

FUNRACER im Wulf-Pelz
RaceWulf von Multiplex
Die neue RaceWulf folgt thematisch dem FunRacer, hat jedoch an Format und Vorbildähnlichkeit gewonnen. Während der reinrassige Sportler schlank und windschlüpfrig solo oder im Dogfight flink durch die Luft rast, rennt die Neue mit breiter Brust Richtung Auto-bahn-Richtgeschwindigkeit. Typisch Multiplex wäre, wenn sich dem martialischen Auftritt im wuchtigen Warbird-Layout zum Trotz viel Leistung mit wenig Tücke paarte.

Schnellstart
RR steht bei Multiplex für Receiver Ready und markiert mit eingebautem Antrieb sowie Servos eigentlich die mittlere Ausstattungsstufe einer Modellreihe. Eigentlich, da die RaceWulf weder als Baukasten noch als RTF-Modell angeboten wird, sondern nur RR. Zu bauen und zu tüfteln gibt es also nichts, vielleicht fünfzehn Minuten trennen den ungeduldigen Piloten nach dem Auspacken vom Erstflug – wenn ein 3s-LiPo mit 2.200 bis 2.600 mAh sowie ein Empfänger ab fünf Kanälen, der Sender und ein Fläschchen (normaler) Sekundenkleber fürs Höhenleitwerk bereitliegen.

Bei aller Vorfreude aufs Fliegen lohnt sich doch ein zweiter Blick aufs Gebotene. Wie geschleckt kommt der Renner aus dem Kasten. Die Schaumoberfläche ist schön glatt und das großflächige Dekor ist faltenfrei aufgebracht. Das kraftstrotzende Vorbild, die Focke-Wulf Fw 190, sorgt auch im kleinen Maßstab für einen imposanten Auftritt. Beeindruckend ist auch, wie grifffest und verwindungssteif sich der CFKverstärkte Foamie präsentiert. Zugang zur Technik gewährt die abnehmbare Kabinenhaube, die mit einem vertrauenerweckend stramm zupackenden Magnetverschluss ausgestattet ist. Diese verschleißfreie Lösung gefällt mir noch besser als die bei anderen Multiplex-Modellen verwendeten Schnappverschlüsse.

Power-Paket
Nur scheinbar falsch am Platz ist der für ein Modell dieser Größe recht klotzige Roxxy BL-Control 755 S-BEC. 55 A an 3s in einem knapp 1 m spannenden Modell sind ein handfestes Indiz für die leistungsbetonte Auslegung des Flitzers. Auch der robuste Motorspant, nicht aus Plastik oder Holz, sondern ein solides Aluteil, kündet von den ungewöhnlich großen Kräften, die hier im Flugbetrieb walten werden. Bis zu 630 W Dauerleistung liefert der Roxxy BL Outrunner C35-42-1160kV, der gleiche Motor wie im FunRacer, die auf nur rund 1.100 g Fluggewicht treffen. Selbst doppelt so schwere Modelle wären mit diesem 35 mm dicken, Neodym-Magnet-bestückten Kraftmeier noch ordentlich motorisiert.

Ebenfalls bereits an Bord sind vier Mul-tiplex-Servos vom Typ MS-12020 MG. Wichtigstes Ausstattungsmerkmal der 8,5-g-Leichtgewichte ist ihr speedfestes Metallgetriebe. Die Ruderausschläge samt Expo und Querruderdifferenzierung sind ebenso wie der Schwerpunkt in der Anleitung vorgegeben.

Gänsehaut garantiert
Per Gasknüppel entfesseln wir den Wolf in unserem Dogfighter. Vom wütenden Knurren im Drehzahlkeller bis zum freudigen Jaulen bei Volllast jagt das nach Freiheit strebende Wildtier in Windeseile durch alle Tonarten. Noch gefangen im festen Klammergriff der Wurfhand, vermittelt die Race-Wulf so viel Verve, dass es sicherlich auch routinierte Profis wohlig im Genick bitzelt. Zum Start nehmen wir das Gas aber wieder ein Stück zurück – maximal Zweidrittel sagt die Anleitung – und sammeln alle Sinne, zumal Multiplex den Handstart in ungewohnter Rückenlage empfiehlt. Dann drei, zwei, eins und – so schnell ist die gar nicht, wollte ich noch sagen, als der Propeller richtig greift und die RaceWulf in luftige Höhen katapultiert. Der Start mit dem Bauch nach oben entpuppt sich als unvermutet einfach, das Modell pfeilt ohne Durchsacken sauber weg und ist in Sicherheitshöhe, bevor ich mit Ziehen statt Drücken am Höhenruder einen Anfängerfehler begehen könnte. Ein kurzes Anstupsen des Querruders bringt sie in Normalfluglage und vermittelt dem Piloten einen ersten Eindruck vom knackig-direkten Ansprechverhalten des Racers.

Übrigens: Auch der Start in Normalfluglage funktioniert einigermaßen stressfrei, wenn der Hinweis in der Anleitung beachtet wird. Die RaceWulf sollte mit maximal Dreiviertelgas recht steil (mit rund 30°) und am besten auch leicht nach rechts geneigt abgeworfen werden, um auf den ersten Metern dem starken Antriebsdrehmoment entgegenzuwirken. Sollte das Modell dennoch unheilvoll sofort nach links unten ziehen: Besser nur entschlossen gegensteuern als reflexartig mehr Gas nachschieben. Das verstärkt erfahrungsgemäß nur noch den Linksdrall und verkürzt die Zeitspanne für mögliche Gegenreaktionen. Sobald nach ein paar Flugmetern genug Strömung anliegt, ist von dem potenziell kritischen Flugverhalten nichts mehr zu spüren. Das Einlenken in die Kennenlernrunde erfolgt mit sanften Ausschlägen. Mit etwas Seitenruderzugabe lässt die RaceWulf sich auch wunderbar durch schöne runde Kurven dirigieren. Mit Halbgas ist sie schon flott unterwegs, überfordert aber auch den Speedeinsteiger keinesfalls, der bei jedem Platzüberflug das Gas einen Zacken höher stehen lässt. Die RaceWulf reizt dazu, ihre und die eigenen Grenzen auszuloten. Dabei bleibt sie als gut austariertes Sportgerät immer angenehm neutral, hält souverän die Spur und setzt Kommandos ohne irritierendes Eigenleben um.


Nich‘ lang schnacken...
... Kopp in Nacken. Das feuchtfröhliche Motto aus dem hohen Norden empfiehlt sich auch für RaceWulf-Piloten, wenn sie herzhaft in die Knüppel langen. In Sekunden schmilzt der 1-m-Racer zum Pünktchen am Firmament, um nur einen Augenblick später eiskalt angedrückt mit Gänsehautsound dem Boden entgegenzurasen. Auf Topspeed gejagt, schlüpft die RaceWulf aus ihrer harmlosen weißen Weste und zeigt Zähne. Hart ans Ruder genommen, schnappt sie zornig zu und mutiert zum WerWulf. Bei Vollausschlag auf Quer schleudert sie los wie ein Mixer, den man unversehens aus dem Teig zieht, um im nächsten Moment mit Standgas wohlig wie ein Kätzchen schnurrend durch die Luft zu stromern. Das Tolle: In diesem irren Wechselbad fehlen die unguten Gefühle komplett. Die RaceWulf vermittelt bei aller Bissigkeit auf Anhieb ein tiefes Vertrauen in die Konstruktion. Sie liegt wie Brett, die Fläche muckt nicht bei rabiaten Ruderausschlägen und auch langsam bewegt, ist sie nicht aus der Ruhe zu bringen. Erst spät zeigt sie beim Aushungern die Tendenz, über eine Fläche abzutauchen. Wer es generell zahmer mag, kann auf Höhe und Quer Dual-Rate programmieren. Selbst runtergekühlt auf laue 70% reagiert der Heißsporn immer noch schön lebendig.

Nach fünf Minuten ist es Zeit für die Landung, die – wie schon der Start – einfacher gelingt als vermutet. Allein mit dem Gas lassen sich Höhe und Geschwindigkeit des Anflugs gut dosieren. Auf den letzten Metern bremst das Höhenruder etwas mit und die RaceWulf sackt ins Gras. Nicht ganz so langsam und sanft wie ein Wiesenschleicher, aber immer gut beherrschbar auch von durchschnittlich trainierten Piloten.

Mein Fazit
Speed für alle ist die Mission der RaceWulf, die wie eine geballte Faust durch die Luft hämmert, aber auch die leiseren Töne beherrscht. Speedrookies erobern mit ihr frustfrei die Ü-100-km/h-Zone, Speedjunkies reizen den robust ausgelegten Renner mit 4s und noch stärkeren Antrieben zu Höchstleistung. Alle Könnergrade erfreuen sich an der tollen Fw-190-Optik, deren dominantes Flugbild mir noch mehr zusagt als die sportliche Erscheinung des FunRacer. Mit Qualität, Leistung und untadeligen Speed-Flugeigenschaften hat die RaceWulf alle Tugenden, um zum Rudelführer ihrer Klasse aufzusteigen. Eine Empfehlung für alle, die die linke Spur im Leben lieben und Tempo ohne Reue genießen möchten.
RaceWulf
Verwendungszweck: Rennflugzeug/Dogfighter
Modelltyp: RR-Modell aus Elapor
Hersteller/Vertrieb: Multiplex
Bezug und Info: Fachhandel, Info unter www.multiplex-rc.de, Tel.: 07252 580930
UVP: 239,90 €
Lieferumfang: Rumpf, Kabinenhaube, Tragfläche und Leitwerk aus Elapor; vier Servos, Brushless-Motor und -Regler, Zweiblatt-Luftschraube, Kleinteile, Bauanleitung
Erforderl. Zubehör: Sender und Empfänger ab fünf Kanälen (getrennte Querruder), 3s-LiPo mit ca. 2.200 bis 2.600 mAh und Ladegerät
Bau- u. Betriebsanleitung: neun Seiten deutsch, zahlreiche S/W-Abbildungen, Einstellwerte für Ruderausschläge, Schwerpunktangabe vorhanden; Flugtipps und Sicherheitshinweise
Aufbau
Rumpf: Elapor, fertig lackiert und dekoriert
Tragfläche: einteilig, abnehmbar, Elapor, fertig dekoriert
Leitwerk: Elapor, fertig lackiert und dekoriert
Kabinenhaube: Elapor mit Kunststoffkanzel, fertig lackiert und dekoriert
Einbau Flugakku: großzügiger Zugang über Kabinenhaube mit Magnetverschluss, Befestigung mit Klettschlaufe (eingebaut) und selbstklebendem Klettband (beiliegend)
Technische Daten
Spannweite: 950 mm
Länge: 810 mm
Flächentiefe an der Wurzel: ca. 210 mm
Flächentiefe am Randbogen: ca. 130 mm (rund zulaufend)
Flächeninhalt: 20,56 dm²
Flächenbelas-tung/Herstellerangabe: 53 g/dm²
Flächenbelas-tung/Testmodell: 51,65 g/dm²
Tragflächenprofil: keine Angabe
Gewicht/Herstellerangabe: 1.090 g
Fluggewicht Testmodell: 1.062 g (mit 3s-2.200-mAh-LiPo)
Antrieb im Testmodell eingebaut
Motor: Roxxy Brushless-Außenläufer C35-42 mit 1.160 kV
Regler: Roxxy BL-Control 755 S-BEC mit 55 A
Akku: 3s-LiPo mit 2.200 mAh (verwendet, nicht enthalten)
Propeller: Zweiblatt-Luftschraube 10×7“
RC-Funktionen und Komponenten
Höhenruder: Multiplex MS-12020 MG
Seitenruder: Multiplex MS-12020 MG
Querruder: 2 × Multiplex MS-12020 MG
Verwendete Mischer: keine
Empfänger: mind. 5-Kanal
Empf.-Stromversorgung: BEC des Reglers