

Slick X360 4D von Multiplex
Öffnet die 4. DIMENSION
Der 3D-Kunstflug mit Shockflyern ist seit vielen Jahren etabliert und auf dem Markt gibt es eine Menge geeigneter Modelle. Das sogenannte 4D-Fliegen – also der Kunstflug mit Umkehrschub – war bisher aber eher den Experten vorbehalten. Multiplex will diesen Umstand mit der Slik X360 4D ändern.

Wege zurück
Will man rückwärts fliegen, so haben sich generell zwei Wege etabliert: Ein Verstellpropeller oder ein Regler, mit dem sich die Drehrichtung des Antriebs im Flug ändern lässt, umgangssprachlich gerne Umpolregler genannt. Dank der Schlichtheit des Systems ohne zusätzliche Komponenten und Mechanik wird die Variante Umpolregler immer beliebter, zumal die Umschaltzeiten immer besser werden.
Soll das 4D-Fliegen Spaß machen, so kommt es aber nicht nur auf den Regler, sondern auch auf das Modell an. Große Ausgleichsflächen an den Querrudern und ein hoher Rumpf mit viel Fläche vor dem Schwerpunkt helfen dabei, das Modell auch im Rückwärtsgang kontrollieren zu können. All diese Details sind in die 4D-Version des Slick X360 von Multiplex eingeflossen, zudem ist das EPP mit nur 4 mm nochmals deutlich dünner als bei der normalen 3D-Version, so dass sich ein geringes Gewicht erreichen lässt.

Netz aus CFK
Um trotzdem ausreichend Stabilität und Steifigkeit zu erhalten, ist das Modell mit einem wahren Netz aus CFK-Profilen durchzogen. Bei einem 4D-Modell ist dies besonders wichtig, da die Belastung in zwei Richtungen auf die Konstruktion wirkt.
Die Bauteile sind untereinander so verzapft, dass man beim Zusammenbau nichts falsch machen kann. Für die Verklebungen habe ich je nach Situation UHU Por und mittelflüssigen Sekundenkleber verwendet. Beim Einsetzen der CFK-Profile ins Material habe ich aber nach der bewährten Methode gearbeitet – und diese erst trocken eingelegt und anschließend von außen dünnflüssigen Sekundenkleber in die Aussparungen laufen lassen. Ein untergelegtes Stück Backpapier verhindert dabei, dass das Bauteil beim Durchsickern von Kleber an der Werkbank fest haftet.

Servo-Anforderungen
Die drei notwendigen Servos kommen bereits während des Zusammenbaus an ihren Platz. Für Höhen- und Seitenruder sind Hitec HS40 vorgesehen, das Seitenruderservo muss aber zusätzlich zum Ruder noch den Motor bewegen; denn dieser ist auf seinem Spant beweglich gelagert, so dass man auf dem Seitenruder eine Schubvektor-Funktion hat. Insbesondere im Rückwärtsgang ist dies für die Kontrolle des Modells sehr hilfreich. Wie sich bei mir aber schnell gezeigt hat, ist das kleine Servo hier etwas unterdimensioniert, wenn es mal zu einer Bodenberührung kommt. Gerade beim 4D-Fliegen stehen die Chancen dafür recht gut – so dass ich hier ein Servo mit Metallgetriebe empfehlen würde. Ich habe also ein KST X-08 etwas abgespeckt und somit diese mögliche Fehlerquelle eliminiert. Von Hitec gibt es freilich auch eine passende Lösung: Hitec HS-5065MG.

Sämtliche Anlenkungen am Modell sind mit CFK-Schubstangen und Mikro-Gabel- beziehungsweise -Kugelköpfen realisiert. Das ist leicht, stellgenau und robust. Auch die Lagerung des Motors geschieht mit Hilfe der Kugelköpfe, der Spant selbst kommt wie die übrigen Kleinteile aus dem 3D-Drucker. Gewicht und Stabilität können aber voll überzeugen.

Den Motor...
... bekommt man mit Regler und Propeller als Set-Antriebseinheit, natürlich sind die Komponenten aber auch einzeln erhältlich. Im Testmodell konnte ich sowohl den Roxxy C27-15-1050kV als auch den neuen C28-14-1250kV testen, auf die Unterschiede werde ich später eingehen. Der 4D-Propeller stammt ebenfalls von Multiplex, er besteht aus Kunststoff und kann, was Stabilität und Laufverhalten betrifft, überzeugen. Natürlich ist er etwas schwerer als die CFK-Props der Indoor-Cracks, was eine etwas längere Umpolzeit ergibt, wir sprechen hier allerdings von Sekunden-Bruchteilen. Was den Schub betrifft, so gehört er zum Besten, was ich bisher an 4D-Propellern erprobt habe und er liegt nur überraschend wenig hinter einem klassischen Propeller zurück. Um auf Nummer sicher zu gehen, fixiere ich ihn im 4D-Betrieb immer mit zwei Gummis auf dem Propsaver, da die Kräfte beim Richtungswechsel nicht zu unterschätzen sind.




Gas-Stick in der Mitte
Der 4D-Regler von Multiplex verfügt über ein BEC, das es ermöglicht, den Antrieb auch mit 3s-LiPos zu betreiben. Der Regler selbst ist schön leicht und kompakt, die serienmäßigen Kabel sind aber leider etwas steif und unbeweglich.
Fliegt man 4D, so steht der Antrieb, wenn sich der Gas-Stick in der Mitte befindet. Nach vorne und hinten hat man dann jeweils Schub in der entsprechenden Richtung. Zusätzlich habe ich eine zweite Flugphase programmiert, in welcher der Gasknüppel und der Antrieb auf bekannte Weise und nur vorwärts funktionieren. So hat man beim normalen Kunstflug mehr Gefühl am Gas und kann das Modell auch klassisch fliegen – hat aber per Schalter die Möglichkeit, direkt zwischen den beiden Modi zu wechseln. Auch einem 4D-Einsteiger würde ich dies so empfehlen. Denn kommt man mit der Vorne-hinten-Stellung nicht mehr klar, so genügt es, den Schalter für die Flugphase umzulegen und schon fliegt das Modell wieder normal und wie gewohnt.


Zweimal Roxxy
Für die ersten Flüge hatte ich noch den „alten“ 4D-Antrieb, den Roxxy C27-15-1050kV, verbaut. Die Leistung war damit bereits ausreichend und das Modell auch outdoor gut motorisiert. Das Abbremsen in Abwärtspassagen beziehungsweise allgemein beim 4D-Fliegen war als gut zu bezeichnen. Der neue Roxxy C28-14-1250kV ist hingegen ein wahrer Dampfhammer: Bei nur 2 g mehr Motorgewicht hat man deutlich mehr Leistung zur Verfügung. Dieser Antrieb spielt geradezu mit dem knapp 180 g leichten Modell. Die Umpolzeiten des 4D-Reglers sind auch im Vergleich mit den sonst erhältlichen Alternativen als sehr gut zu bezeichnen.
Was die Leistung und das Ansprechverhalten betrifft, so merkt man im normalen Kunstflug kaum etwas davon, dass man einen 4D-Prop fliegt; so dass man nicht auf die Idee kommt, diesen zu tauschen, wenn man ein paar Flüge nur 3D fliegen möchte.

Die Rollrate? Irre!
Dank seiner großen Ruder ist der Slick extrem agil. Fast schon als verrückt kann man aber die Rollrate bezeichnen. Hier kommt das Auge kaum noch mit, wenn das Modell mehrere Rollen pro Sekunde abspult. Aus diesem Grund kann reichlich Expo auf dem Querruder nicht schaden, ich fliege mit knapp 40%. Interessant ist, dass die großen Ausschläge das Modell deutlich sichtbar abbremsen, am besten sieht man das im senkrechten Sturzflug. Insgesamt sind die Konstruktion des Modells und der Antrieb gut aufeinander abgestimmt und der Slick ist für ein Serien-4D-Modell sehr leicht. Das Modell lässt sich so auf extrem engem Raum bewegen und er sollte auch in kleineren Hallen eine gute Figur machen.

Der Slick verhält sich wie erwartet in allen Lagen neutral, die großen Querruder haben aber einen interessanten Nebeneffekt: Bei Vollausschlag hat man kaum noch Ruderwirkung am Leitwerk, da es von den Querrudern abgeschattet wird. Fliegt man aber mit kleineren Ausschlägen, so verhält sich alles normal und Rollenkreise oder -Loopings sind kein Problem. Nun aber zum besonders spannenden Part: Wie funktioniert das Modell im 4D-Bereich? Will man als Einsteiger hier ein Gefühl für das Modell bekommen, sollte man sich einen wirklich windstillen Tag aussuchen. Denn das Flugzeug reagiert beim 4D-Einsatz deutlich stärker auf äußere Einflüsse als beim normalen Fliegen.
Aus dem Sturz abbremsen
Bremst man den Slick aus dem senkrechten Sturzflug ab, so merkt man, dass das Modell wirklich sehr ruhig in der Luft stehen bleibt. Dank der Vektorsteuerung kann man mit dem Seitenruder gefühlvoll korrigieren. Um eine Höhenruder-Wirkung zu bekommen, muss man nur wie beim normalen Torquen etwas mit dem Gas spielen, so dass das Leitwerk durch die Bewegung angeströmt wird. Gibt man voll Querruder und Rückwärts-Schub, so steigt das Modell (wenn es davor sauber ausgerichtet war) stabil rollend nach oben – und zwar so weit, dass man den Slick problemlos unter die Hallendecke befördern könnte.
Die Wirkung des Seitenruders ist in Kombination mit dem Vektor sehr direkt, Turns kommen damit sehr eng. Nimmt man noch den Umkehrschub dazu, so kann man nach der Figur umdrehen und diese nochmals rückwärts fliegen. Auch mehrere dieser Rückwärts-Turns beziehungsweise Drehungen nacheinander sind problemlos machbar. Mit Seitenruder-Einsatz ist selbst ein Rückwärts-Flachtrudeln in der Horizontalen möglich.
Rückwärts-Loops
Bei allen Figuren gilt: Einfach probieren, was möglich ist und darauf achten, wie das Modell dabei reagiert. So bekommt man recht schnell ein Gefühl für das 4D-Fliegen. Das Flugzeug verhält sich stets berechenbar, so dass man sich auch nah an den Boden wagen kann. Wird der Slick beim umgekehrten Torquen (also dem Stehen auf dem Prop mit Umkehrschub) instabil, so lässt er sich einfach mit Rückwärtsschub und Seiten- oder Höhenruder wieder aufrichten und in Normallage bringen.
Dank des kräftigen Antriebs sind auch Rückwärts-Loopings kein Problem. Wichtig ist hier und auch bei allen anderen Figuren, dass man die Ruder in Stellung bringt, ehe man zu viel Rückwärts-Schub gibt – da sich die Servos je nach Ausschlag schwer tun, gegen den Druck anzuarbeiten. Wer jetzt damit rechnet, dass der Antrieb nach drei Minuten kocht und der Akku leergesaugt ist, liegt falsch. Problemlos lassen sich fünf bis sechs Minuten Flugzeit erreichen und nach der Landung sind alle Komponenten lediglich normal warm. Die Abstimmung scheint also sehr gut zu passen.
Robust genug?
Trotz des nur 4 mm dicken EPP ist der Slick sehr robust, so dass die meisten Verknüppler ohne größere Folgen bleiben. Zumindest war das über Gras der Fall. Leider hatte ich nicht die Möglichkeit, das Modell in der Halle zu fliegen. Aus Erfahrung kann ich aber sagen, dass der Slick auch hier eine gute Figur machen wird. Durch die eingeschränkte Höhe in der Halle braucht man für das 4D-Fliegen aber ein wenig Übung, da Boden oder Decke schneller näher kommen als draußen. Gerade mit dem neuen Antrieb sind die Umpolzeiten aber extrem kurz und durch die Leistungsreserven spricht das Modell auch sofort auf die Schubumkehr an – so dass kein nennenswerter „Bremsweg“ benötigt wird. Auch mehrere Richtungswechsel in kurzer Folge sind überhaupt kein Problem.
Mein Fazit
Insbesondere mit der neuen Konfiguration (C28-14-1250kV) stellt der 4D-Antrieb von Multiplex ein ausgereiftes und leistungsfähiges System dar. Der Slick X360 4D ist perfekt auf diesen Antrieb abgestimmt und kann fliegerisch voll überzeugen. Die Konstruktion geht einen sehr guten Kompromiss ein zwischen geringem Gewicht und Stabilität beziehungsweise Alltagstauglichkeit. Damit eignet sich der Slick auch perfekt für den Einstieg in die 4. Dimension. Klasse sind auch die langen Flugzeiten, die geringen Ansprüche an die Akkutechnik und nicht zuletzt die Outdoor-Tauglichkeit.
Slick X360 4D
Verwendungszweck: 3D/4D-Fliegen
Modelltyp: Baukasten
Hersteller/Vertrieb: Multiplex
Bezug und Info: Fachhandel, Infos unter www.multiplex-rc.de, Tel.: 07252 580930
UVP: 80,30 €
Lieferumfang: bedruckte Bauteile aus 4-mm-EPP, CFK-Profile für Verstärkungen, Anlenkungsund Kleinteile, Räder, Anleitung
Erforderl. Zubehör: Klebstoff, RC-Komponenten und Antrieb
Bau- u. Betriebsanleitung: 10 Seiten mit Skizzen und Baubeschreibung
Aufbau
Rumpf: EPP-Kreuzrumpf mit CFK-Verstärkungen
Tragfläche: EPP-Platte mit CFK-Verstärkungen, Ruderscharniere fertig gefräst
Leitwerk: EPP-Platte mit CFK-Verstärkungen, Ruderscharniere fertig gefräst
Motoreinbau: Montage auf 3D-gedrucktem Vektor-Spant
Einbau Flugakku: Klemmung im Rumpf/Klett
Technische Daten
Spannweite: 860 mm
Länge: 970 mm mit Vektor-Spant
Spannweite HLW: 410 mm
Flächentiefe an der Wurzel: 233 mm
Flächentiefe am Randbogen: 13 mm
Tragflächeninhalt: 15,6 dm²
Flächenbelastung: 11,3 g/dm²
Tragflächenprofil: Platte
Profil des HLW: Platte
Gewicht/ Herstellerangabe: 185 g
Fluggewicht Testmodell o. Flugakku: 146 g
mit 3s-350-mAh-LiPo: 179 g
Antrieb im Testmodell eingebaut
Motor: zuerst Roxxy C27-15-1050kV, dann Roxxy C28-14-1250kV (MPX 4D-Performance-Antriebsset)
Regler: Roxxy 725 4D (MPX 4D-Perfomance-Antriebsset)
Propeller: MPX 4D-Prop (MPX 4D-Performance-Antriebsset)
Akku: 3s-350-mAh-LiPo
RC-Funktionen und Komponenten
Höhenruder: Hitec HS -40
Seitenruder: Hitec HS-40, später ersetzt durch abgespecktes KST X-08
Querruder: Hitec HS 5085MG
Verwendete Mischer: verschiedene Gaskurven für 3D/4D
Empfänger: Jeti R7 Indoor
Empf.-Akku: BEC