Klebestellen sauber angeschliffen und entfettet. Festes Einkleben ist enorm wichtig, denn die LDS-Kräfte sind doch immens. Das Servo selbst habe ich vorher mit Trennlack behandelt, damit man es auch mal wieder ausbauen kann. Wenn alles nach Wunsch funktioniert, sollte man die Stifte im Ruderhorn und am Servoritzel beidseitig mit einem Tröpfchen Schraubensicherung sichern. Denn mit der Zeit könnten die sich sonst eventuell langsam herausarbeiten.
Der Einbau der Servos für die Wölbklappen geschieht genau so, nur dass hier die Servomitte wesentlich stärker versetzt wird. Bei mir waren das 120%.
Alle Grundeinstellungen mache ich an den Original-Servokabeln. Erst wenn alles grundsätzlich funktioniert (richtig mittenverstellt, korrekte Laufrichtung…), werden die Stecker abgeschnitten und das Servo an den bereits in den Flächen vorhandenen Kabeln angelötet. An der Wurzelrippe holt man sich die innen eingelegten Kabelenden mit einem Haken heraus und verlötet diese mit Multiplex-Steckern. Ich habe das Ganze als Zwangssteckung ausgeführt, also auch die Buchsen fest im Rumpf verklebt.




Auswiegen und Programmieren
Als Nächstes erfolgt das endgültige Auswiegen mit den Originalteilen. Erst dann werden Regler, Akku und Empfänger final eingebaut. Nun folgt die Programmierung. Das dauert, denn es gibt hier einiges einzustellen. Praktisch alle Servoendstellungen müssen begrenzt werden, denn überall sind die entstandenen Ausschläge zu groß. Also beim ersten Aktivieren des Modells nicht gleich alle Ruder voll ausschlagen, sondern vorsichtig ausprobieren. Lediglich bei Seite und Höhe musste nichts begrenzt werden.
Auf der Homepage von Valenta gibt es ausführliche Vorschläge zu den Ausschlägen und zum Schwerpunkt. Da ich solche Modelle gerne nach eigenen Vorstellungen einstelle, habe ich mich nicht daran gehalten, nur um später festzustellen, dass Valenta fast auf den Millimeter die gleichen Einstellungen vorschlägt. Zumindest als erste Einstellung passen also sowohl diese Ausschläge als auch der Schwerpunkt. Die meisten Käufer werden ohnehin Wettbewerbsflieger oder erfahrene Piloten sein und diese machen bekanntlich eh, was sie wollen…

Wozu Gegenlager?
Warum benötigt so ein Modell Gegenlager an den Servos? So groß sind die Ruderkräfte bei so einem Schleicher doch nicht? Leider doch, wenn auch nicht von den Rudern selbst verursacht, aber die extrem kurzen Hebel der LDS-Anlenkung an den Rudern fordern den Servos doch einiges ab. Wären da keine Gegenlager, würden die Servos versuchen auszuweichen. Aus diesem Grund muss auch die Flächen-Oberschale vor dem Einkleben der Servorahmen verstärkt werden, was aber schon vom Hersteller ordentlich geschehen ist.
Das Einfliegen…
… ließ dann etwas auf sich warten, weil ich wenigstens Temperaturen über Null und etwas Sonne haben wollte. Aber Anfang Februar gab es etliche Tage, die mit reichlich Sonne und Temperaturen jenseits der „Mir-ist-kalt“-Grenze aufwarten konnten. Natürlich war trotzdem Inversion und für die Manntragenden wurde mal wieder keinerlei Thermik prognostiziert.
Von der Fortuna erwartete ich problemlose Flugeigenschaften und tolle Thermikannahme. Und es kam genau so. Start und Steigflug wie erwartet einfach, obwohl man die Fortuna am Schwerpunkt praktisch nicht halten kann. Zum Starten greife ich sie daher direkt vor der Nasenleiste am Rumpf, was wunderbar geht, weil der Reisenauer-Antrieb das Modell zügig hochzieht. Der Steigflug geht sogar ohne Wind senkrecht, was aber die 50-Ampere-Grenze des Reglers etwas ankratzt. Minimal flacheres Steigen ist effizienter. Für die Loopings muss man etwas Anlauf nehmen, denn das Modell ist so leicht und hat damit so wenig Durchzug (logisch), dass es sonst nicht rumkommt. Rollen erfolgen für so eine Streckung ganz normal – gemütlich, aber sicher und fast linear. Auch der Rückenflug ist einfach, wenn man dabei ordentlich drückt. Einen Abriss schafft man mit meinem Höhenruderausschlag nicht. Voll gezogen, verursacht das Höhenruder nur ein Nicken, ohne abzukippen. Die Nase geht nach oben, das Modell steht, nimmt die Nase wieder herunter und so weiter... besser geht nicht. Es ist auch unglaublich, wie sehr man das Modell beim Kreisen in schwacher Thermik hinhängen kann. Ein Überziehen muss man mit Gewalt provozieren. Fliegt das Flugzeug in die Thermik oder bekommt etwas Gegenwind, steigt es, Nase leicht nach oben. Normalerweise würde ich jetzt etwas drücken, um das Tempo zu halten, aber hier lasse ich die Fortuna einfach machen. Die packt das mit Höhengewinn. Verrückt!

Steigen satt
Trotz deprimierender Thermikvorhersage des deutschen Wetterdienstes stieg die Fortuna beim allerersten Flug wie eine Göttin. Pro Kreis zwei bis drei Meter Steigen, da kann man an einem angeblich thermiklosen Tag nicht meckern. Alle Grundeinstellungen bis auf die etwas zu geringe Tiefenzumischung zu Butterfly (jetzt 60%) sind erstmal super. Landung in die Hand. Beim allerersten Flug! Was macht einen begeisterten Modellflieger glücklich? Genau das! Der Name Fortuna ist also Programm.
Spätere Flüge bestätigten den ersten Eindruck nur. Bis zu 6 m pro Kreis steigerte ich die Steigrate, obwohl die Thermik eher schwach und oft auch sehr kleinräumig war. „Normale“ Modelle konnten gerade so die Höhe halten, da war die Fortuna schon weit oben. Fliegt man in Thermikstellung aus dem Bart heraus, geht es aber genau so zügig nach unten. Also sofort in Speedstellung und weg aus dem Abwind. Wenn man Höhe abbauen muss, geht das hervorragend durch Rückenflug, Rollen und kurze Ablasser. Setzt man im finalen Landeanflug die Landeklappen, sinkt das Modell langsam und macht dabei kaum Strecke, bleibt aber so zu lange oben. Daher wird hier kräftig gedrückt (beziehungsweise Tiefe zugemischt), dann kann man die Landeanflüge extrem kurz gestalten. Das Fangen mit der Hand ist eine leichte Übung, man muss aber die Butterflystellung sehr genau passend steuern, sonst fällt das Modell womöglich vorzeitig auf den Boden. Klar, die Wölbklappen gehen fast senkrecht nach unten (wenn man will auch mehr) – und das tötet jeden Auftrieb. Beim Einfahren fällt der Flieger dann deutlich durch. Aber das kennen Butterfly-Erfahrene ja.

Nichts ist umsonst
Natürlich hat das alles seinen Preis, aber nicht nur finanziell. Solche Modelle sind empfindlich. Mal schnell mit der Hand mit Kraft die Fläche zusammendrücken, um die Härte zu testen, das sollte man bleiben lassen. Gerade die Flächen sind zwar erstaunlich druckunempfindlich, aber eben fast überall hohl (vergleiche den Baupraxis-Artikel in der FMT 04/2016). Zum Zusammenstecken der Flächen also niemals einfach irgendwo anfassen, sondern immer an den Stellen, die besonders verstärkt sind. Also etwa am Flächenknick, am Holm, an den Stützrippen. Die Leitwerke kommen einem wie Vogelfedern vor, sie sind so zart wie das verwendete Gewebe und daher entsprechend fragil. Im Flug passiert da nichts, aber wehe, man eckt irgendwo an. Für grobe Kerle ist ein solches Modell also nichts. Jetzt komme bitte keiner und meine, das sei dann nichts für den Baumeister; ich kann nämlich sehr einfühlsam und zart sein. Immerhin wirbt der Hersteller damit, dass mit der 1.500-g-Version mit 300 g Ballast Wind von bis zu 7 m/s bewältigt werden kann. Das entspricht etwa 25 km/h. Ich kenne Leute, die fliegen da schon gar nicht mehr.

Fazit
Die Fortuna ist Valentas/Schmierers bisher edelstes F5J-Modell. Natürlich kann man den Edelvogel auch ohne Motor ausrüsten (F3J). In beiden Fällen ist die Fortuna ein Gerät, das mit anderen Top-Modellen mithalten kann. Erste Erfolge bei Wettbewerben bezeugen dies. Wie erwähnt, ist mir das aber nicht wichtig, sondern nur mein persönlicher Spaß (ach, wie egoistisch). Aber den habe ich definitiv. Sowohl der Bau als auch das Fliegen dieses Thermikwunders machen mir großen Spaß. Im Klaren muss man sich aber sein, dass solche Modelle empfindliche Primadonnen sind und auch beim Bau keine Fehler zulassen. Entweder man verfügt über die nötige Erfahrung oder hat erfahrene Hilfe. Das gilt auch für die Programmierung. Fliegerisch sind solche Modelle komplett auf der gutmütigen Seite. Nur grob darf man damit nicht umgehen. Aber das machen wir ja mit keinem Modell, gell?
Fortuna F5J
Verwendungs- Elektrosegler für die
zweck: Wettbewerbsklasse F5J
Modelltyp: ARF-Modell
Hersteller/ Vertrieb: Valenta/Modellbau Schmierer
Bezug und Info: www.modellbau-schmierer.de Tel. 0711 8873595
Preis: 1.499,- € (alle drei Versionen)
Lieferumfang: fertig gebaute Tragflächen, Leitwerke, Rumpf mit Haube, Flächenverbinder, Kleinteile inkl. LDS-Anlenkungen
Erforderliches-Zubehör: RC- und Antriebskompo nenten
Bau- u. Betriebsanleitung: drei Seiten auf Homepage (www.valentamodel.cz) mit Ausrüstungsvorschlägen, Einsatzzweck und Ausschlägen/ Schwerpunkt
Aufbau
Rumpf: aus CFK
Tragfläche: aus CFK-Spread-Tow
Leitwerk: aus CfK-Spread-Tow
Kabinenhaube: aus GFK
Motoreinbau: Frontspant-Montage
Einbau Flugakku: Klettband/Akkubrettchen
Technische Daten
Spannweite: 3.820 mm
Länge: 1.770 mm
Spannweite HLW: 800 mm
Flächentiefe an der Wurzel: 580 mm
Flächentiefe am Randbogen: <70 mm (elliptisch)
Tragflächeninhalt: 75,4 dm²
Flächenbelastung: 21,2 g
Tragflächenprofil: Dirk Pflug 8% (speziell für Valenta)
Profil des HLW: k.A.
Gewicht/ Herstelleragabe: 1.500g (1.800 g mit Ballast)
Fluggewicht Testmodell o. Akku: 1.480 g
mit 3s-1.300-mAh-LiPo: 1.598 g
Antrieb vom Hersteller empfohlen und verwendet
Motor: Reisenauer Tenshock mit Getriebe 5:1
Regler: YGE 35 LVT
Propeller: GM 16×8“
Akku: SLS Quantum 40C 3s-1.300-mAh-LiPo
RC-Funktionen und Komponenten
Höhenruder: MKS HV 6100
Seitenruder: MKS HV 6100
Querruder: 2 × MKS HV 6100
Wölbklappen: 2 × KMST XV 10-911
Verwendete Mischer: Butterfly
Empfänger: Jeti REX 9-Kanal
Empf.-Akku: BEC-Regler