

TEST: DFS Habicht von Schmierer Modellbau
Kunstflug-Urgestein
Mit dem DFS Habicht liefert Jürgen Schmierer einen legendären Kunstflugboliden, der mit seiner Spannweite von knapp 3,7 m eine beachtliche Erscheinung darstellt, aber trotzdem noch gut zu handeln ist. Hinzu kommt die ganz besondere Form dieses Oldtimers, die Abwechslung in die Szene des lautlosen Modellkunstflugs bringt.

In Gemischtbauweise
Was bietet der Modellbaumarkt, wenn man sich für einen Habicht entscheidet? In der kleineren Kategorie (um die zwei Meter Spannweite) werden einige Modelle zum Teil auch weit vorbereitet angeboten. In der größeren Klasse sieht es schon dürftiger aus. Hier sticht das Modell von Schmierer heraus. Mit einem Abfluggewicht von etwa sieben Kilogramm halten sich die Anforderungen an die Schleppmaschine noch in Grenzen und auch der Start am Hang ist ohne größere Probleme möglich.
Von einem Bausatz zu sprechen, wäre sicher fehl am Platze. Was von Schmierer geliefert wird, sind Fertigteile, die noch mit dem entsprechenden Equipment bestückt werden müssen, um daraus ein flugfähiges Modell zu machen. Doch der Reihe nach: Anders als beim hölzernen Original ist der Rumpf in GFK-Bauweise gefertigt. Das macht ob der rundlichen Formen auch Sinn und gibt dem Ganzen auch die notwendige Stabilität und Widerstandsfähigkeit. Die Qualität kann als hervorragend bezeichnet werden.
Auch Details wie Kufe und Hecksporn-Anformung sind vorhanden. Auflage und Aussparung für das Höhenleitwerk passen exakt und die Schraubbefestigung dafür ist bereits fertig. Auch die Lagerung des Seitenruders wurde schon vom Hersteller erledigt. In der Seitenflosse ist eine Hartholz-Finne eingeklebt, an der sich die Alu-Lager zur Aufnahme des Ruderblattes befinden. Das in Holzbauweise erstellte Ruderblatt ist auch komplett fertig, sodass zur Befestigung nur noch von oben der beiliegende Stahldraht durchgeführt werden muss. Im Bereich der Flächenaufnahme sind alle Rumpföffnungen für Kabeldurchführung, Flächenverbinder und Flächensicherung schon eingebracht. Lediglich für die elektrische Verbindung zu den Flächen mussten die Öffnungen etwas vergrößert werden. Wie beim Original hat der Rumpf keine geschlossene Haube, sondern lediglich eine kleine Windschutzscheibe. Diese Öffnung wäre zu klein, um alle RC-Komponenten einbauen zu können und den Zugriff darauf zu ermöglichen. Die Lösung dafür ist, dass in diesem Bereich einfach ein größeres Stück des Rumpfs zusammen mit dem Cockpit abnehmbar ist und somit der Innenraum ausreichend zugänglich wird. Die dafür notwendige Kabinenhaubenverriegelung ist bereits eingebaut.
Ein echtes Highlight sind die in Holzbauweise erstellten fertigen Flächenhälften. Mit einer Tiefe von 42 cm an der Wurzelrippe sind das schon mächtige Teile. Bis auf den Einbau der Servos mit Anlenkungen und das Anbringen von Ruderhörnern an den Querrudern ist alles fix und fertig, das gilt auch für die Flächensteckung. Als Verbinder dient ein 16 mm dicker CFK-Stab, der mit 36 cm Länge recht kurz geraten ist. Offensichtlich ist aber die Aufnahme und Kraftüberleitung in den Flächen ausreichend dimensioniert, jedenfalls hat es im späteren Flugbetrieb keine Stabilitätsprobleme gegeben.
Die Flügel sind sauber bespannt und dem Vorbild entsprechend mit aufgeklebten Kunstflug- streifen verziert. Eine kleine Falte im Bereich des Flügelknicks konnte leicht nachgebügelt werden. Dabei wurde auch deutlich, dass es sich offensichtlich um hochwertige Folie handelt. Die Bauqualität der Flächen ist auch im Hinblick auf den Möwenknick hoch einzuschätzen. Ein weiteres Sahnestück sind die eingebauten Dreh-/Bremsklappen. Die gesamte Mechanik sitzt in einer GFK-Schale, die in den Flächen verbaut ist. Lediglich die Abdeckung, durch die der saubere Abschluss und Übergang auf der Flächenoberseite gewährleistet wird, ist noch aufzukleben.
Hanna Reitsch und der Habicht
Bei einem solch einzigartigen Segler muss der Blick in die Vergangenheit erlaubt sein. Die Entstehung des Habicht geht auf das Jahr 1936 zurück. Hans Jacobs konstruierte seinerzeit dieses voll kunstflugtaugliche Segelflugzeug. Berechnungen und Erprobungen einiger Komponenten erfolgten durch die Deutsche Forschungsanstalt für Segelflug (DFS). Seinen großen Auftritt hatte der Kunstflugsegler bei den olympischen Spielen 1936 in Berlin. Vier Exemplare waren rechtzeitig fertiggestellt worden, die u.a. durch Hanna Reitsch in und über dem Olympiastadion in atemberaubenden Flugvorführungen präsentiert wurden.
In den 1930er Jahren wurden viele Flugveranstaltungen im In- und Ausland durch den Habicht geprägt. Neben dem Kunstflug gab es aber auch den militärischen Einsatz. Mit auf bis zu sechs Meter gekürzten Flügeln wurde der sogenannte Stummel-Habicht zum Training zukünftiger Piloten des Raketenjägers Me-163 eingesetzt.
Nur ganz wenige Habichte haben den Krieg überstanden, einer ist in einem Museum in Paris zu bestaunen. Dennoch gibt es heute flugfähige Neubauten. Nach längerer Recherche konnten zum Teil verschollene Zeichnungen zusammengetragen und ein Exemplar durch den Oldtimer Segelflugclub Wasserkuppe gebaut werden. Ein anderer flugfähiger Habicht wurde von der Familie Zahn nachgebaut und absolvierte 2001 seinen erfolgreichen Erstflug. Das Modell von Schmierer mit den roten Kunstflugstreifen orientiert sich im Wesentlichen an diesem Vorbild. Neuerdings fliegt übrigens ein weiterer, dritter Neubau beim Flugsportverein Vaihingen/Enz.
Da ist noch was zu tun
Der Habicht von Schmierer ist trotzdem eher etwas für erfahrene Modellbauer und -flieger. Das wird spätestens dann klar, wenn man nach einer Bauanleitung oder ähnlichen Hinweisen sucht. Außer ein paar Werten zu Schwerpunkt und Ausschlägen findet sich nämlich nichts. Ähnlich mager sieht es beim Zubehör aus. Es werden zwar die größeren Teile in hochwertiger Qualität und fortgeschrittener Vorfertigung geliefert, Zubehör wie Anlenkungen, Ruderhörner oder andere Kleinteile sind jedoch Mangelware. Im Falle der Ruderhörner habe ich mich dazu entschlossen, diese aus GFK-Platten selbst in der gewünschten Größe herzustellen. Die Ruder sind an den entsprechenden Stellen verstärkt, so dass die GFK-Teile dort direkt eingeklebt werden können. Das Seitenruder habe ich beidseitig mit Fesselfluglitze angelenkt, sodass hier ein durchgehendes Ruderhorn zum Einsatz kommt. Beim Querruder verwende ich kurze 2,5-mm-Gestänge, beim Höhenruder sitzt in jeder Hälfte ein Servo, von dem aus 2-mm-Gestänge die Kraft auf die Ruder übertragen. Flache Exemplare wie das Hitec HS 125 MG passen gut hinein und lassen sich mit den seitlichen Befestigungslaschen auch gut an eingeklebten Kiefernleisten verschrauben.
Für die elektrische Übertragung zum Rumpf gibt es einen Durchlass im Bereich der Höhenleitwerksauflage. Da das Leitwerk abnehmbar ist, sollte mittels Verlängerungskabel und Stecker/Buchse die Verbindung zum Empfänger im Rumpfvorderteil hergestellt werden. Die Anforderungen an die Flächenservos sind da schon deutlich höher. Schließlich muss ein 1,25 m langes und 8,5 cm breites Querruder bewegt werden. Rudermaschinen mit einer Stellkraft von ca. 5 kg sind hier das Minimum. Zur Befestigung können diese eingeschrumpft und auf ein kleines Sperrholzbrettchen geklebt werden, welches anschließend im Flügel ebenfalls verklebt wird. Als Abdeckung der Flächen- und Höhenleitwerksservos dienen fertige Deckel, in die im Fall von Quer- und Höhenruder noch Schlitze für die Servohebel einzuarbeiten sind. Die Rudermaschinen für die Störklappen verschwinden komplett in den Flächen. Hier genügen Exemplare in der Größenordnung des Hitec HS 81. Ein Stahldraht mit offenem Ende als Verbindung zu den Klappen wurde schon vom Hersteller montiert, hier ist nur noch der Anschluss am Servohebel vorzunehmen. Kabel sind in den Flächenhälften bereits eingezogen, es empfiehlt sich jeweils die Verwendung von Zentralstecker und -buchse (z.B. MPX grün) als Verbindung zum Rumpf.
Auch im vorderen Rumpfbereich fallen noch ein paar Arbeiten an. Schließlich sind noch die Rudermaschinen für Seitenruder und Schleppkupplung sowie Empfänger und Akkuweiche irgendwie und irgendwo zu platzieren. Ich habe mit Hilfe von Pappschablonen zwei Spanten aus 5-mm-Sperrholz als Auflage für ein Brettchen hergestellt, das die genannten Komponenten aufnimmt. Das Ganze ist etwa im Bereich der Flächenvorderkante platziert und verstärkt gleichzeitig noch den Rumpf. Es wäre wünschenswert, dass Schmierer hierfür wenigstens eine Skizze oder Papierschablone mitliefert.
Zwischen den Flächenansätzen habe ich im Bereich von Nasen- und Endleiste weitere Verstärkungen in Form von Buchenrundholz-Stäben verklebt. Etwas schwer getan habe ich mich beim Befestigen der Windschutzscheibe. Letztlich habe ich diese mit Klebeband provisorisch angebracht und dann mit kleinen 2-mm-Schrauben befestigt. Zum besseren Sitz der Schrauben wurden von unten kleine Holzabschnitte verklebt.

Der letzte Schliff
Was noch fehlt, ist die Schleppkupplung. Hier kann entweder ein handelsübliches Exemplar verbaut oder na ch alter Väter Sitte eine einfache Variante mit Schlitz in der Rumpfseitenwand und Stahldraht selbst hergestellt werden. Zu beachten ist in beiden Fällen, dass man mit den vorn im Rumpf zu platzierenden Empfänger-Akkus nicht in Konflikt gerät.
Aufgrund der kurzen Rumpfnase wird einiges an Gewicht benötigt. Ich habe zwei Vierzeller der Größe Sub-C in einer Sperrholzhalterung verbaut und benötige trotzdem noch ca. 400 g Blei. Querruder, Höhenruder und Landeklappen sind jeweils mit zwei Servos angesteuert, dazu kommen noch Seitenruder, Schleppkupplung und zwei Akkus zur Stromversorgung, sodass ein Empfänger mit mindestens 10 Anschlüssen benötigt wird. Bei mir kommt der Graupner HoTT GR-24 in Verbindung mit der Akkuweiche PRX 5 A zum Einsatz.
Da das rot-weiße Habicht-Modell dem Vorbild der Familie Zahn nachempfunden ist, habe ich mir auch deren Kennung (D-1901) anfertigen lassen, um damit dem Segler den letzten Schliff zu geben. Die Sicherung der Flächen erfolgt mittels Gummi oder Feder, die in Haken in der Wurzelrippe eingehängt werden. Das wirkt etwas rustikal, ist aber völlig ausreichend. Damit steht dem Erstflug des gut 6,2 kg schweren Modells nichts mehr im Wege.
Hang oder F-Schlepp?
… Diese Entscheidung wurde mir beim Erstflug abgenommen, als an einem sonnigen Tag die Windrichtung an unserem Haushang nicht passte, auf dem Flugplatz aber mit der Czmelak von Airworld eine zugkräftige Schleppmaschine zur Verfügung stand.
Also nicht lange fackeln und los geht‘s. Der Habicht rutscht auf dem glatten GFK-Rumpf nur wenige Meter, lässt sich dabei mit dem Querruder problemlos in der Waage halten und ist ruckzuck in der Luft. Es zeigte sich schon beim ersten Schlepp, dass er etwas heftig auf das Höhenruder reagiert. Die Ursache war schnell gefunden, es fehlten noch gut 100 g Blei in der Nase und die Größe des Ausschlags musste noch ein wenig nach unten korrigiert werden. Bei den weiteren Flügen war dann alles okay, die Ruderwirkungen sind so, wie man es sich für einen Kunstflugsegler wünscht: angenehm kräftig, aber nicht hektisch. Folgende Werte haben sich bewährt: Querruder 26 mm nach oben, 10 mm nach unten, Höhenruder +/- 22 mm, Seitenruder +/- 65 mm.
Als Nächstes wurde mit dem üblichen Abfangtest nochmals der Schwerpunkt überprüft – das passt jetzt gut. Dann folgt der Gleitflug. Für einen Kunstflugspezialisten ist dieser erstaunlich gestreckt und auch beim Kurbeln im Aufwind zeigt der Habicht ansprechende Leistungen.
Es dauert aber nicht lange und der Kunstflug verführt den Piloten. Schnell ist Fahrt für einen ersten Looping aufgeholt. Ja, das sieht gut aus und es zeigt sich, dass der Habicht ein enormes Durchzugsvermögen hat. Was folgt, sind Rolle, Turn, Auf- und Abschwung sowie Rückenflug. Alles gelingt in hervorragender Manier. Die Geschwindigkeit kann gut aus der einen in die andere Figur mitgenommen werden. Bei den Figuren macht sich die gute Wirkung des großen Seitenruders positiv bemerkbar.
Das fantastische Flugbild und exzellente (Kunst-)Flugeigenschaften, die eher einem modernen Segler zugetraut werden, machen den Habicht zu einem außergewöhnlichen Modell. Aufgrund der guten Gleiteigenschaften muss die Landung entsprechend eingeteilt werden. Die Bremsklappen sind dabei sehr hilfreich. Beim Setzen der Klappen geht der Segler nur leicht auf die Nase, eine Zumischung von Höhenruder halte ich nicht für erforderlich.

Weitere Testflüge erfolgten am Hang. Da unser Gelände im Bereich der Startstelle nur flach abfällt, wird per Flitschengummi gestartet. Dafür wurde ein Haken an der Rumpfunterseite vor der angedeuteten Kufe angebracht. So kommt der Habicht sicher in die Luft und kann am Hang sein ganzes Spektrum zeigen. Neben den schon erwähnten Manövern kommen noch Negativfiguren hinzu. Bei Windstärken von 3-4 Bft fühlt er sich am wohlsten, trotzt aber ohne Probleme auch stärkeren Winden. Im Aufwind ist schnell wieder Höhe für die nächste Kunstflugsequenz erreicht.
Die richtige Größe
Sie haben Spaß am Segelkunstflug und suchen ein außergewöhnliches Modell? Dann ist der Habicht von Schmierer in der engeren Wahl. Er ist nicht zu klein, sondern groß genug, um mit Erhabenheit, Eleganz und einer gewissen Ruhe durch die Figuren zu ziehen. Die einzelnen Modellkomponenten werden in hoher Qualität und Vorfertigung geliefert. Der insgesamt positive Eindruck wird aber durch das Fehlen von Anleitung und Zubehör (wie Ruderhörner und Anlenkungen) getrübt.
TESTDATENBLATT | DFS Habicht
Verwendungszweck: Segel-Kunstflug
Modelltyp: Teilesatz in Gemischtbauweise
Hersteller/Vertrieb: Schmierer Modellbau
Bezug und Info: direkt bei: Schmierer Modellbau http://modellbau-schmierer.de,
Tel.: 0711 8873595 Preis: 1.200 € (bespannt)
Lieferumfang: GFK-Rumpf mit fertig eingebauter Lagerung für Seitenruder, abnehmbares Cockpit mit Verriegegelung, Flächen- und Leitwerksteile in Holz gebaut, bügelt und mit Zierstreifen versehen, CFK-Flächenverbinder, Windschutzscheibe
Erforderl. Zubehör: Alle Ruderhörner und Anlenkungen, Sperrholz für den Rumpfausbau, Schleppkupplung, Kleber, RC-Komponenten
Bau- u. Betriebsanleitung: keine, nur Angaben zu Ausschlägen und Schwerpunkt
AUFBAU
Rumpf: aus GFK
Tragfläche: Holz, teilbeplankt, mit Folie bespannt
Leitwerk: Holz, teilbeplankt, mit Folie bespannt
TECHNISCHE DATEN
Spannweite: 3.664 mm
Länge: 1.720 mm
Spannweite HLW: 740 mm
Flächentiefe an der Wurzel: 420 mm
Flächentiefe am Randbogen: auslaufend
Tragflächeninhalt: ca. 105 dm
Flächenbelastung: 59,2 g/dm
Tragflächenprofil Wurzel: keine Angaben
Tragflächenprofil Rand: keine Angaben
Profil des HLW: ebene Platte
Gewicht/Herstellerangaben: keine Angaben
Fluggewicht Testmodell: 6.220 g
RC-FUNKTIONEN UND KOMPONENTEN
Höhe: Hitec HS 125 MG
Querruder: Hitec HS 645 MG
Seite: Hitec HS 645 MG
Schleppkupplung: Hitec HS 645 MG
Verwendete Mischer: Querruderdifferenzierung
Fernsteuerung: Graupner MC-20 HoTT
Empfänger: Graupner GR-24
Empf.- Akku: 2 × 4s SUB-C 2.400 mAh mit Weiche (PRX 5 A)